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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Einsteigen half.
    Er blieb auf der belebten Straße stehen und sah zu, wie sich die Droschke in den Strom von Kutschen, Tafelwagen und Pferde-Omnibussen einreihte, auf deren Seiten Werbung für Whisky und Tabakprodukte prangte. Es war ein warmer Wintertag. Dichte schwarze Rauchwolken verdunkelten den Himmel, der fast so düster wie seine Gedanken war. Zunächst würde er seine Großmutter zur Rede stellen und sich erkundigen, warum sie ihm nichts von ihrem Treffen mit seinem Vater erzählt hatte. Außerdem wollte er wissen, warum Godfrey die Geleitschreiben widerrufen hatte – das konnte nur auf ihre Veranlassung geschehen sein. Dann würde er Colonel Godfrey selbst befragen, denn er hegte den Verdacht, dass der frühere Soldat viel mehr über seinen Vater wusste, als er ihm erzählt hatte.
     
    Granville gefiel sein neues Büro nicht, und er war erst recht nicht damit zufrieden, dass Patrick die Kontrolle über die Schifffahrtslinie übernommen hatte. Im Export der Erzeugnisse der Kolonie lag der Schlüssel zur Zukunft des Landes, und die Schiffe erschlossen diesen Produkten die lukrativen Märkte des fernen England. Und nun hatte er die Verantwortung darüber an einen Mann verloren, der für ihn nichts weiter war als ein Fehltritt seiner von ihm getrennt lebenden Frau, begangen, als diese ein leicht beeinflussbares junges Mädchen gewesen war.
    Während er in seinem Büro auf und ab lief, erinnerte er sich geradezu sehnsüchtig an seinen früheren Angestellten Morrison Mort. Hätte der Kapitän noch in seinen Diensten gestanden, wäre ihm sicherlich ein Mittel eingefallen, um seinen Rivalen um die Macht im Unternehmen zu beseitigen. Aber Mort weilte nicht mehr auf dieser Welt. Den grausigen Berichte zufolge, die damals aus dem nördlichen Grenzgebiet von Queensland zu ihm gedrungen waren, hatte er einen entsetzlichen Tod erlitten. Angeblich hatte er sein Leben als Teil eines heidnischen Festmahls in einem Kochtopf der Wilden beendet.
    Granville erschauerte. Gerüchten zufolge war Morts vorzeitiges Ableben zumindest teilweise das Werk eines irischen Söldners, eines gewissen Michael Duffy. Und dieser war der Vater des verhassten Feindes, mit dem er es gegenwärtig zu tun hatte.
    Er ließ sich in einen Sessel fallen. Gedankenverloren verschränkte er die Finger, wobei er sich selbst daran erinnerte, dass nicht immer Gewalt vonnöten war, um einen Menschen zu vernichten. Seine Schwiegermutter war eine Meisterin darin, den Ruf einer Person unwiderruflich zu beschädigen. Selbst die Verlegung seines Büros war mit Sicherheit von ihr geplant gewesen, um sein Image zu beschädigen.
    Die Geschäftsbücher der Firma lagen offen auf dem Schreibtisch vor ihm. Sie waren ihm ohne große Umstände von Davids Büro zur routinemäßigen Überprüfung vorgelegt worden. Die Kontrolle der großen, ledergebundenen Bände, in denen Gewinne und Verluste aller Macintosh-Firmen verzeichnet waren, war eine Frage professioneller Geschäftsführung.
    Für einen Augenblick erinnerte sich Granville an seinen toten Schwager. Vor siebzehn Jahren hatte Enids Sohn seinem, Granvilles, Ehrgeiz im Weg gestanden, weil er in der Erbfolge vor ihm kam. Doch Mort hatte seine Befehle zuverlässig ausgeführt, und nun lagen die Knochen des jungen Mannes in einem namenlosen Grab im Sand einer Südseeinsel. Davids Tod war feindseligen Eingeborenen zugeschrieben worden, aber Granville wusste, dass sich seine verhasste Schwiegermutter von Morts offiziellem Bericht bei seiner Rückkehr nach Sydney an Bord des Sklavenschiffes Osprey nicht hatte täuschen lassen.
    Aber sie war nicht die Einzige, die dieses Spiel beherrschte. Selbst der Held des Sudan war nicht unantastbar. Brutale Gewalt schien gar nicht nötig zu sein, um Patrick Duffy in den Augen der Welt in Misskredit zu bringen. Schließlich hielt Granville das zuverlässigste und skrupelloseste Mittel, um den Ruf eines unschuldigen Mannes zu zerstören, in der Hand. Gehörte nicht eine Zeitung zum Firmenimperium der Macintoshs?
    Granvilles messerscharfer Verstand hatte bereits in dem Augenblick, als Patrick sein Büro übernahm, angefangen, einen Plan zu ersinnen. Jetzt war es Zeit, mit dessen Umsetzung zu beginnen. Patrick Duffy musste ein für alle Mal vernichtet werden. Er durfte keine Gelegenheit bekommen, das Vermögen der Macintoshs zu kontrollieren.
    Zum ersten Mal an jenem Tag lächelte Granville. Die ordentlichen Zahlenreihen in den Spalten der Geschäftsbücher waren seine Munition. Er hatte einen

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