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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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in Eisen legen konnten. »Halt! Bleiben Sie, wo Sie sind, und zwar mit erhobenen Händen«, rief er dem Mann zu, der jetzt nur noch zehn Schritte von ihm entfernt war. Heslop gehorchte.
    Calder fluchte leise. Der Mistkerl hatte seine Absicht durchschaut. Oder doch nicht? Er hatte gehofft, James würde seine Deckung verlassen, um Heslop zu verhaften. Nun, dramatische Situationen verlangten drastische Lösungen. »Schnapp ihn dir, Joe!«, brüllte er. Der Buschläufer wandte sich halb um. Was zum Teufel meinte Calder?
    Die schwere Kugel der Snider traf ihn mit einem peitschenden Geräusch zwischen den Schulterblättern in den Rücken. Joe Heslop stürzte vornüber und schlug mit einem donnernden Krachen auf dem Boden auf.
    Gordon war angesichts des sinnlosen Mordes wie vor den Kopf geschlagen. Unwillkürlich erhob er sich aus seinem Versteck, als wollte er den in seine Richtung fallenden Mann auffangen. Ohne jede Deckung suchte er mit halb erhobenem Revolver nach Calder.
    Triumphierend saugte der Buschläufer die Luft durch die Zähne und warf die leere Messinghülse aus. Sobald er nachgeladen hatte, setzte er den Kolben an die Schulter. Er hatte Gordon jetzt voll im Visier, doch er war so beschäftigt, dass er den dunklen Schatten nicht bemerkte, der sich lautlos aus dem schlammigen Wasser des Baches hinter ihm erhob. Von der Axt, die in einem tödlichen Bogen auf seinen Hinterkopf niedersauste, ahnte er nichts, bis sich ein blutroter Schleier über das Bild des frei stehenden Inspektors senkte. Calder stöhnte auf, und das Gewehr entglitt seinen gefühllos gewordenen Händen, polterte das Ufer hinunter und versank im Wasser.
    Als Gordon sah, wie der riesige Kalkadoon erneut die Axt hob, war ihm sofort klar, was er vorhatte. »Nein!«, brüllte er, und Terituba gehorchte sofort.
    Die Sonne glitzerte auf dem Wasser, das von Teritubas muskulösem Körper tropfte. Verwirrt stand der Krieger über dem bewusstlosen Verbrecher. Hatte er etwa nicht das Recht, den Feind, den sie gejagt hatten, zu töten?
    »Sergeant Johnson! Hierher!«, rief Gordon, als er die Stimmen der näher kommenden Polizisten hörte, die sich durch Rufe verständigten.
    Geduldig stand Terituba über seinem Opfer und beobachtete, wie die Polizisten mit den Waffen im Anschlag aus der Deckung des Buschwerks brachen. Als sie die beiden Verbrecher auf dem Boden liegen sahen, senkten sie ihre Waffen.
    Sergeant Johnson steckte die Waffe weg und ging zu Gordon. Er starrte auf den toten Buschläufer, der mit dem Gesicht nach unten im dürren Gras lag. »Den anderen haben wir erwischt«, erklärte er.
    »Tot?«, fragte Gordon.
    »In kleine Stücke zerlegt«, gab der andere mit ausdrucksloser Stimme zurück. »Haben Sie den hier erschossen?« Gordon schüttelte den Kopf.
    »Das war Calder.«
    Sergeant Johnson runzelte die Stirn, äußerte sich aber nicht dazu. Wieso sollte jemand den eigenen Spießgesellen erschießen?
    Während die beiden Polizisten noch auf Joe Heslops leblosen Körper herabblickten, schleiften die eingeborenen Polizisten den bewusstlosen Calder ohne Rücksicht auf seine Verletzung auf die Uferböschung. Stöhnend kämpfte der Verbrecher darum, das Bewusstsein wiederzuerlangen, was einer der Polizisten mit einem kräftigen Tritt in seine Rippen quittierte. Gordon befahl seinen Männern, den Gefangenen in Ruhe zu lassen. Für den Ritt nach Rockhampton musste der Bursche in einigermaßen guter Verfassung sein.
    Sergeant Johnson und Gordon gingen zu der Stelle, wo Calder auf dem Rücken im Gras lag. Aus der tiefen Schnittwunde an seinem Hinterkopf quoll Blut. Als er schließlich die Augen öffnete, war sein Blick glasig. Er fletschte die Zähne. »James … Sie … Mörder. Gab keinen Grund …, den armen alten Joe umzubringen«, seufzte er, bevor ihn erneut gnädige Bewusstlosigkeit umfing.
    »Er lügt«, fauchte Gordon. »Er selbst hat Joe getötet. Hat ihn ohne jeden Grund in den Rücken geschossen.« Der Sergeant nickte zustimmend, doch Gordon sah den Zweifel in seinen Augen. »Gibt es in der Stadt einen Arzt?«, fragte er, ohne sich weiter um den Mordvorwurf zu kümmern.
    »Nein. Missus Rankin auf Balaclava ist das Beste, was wir in der Hinsicht zu bieten haben. Bevor sie Humphrey geheiratet hat, war sie Krankenschwester.«
    »Ich kenne Humphrey«, erwiderte Gordon. »Das ist der Verwalter. Zufällig kenne ich auch die Besitzerin des Anwesens.«
    »Sie meinen Missus O’Keefe?«, fragte Johnson.
    Gordon nickte. »Sie ist nicht mehr Missus

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