Auf den Flügeln des Adlers
sollten, damit Sie die Geschichte so veröffentlichen, dass der Ruf Captain Duffys so wenig Schaden nimmt wie möglich.«
»Wenn Captain Duffys Ruf beschädigt wird, schlägt sich das unweigerlich auch auf Lady Macintosh nieder«, erwiderte Larson stirnrunzelnd. »Meine Position als Chefredakteur der Zeitung wäre dann keinen Pfifferling mehr wert.«
»Das ist mir klar«, sagte Granville. »Aber wenn die Sache mit Captain Duffy erst einmal bekannt ist, wird mir der Vorstand mit Sicherheit die Leitung sämtlicher Unternehmen übertragen. Das beinhaltet auch die Zeitung. Sie können sich vorstellen, was das für Ihre Zukunft bedeutet.«
Offenbar überlegte Larson fieberhaft, war aber noch nicht völlig überzeugt. Es war Zeit, ihm die Geschichte aufzutischen.
»Vor kurzem wurde ich von George Hobbs über einen schwerwiegenden Vorfall informiert. Anscheinend konnte er es nicht mehr ertragen, zum Komplizen von Captain Duffys verräterischen Handlungen zu werden.«
»Bei allem Respekt, Mister White«, meinte Larson sarkastisch, »es ist allgemein bekannt, dass George Hobbs Lady Macintosh treu ergeben ist. Es fällt mir schwer zu glauben, dass er plötzlich aus heiterem Himmel über Dinge plaudert, die sie in größte Schwierigkeiten bringen könnten.«
»Überzeugt Sie das hier?« Granville reichte ihm Hobbs’ Aussage, auf der die Tinte inzwischen getrocknet war, über den Schreibtisch, und Larson las das Dokument. Sein Kinn sank herab, und Granville wusste, dass er so gut wie gewonnen hatte. »Hobbs würde diese Worte bestätigen?«, fragte Larson, wobei er das Papier in die Höhe hielt.
»Fragen Sie ihn doch selbst«, erwiderte Granville. »Wenn Sie wollen, lasse ich ihn von einem meiner Männer holen.«
Larson schüttelte den Kopf. »Hobbs nennt John O’Grady als Empfänger der Zahlungen«, sagte er leise. Es klang, als hätte ihn das, was er gelesen hatte, überzeugt. »Woher weiß er von O’Gradys subversiven Aktivitäten gegen die Krone?«
»Wahrscheinlich aus Ihrer Zeitung, Mister Larson«, meinte Granville mit ironischem Lächeln. »Wir haben doch alle von den aufrührerischen Aktivitäten des Feniers in Sydney gelesen, der versucht, hier die finanziellen Mittel für seine verräterischen Spießgesellen in Irland aufzutreiben.«
»Und Hobbs hat die Zahlungen, die Captain Duffy angeblich vorgenommen hat, ordnungsgemäß verbucht?«
»Duffy hat Mister Hobbs’ Loyalität gegenüber der Krone unterschätzt«, entgegnete Granville, der in der Miene des cleveren Zeitungsmannes den Schatten eines Zweifels entdeckte. »Er ging davon aus, dass Hobbs seine Treue zur Familie über die Königin stellen würde.«
»Das sind zwar alles nur Indizien«, meinte Larson, der mit dem Hut auf seinem Schoß spielte, »aber es ist meine Pflicht, der Sache nachzugehen und die Wahrheit zu veröffentlichen.«
»Mehr verlange ich nicht, Mister Larson«, erklärte Granville lächelnd. »Über Landesverrat kann man nicht einfach so hinweggehen – ganz gleich, wer darin verwickelt ist.«
»Ich werde mit O’Grady sprechen.« Larson erhob sich. »Wenn er bestätigt, dass er regelmäßig Spenden von einem Wohltäter erhalten hat, deren Höhe den Beträgen in Ihren Büchern entspricht, dann bleibt mir wohl keine Wahl.«
Granville wusste, dass der Fenier Patrick unwissentlich belasten würde, denn die Zahlungen waren tatsächlich erfolgt – allerdings aus Granvilles Mitteln. Der geheimnisvolle Spender hatte sich nur als »Captain« zu erkennen gegeben. Bestimmt würde es dem Redakteur gelingen, das aus dem Iren herauszubekommen. Journalisten waren auf so etwas spezialisiert.
»Sollten meine Nachforschungen ergeben, dass Ihre Anschuldigungen begründet sind«, sagte Larson beim Abschied, »werde ich mit der Veröffentlichung warten, bis Captain Duffy aus Afrika zurückkehrt. Es ist nur fair, dass ich mir seine Version der Geschichte anhöre.«
»Etwas anderes habe ich auch gar nicht von Ihnen erwartet.« Granville versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. »Natürlich wird Captain Duffy seine Rolle bei dieser Affäre leugnen.«
Larson antwortete nicht darauf, sondern schloss wortlos die Tür hinter sich. So sehr er White wegen der zwielichtigen Aktionen, in die er im Laufe der Jahre verwickelt gewesen war, verabscheute, er musste zugeben, dass die Beweise auch vor einem Gericht standhalten würden. Und selbst wenn Duffy freigesprochen würde, etwas von dem Schlamm würde haften bleiben. Die konservativen Vorstände des
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