Auf den Flügeln des Adlers
Meisterfälscher bei der Hand, der in Hobbs’ Schrift die Zahlen auf die leeren Seiten neuer Bücher übertragen würde, allerdings mit einigen verräterischen Ergänzungen – Ergänzungen, die bei einer Prüfung durch entsprechende Blankoquittungen belegt werden würden.
Die Feder ist wirklich mächtiger als das Schwert, dachte er mit einem höhnischen Grinsen. Um einen Menschen zu vernichten, brauchte man nicht unbedingt jemanden wie Mort.
51
Barcaldine bestand im Wesentlichen aus ein paar Gasthäusern mit weitläufigen, schattigen Veranden und Geschäften, deren Angebot sich auf das Lebensnotwendige beschränkte. Außerdem gab es noch ein oder zwei Häuser und eine Gefängniszelle für betrunkene Scherer, die ihren Lohn in Alkohol umgesetzt hatten.
Beim Anblick der eisernen Dächer, die über dem niedrigen Busch in der grellen Mittagssonne flimmerten, seufzte Gordon James erleichtert auf. Nachdem seine Patrouille dreihundertfünfzig Kilometer weit nach Süden durch flaches Ödland geritten war, lag nun der erste Außenposten der Zivilisation vor ihnen.
Auf dem Ritt hatte er immer wieder seine Entscheidung, bei der Polizei zu bleiben, hinterfragt. Ihm war klar geworden, dass ihm ohne Sarah wenig im Leben etwas bedeutete. Zu Pferd konnte er sich auf den weiten Ebenen des einsamen Landes mit dem endlosen Horizont verlieren. Doch Sarah tauchte immer wieder in seinen Gedanken auf. So sehr er auch versuchte, sich durch Arbeit abzulenken, er ertappte sich wiederholt dabei, dass er an sie dachte. Die Erinnerung verbrannte seine Seele schmerzhafter als die Mittagssonne des erbarmungslosen australischen Sommers. Zumindest lenkte ihn die Verbrecherjagd mit seiner Patrouille von diesen Gedanken ab. Als Anführer war er schließlich für das Wohlergehen seiner Leute verantwortlich.
Gordon gab seinem Pferd die Sporen, um dem hünenhaften Kalkadoon durch den Busch zu folgen. Terituba schien keine Müdigkeit zu kennen. Tag um Tag war er der für alle anderen unsichtbaren Spur der vier Buschläufer gefolgt. Doch achtzig Kilometer nördlich von Barcaldine hatte eine Reihe kleiner Tornados durch den Busch getobt, und die Wirbelwinde hatten die Spuren ausgelöscht, sodass selbst Terituba nicht weiter wusste.
Gordon hatte einen vollen Tag verloren, während er darauf wartete, dass sein eingeborener Fährtenleser die Spur der vier Gejagten wiederfand. Dann hatte er seine Karte konsultiert und mithilfe des Kompasses aus ihrem bisherigen Weg die Richtung berechnet. Er kam zu dem Schluss, dass sie nach Barcaldine im Süden wollten. Ihm fiel ein, dass Calder dort als Scherer gearbeitet hatte, bevor er zur berittenen Eingeborenenpolizei gegangen war. Offenbar führte der Mörder seine Bande in ein Gebiet, das ihm vertraut war.
Er hatte die Karte beiseite gelegt und der Patrouille den Befehl erteilt, nach Süden zu reiten, bis sie die winzige Ortschaft erreichten. Es war ein harter Ritt gewesen, und in den beiden Nächten, bevor sie nach Barcaldine gelangten, hatten sie nur wenige Stunden geschlafen.
Doch nun war der Ort in Sicht. Gordon befahl seinen Männern, auf der Hut zu sein, wenn sie in die Siedlung ritten. Seinen Berechnungen nach waren sie den Flüchtigen dicht auf den Fersen. Zuerst würde er an der örtlichen Polizeistation halten.
Die schwere blaue Uniformjacke zurechtrückend, trat Sergeant Johnson aus seiner Dienststelle, die nur aus einem Raum bestand, um die unerwarteten Besucher zu begrüßen. Er war ein schroffer Mann mit einem pockennarbigen Gesicht und schwitzte stark.
Vor seinem Büro stehend, beäugte er den jungen Inspektor voller Neugier, in die sich eine kräftige Prise Verachtung mischte. Die berittene Eingeborenenpolizei duldete Schwarze in ihren Reihen und ließ sie Feuerwaffen tragen. Das schien ihm nicht in Ordnung zu sein. Sergeant Johnson fühlte sich nicht verpflichtet, vor einem Offizier, der kein richtiger Polizist war, zu salutieren. Unhöflich wollte er allerdings auch nicht sein. »Wollen Sie absteigen und reinkommen, Inspektor?«, lud er ihn ein. »Ihre Jungs können ihre Pferde hinter dem Haus tränken, wenn Sie wollen.«
»Danke, Sergeant.« Gordon glitt mit müheloser Anmut vorn Pferd.
Auch den riesigen Eingeborenen, der am Steigbügel des Inspektors stand, beäugte der Dorfpolizist eingehend. »Sieht nicht so aus, als wäre der Schwarze von hier«, meinte er, während Gordon sein Pferd an das dafür vorgesehene Geländer band.
»Ein Kalkadoon aus dem Norden.«
Überrascht hob der
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