Auf den Flügeln des Adlers
sah aus, als wollte sie vor Glück zerspringen. Der Priester musste wegen der Mischehe konsultiert werden, denn Gordon war Anglikaner, Sarah Katholikin. Es gab viel zu tun.
Als Gordon seiner Mutter auf der Heimfahrt von seiner Entscheidung berichtete, gratulierte sie ihm zur Wahl seiner Ehefrau. Doch so herzlich und wohlgemeint ihre Glückwünsche auch waren, es irritierte sie, dass er die berittene Eingeborenenpolizei Sarahs wegen verlassen wollte. Eine Frau durfte einem Mann nicht sagen, was er mit seinem Leben anfangen sollte! Sie selbst hatte Gordons Vater so genommen, wie er war. Dass sein Sohn als Polizeibeamter in die Spuren seines Vaters trat, war nur natürlich. Sie fragte sich, ob er auf lange Sicht glücklich sein würde, wenn er aus dem Polizeidienst ausschied.
Doch am folgenden Tag machte Gordon sich daran, das Versprechen, das er Sarah gegeben hatte, zu erfüllen. Es war nicht leicht gewesen, den Brief zu verfassen, in dem er darum bat, ihn von seinen Pflichten als Offizier der berittenen Eingeborenenpolizei zu entbinden, aber er musste es tun, wenn er ihr seine Liebe beweisen wollte. Nun stand er mit dem Kündigungsschreiben in der Hand vor dem Büro des Polizeichefs und klopfte energisch an die Tür.
»Herein!«, dröhnte eine Stimme.
Gordon trat ein und grüßte den Mann hinter dem Schreibtisch nach Vorschrift. Polizeichef Gales war Lieutenant der Eingeborenenpolizei gewesen, als Gordons Vater Sergeant war. Er war Henry James zum ersten Mal begegnet, nachdem er nach Rockhampton entsandt worden war, um den Sergeant von dessen Posten in der Kaserne vor der Stadt zu entbinden. Ein beunruhigendes Gerücht war umgegangen, demzufolge es eine Auseinandersetzung zwischen dem Sergeant und dessen befehlshabendem Offizier, Lieutenant Morrison Mort, gegeben habe. Mort hatte daraufhin sozusagen formlos den Dienst quittiert, indem er seinen Posten verließ. Die Behörden in Brisbane hatten den hünenhaften englischen Sergeant mit Misstrauen betrachtet, aber Gales hatte an dem sympathischen James nichts auszusetzen gefunden und freute sich, nun den Sohn vor sich zu haben. Wahrscheinlich wollte er sich für die Belobigung bedanken, die er ihm für die erfolgreiche Jagd auf die Kalkadoon ausgestellt hatte.
»Inspektor James, ich freue mich, Sie zu sehen.« Mit diesen Worten erhob sich der Polizeichef gewichtig von seinem Stuhl. Die Zeit – und die von ihm geforderte Verwaltungstätigkeit – hatten seinen einst schlanken Körper beträchtlich in die Breite gehen lassen. »Ich nehme an, Sie haben schon die Neuigkeiten über Ihren Polizisten gehört. Wie hieß er doch? Ach ja, Trooper Duffy.«
Stirnrunzelnd sah Gordon den Polizeichef an, der sich vorbeugte und ihm die Hand reichte. Er war ein umgänglicher Mann, der seine Leute mochte. »Welche Neuigkeiten, Sir?«, erkundigte er sich.
Der Polizeichef hob die Hand, um ihm zu bedeuten, er möge noch einen Augenblick warten. »Bring uns zwei Tassen Tee, Jack!«, brüllte er nach draußen.
»Ja, Sir, kommt sofort!«, erwiderte in der Ferne eine Stimme, die Gordon als die von Sergeant Jack Ferguson erkannte. Ferguson war Kasernenunteroffizier des in Townsville stationierten Kontingents der berittenen Polizei.
»Welche Neuigkeiten gibt es von Trooper Duffy?«, hakte Gordon höflich nach.
Der rundliche Polizeichef blinzelte ihn überrascht an. »Das wissen Sie nicht?«, fragte er. »Ich hab’s gestern erfahren.«
»Ich hatte gestern Abend frei, Sir«, erwiderte Gordon. »Mein Dienst hat erst heute Morgen angefangen.«
»Ah ja. Nun, sieht so aus, als hätte sich Trooper Duffy einem Mann angeschlossen, den wir für tot gehalten haben«, erläuterte Gales, während er zu seinem Schreibtisch zurückging, an dem er normalerweise den Papierkram erledigte. Dahinter hing eine große Wandkarte der Kolonie. »Es sind zwei Berichte eingegangen, dass er sich einem Schwarzen namens Wallarie angeschlossen und mit ihm gemeinsam bewaffnete Raubüberfälle verübt hat. Außerdem haben sie versucht, einen Branntweinhändler, der nach Westen unterwegs war, zu ermorden. Den Meldungen zufolge war das – hier und hier.« Er deutete auf der Karte auf zwei Punkte südwestlich von Townsville.
Wallarie war also bei Peter! Die Vorstellung überraschte Gordon nicht. Gab es im Leben eines Menschen Vorherbestimmung? Er starrte auf die Punkte auf der Wandkarte. »Waren sie zu Fuß? Oder hatten sie Pferde, Sir?«, fragte er.
»Sie waren beritten und gut bewaffnet«, erwiderte Gales. »Der
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