Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
Vom Netzwerk:
Gordons Hand nicht verlassen. Sobald er Peter gefunden und für dessen Sicherheit gesorgt hatte, würde er es übergeben. Sarah würde bestimmt verstehen, wie wichtig das war, was er tat.
    Aber er ritt nicht zu ihr, bevor er mit seiner Streife aufbrach. Im Grunde wusste er, sie würde kein Verständnis dafür haben, dass er sich bereit erklärt hatte, ihren Bruder zu jagen. Wie hätte er ihr klar machen können, dass es nicht nur um seine Pflicht ging, sondern dass er Peter suchen und seine Differenzen mit ihm bereinigen musste, bevor er mit ihr ein neues Leben beginnen konnte? Es war unerlässlich, dass er Peter fand, bevor sich dieser in noch größere Schwierigkeiten brachte. Erst dann würden er und Sarah von dem Fluch befreit leben können, der über ihnen zu liegen schien.

37
    Peter Duffy und Wallarie hatten vier Tage Vorsprung vor der Polizeistreife. Im Augenblick kampierten sie südwestlich von Townsville im dichten Strauchwerk trockener Büsche an einem Wasserloch. Ihre kleine Gesellschaft hatte ein weiteres Mitglied bekommen: ein Mädchen, das halb Chinesin, halb Aborigine war und sich ihnen angeschlossen hatte, nachdem sie einen betrunkenen Kneipenwirt um seine Habe erleichtert hatten.
    Sie hieß Matilda und hatte bis zu deren Tod bei ihrer Mutter gelebt. Dann war sie bei ihrem Stiefvater geblieben, bis dieser sie eine Woche vor dem Überfall an einen auf der Durchreise befindlichen Kneipenwirt verkaufte – für eine beträchtliche Menge guten Gin. Da sie nicht sein eigenes Kind war, hielt sich der alte Goldsucher nicht mit Gefühlsduseleien auf. Dafür war in seinem harten Leben, das ihn in die abgelegensten Gegenden der Kolonie führte, kein Platz.
    Matildas Mutter hatte mit ihrem Vater, einem chinesischen Schafhirten, in einer Rindenhütte auf dem Besitz eines Siedlers gelebt. Als sie eines Tages zu ihrer Behausung zurückkehrte, war ihr Mann ermordet worden und das wenige Gold, das er auf dem Gut westlich von Townsville gefunden hatte, war verschwunden. Sie floh mit ihrer Tochter, die damals noch ein Baby war. Der Goldsucher, der die beiden fand, nahm sie als Köchin bei sich auf, die des Nachts auch seine Bettrolle wärmte.
    Bis sie fünfzehn war, hatte Matilda bei dem weißen Goldsucher und ihrer Mutter gelebt. Dann war ihre Mutter gestorben, nachdem der übellaunige Alte sie verprügelt hatte. Er wollte, dass Matilda den Platz ihrer Mutter einnahm, doch das Mädchen drohte, ihn umzubringen, wenn er versuchte sie anzufassen. Obwohl er die junge Frau fürchtete, war ihm klar, dass ihm ihre exotische Schönheit – mandelförmige Augen, hohe Wangenknochen – einen hohen Preis einbringen würde, wenn er den richtigen Käufer fand. Schließlich gab er sie in eine anständige Stellung, zumindest redete er sich das beim Anblick einer Kiste mit bestem Gin ein, die ihm der Kneipenwirt für ihre »Ausbildung« im Branntweinausschank bot.
    Der Wirt hatte durchaus die Absicht, ihr in seiner Spelunke Arbeit anzubieten – allerdings nicht hinter der Theke, sondern auf einem Feldbett in einem Hinterzimmer des Lokals. In der Horizontale konnte sie eine Menge Geld einbringen, kalkulierte er beim Anblick der appetitlichen Kurven des jungen Mädchens, als Matilda sich über den Tisch beugte, um ihrem Stiefvater und dem Wirt Curryreis mit Rindfleisch zu servieren. Mit dem Goldsucher wurde er sich schnell einig, aber auf dem Weg zu seinem einsamen Branntweinausschank setzte sich Matilda gegen die Annäherungsversuche des Betrunkenen zur Wehr. Daraufhin schlug er sie.
    Ihre Schmerzensschreie riefen Peter auf den Plan. Als er und Wallarie am Ort des Geschehens eintrafen, kniete der Wirt mit heruntergelassenen Hosen über dem jungen Mädchen. Der verhinderte Vergewaltiger war von ihrem Erscheinen so eingeschüchtert, dass sie nicht einmal eine Waffe brauchten, um den schimpfenden Mann auszurauben.
    Wallarie und Peter bedienten sich bei Mehl, Tee und Zucker, während das dankbare Mädchen ihr Baumwollkleid zurechtrückte und ihnen half, den Proviant in den Satteltaschen zu verstauen. Peter griff mit seinem starken Arm nach ihr und hob sie hinter sich aufs Pferd. Sie schlang die Arme um ihn, und dann ritten sie davon.
    Mittlerweile trug Peter nur noch Hose und Stiefel der Eingeborenenpolizei und hatte sich einen Patronengurt über die Schulter und die breite Brust geschlungen. Dagegen hatte Wallarie, der sein Pferd aus der Kaserne der berittenen Polizei in Cloncurry gestohlen hatte, zwar ein altes Hemd und eine Hose an,

Weitere Kostenlose Bücher