Auf den Flügeln des Adlers
heißen?« Sarahs hübsches Gesicht verdüsterte sich. »Loyalität wem gegenüber?«
»Der Königin.«
»Damit meinst du doch nur die Welt des weißen Mannes«, spottete sie. »Er ist gegangen, weil er als halbblütiger Schwarzer nicht akzeptiert wurde. Ich weiß alles über Peters so genannte Fahnenflucht.«
»Woher?«
»Die Fahrer der Ochsengespanne legen bei Tante Kates Laden ihre Pausen ein und erzählen ihr alles, was draußen im Westen so passiert. Als Tante Kate von Peters Desertion hörte, sagte sie, er hätte nie zur Polizei gehen sollen, weil er viel zu klug sei, um als Greifer zu enden.«
»Ich bin also dumm«, entgegnete Gordon wütend. »Willst du das damit sagen?«
»So habe ich es nicht gemeint«, erwiderte sie entschuldigend. »Zu dir passt ein Leben als Polizist, aber für meinen Bruder war es nie das Richtige. Nicht nach dem, was die meinen Eltern angetan haben.«
»Du kannst die Polizei nicht für das Schicksal deiner Eltern verantwortlich machen«, hielt Gordon ruhig dagegen. »Dein Vater war ein berüchtigter Buschläufer, der sehr wohl wusste, welches Risiko er einging.«
»Und meine Mutter?«, fragte sie bitter. »Sie ist nur aus Liebe bei meinem Vater geblieben, obwohl sie so unterschiedlich waren. Hatte sie es verdient, niedergeschossen zu werden, nur weil sie ihn liebte?«
Unbehaglich trat Gordon von einem Fuß auf den anderen. Das Gespräch entwickelte sich nicht so, wie er es erhofft hatte. Er wollte von Dingen sprechen, auf denen die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau beruhte. »Den Berichten von damals zufolge war der Tod deiner Mutter ein Unfall«, sagte er leise, um ihren aufsteigenden Zorn zu besänftigen. »Sie wurde nicht ermordet.«
»Ich war dabei, Gordon«, sagte Sarah leise. Sie starrte an ihm vorbei in die samtschwarze Nacht hinaus. »Ich kann nie vergessen, wie sie brennend im Feuer lag, während wir hilflos zusehen mussten. Für mich war es Mord, und ich bin froh, dass mein Bruder nicht mehr mit den Leuten reitet, die auch anderen, wie dem Volk meiner Mutter, solche Dinge angetan haben.« Sarahs Blick heftete sich erneut auf Gordons Gesicht.
»Ich liebe dich, Gordon, ich habe dich immer geliebt. Wenn du mich liebst, dann musst du den Dienst quittieren und dir eine andere Beschäftigung suchen. Ich könnte niemals mit einem Mann leben, der für die Menschen arbeitet, die meine Eltern getötet haben. Ich würde nicht einmal erwarten, dass du mich heiratest. Ich liebe dich genug, um deine Geliebte zu werden. Viel mehr brauche ich nicht.«
Ihre Offenheit überwältigte Gordon. Mit hastigen Schritten ging er zu ihr, kniete sich neben ihren Stuhl und nahm ihre Hände in die seinen. »Ich glaube, ich habe dich immer geliebt, Sarah. Sogar damals, als wir klein waren und du uns überallhin gefolgt bist. Du warst eine richtige Plage«, erinnerte er sich mit leisem Lachen. »Irgendwann bist du in mein Leben gekommen und ein Teil davon geworden.«
»Soll das heißen, dass du den Polizeidienst quittieren und mit mir leben würdest?« Sie strich ihm über das Gesicht. »Tante Kate könnte dir in ihrer Firma Arbeit geben. Das weiß ich, ich habe sie nämlich schon gefragt.«
»Und ich weiß, dass deine Tante Kate es nie zulassen würde, dass ihre Nichte als ehemalige Klosterschülerin mit mir in Sünde lebt«, lachte er. »Also werde ich den Dienst wohl oder übel quittieren müssen.«
»Ist das etwa ein Heiratsantrag, Inspektor James?«, fragte sie, und Gordon nickte.
»Dann nehme ich ihn an«, erwiderte sie leise.
Als er sie in seine Arme riss, protestierte sie nur schwach dagegen, dass er ihr neues Kleid zerdrückte. Lachend brachte er sie mit seinen Küssen zum Schweigen.
»Und du scheidest wirklich aus dem Polizeidienst aus?«, keuchte sie, als sie endlich wieder zu Atem kam.
»Gleich morgen«, erwiderte er fröhlich, während er sie an sich drückte und mit ihr auf der Veranda herumwirbelte. Du hast dich geirrt, Peter, dachte er, als sie wieder standen.
Sarah bedeutet mir mehr, als es die berittene Polizei je getan hat.
Nachdem Gordon mit seiner Mutter in deren Buggy abgefahren war, sprudelte eine aufgeregte junge Sarah die Neuigkeit heraus. Kate war überglücklich. Gordon war ein anständiger junger Mann, und natürlich gab es in ihrer Firma Eureka eine Stellung für ihn. Sobald Gordon den Dienst quittiert hatte, sollte die Verlobung bekannt gegeben werden.
Viele Vorbereitungen waren zu treffen, dachte Kate, während sie ihre Nichte betrachtete. Sarah
Weitere Kostenlose Bücher