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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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eine Sekunde sah er die geduckte Gestalt von Gordon James, der in den Schutz eines Baumes hechtete. Seine rasch abgefeuerte Kugel riss direkt über Gordons Kopf die Rinde vom Baum. »James, du Mistkerl. Mich kriegst du nicht lebend«, schrie Calder herausfordernd, während er hastig nachlud und sich, ohne die Antwort abzuwarten, auf den Boden fallen ließ. Außer Sicht schlängelte er sich durch das Gras in Richtung Bachbett. Die hohen Ufer des gewundenen Wasserlaufes mit seinen trägen Fluten boten bessere Deckung.
    Vorsichtig spähte Gordon hinter seinem Baumstamm hervor, um nach seinen Männern zu sehen. Sie waren ebenfalls abgestiegen und hatten sich in den Schutz der Bäume zurückgezogen. Von dort aus erwiderten sie das Feuer. Er sah ein Rauchwölkchen, als einer der Gesuchten von jenseits des Bachbetts auf sie schoss. Der Mann war ans andere Ufer gewatet und dort zwischen überirdischen Baum wurzeln in Deckung gegangen. Eine Gewehrsalve der Polizisten antwortete. Sie hatten ihn fest im Visier. Seine Situation war aussichtslos, eine Flucht unmöglich.
    Sergeant Johnson ließ die Männer unter ständigem Feuer auf den in der Falle Sitzenden vorrücken. Gordon war froh, dass Johnson mit ihnen gekommen war. Im Gefecht ließen sich seine Polizisten häufig hinreißen. Das konnte gefährlich werden, wenn sie nicht von einem erfahrenen Polizeioffizier befehligt wurden, der kühlen Kopf behielt.
    Gordon hatte zwar beobachtet, wie das dritte Mitglied der Bande nach dem Schuss, der das Polizeipferd gefällt hatte, entlang des Bachbetts verschwunden war, konnte aber nicht sehen, wohin Calder floh, nachdem er blind in seine Richtung gefeuert hatte.
    Er holte tief Atem und bereitete sich darauf vor, zur nächsten Deckung zu rennen. Hoffentlich würde er von dort aus die Gejagten entdecken. Er atmete aus und lief geduckt zu einem großen Baum weiter unten am Wasserlauf. Dabei war ihm bewusst, dass er damit die Entfernung zwischen sich und seiner Truppe vergrößerte.
    Nach Luft ringend, warf er sich zu Boden und wartete ins Gras geduckt. Nichts! Vorsicht spähte er über die Halme. Zwischen den dichten Bäumen vor ihm blitzte ein rotes Hemd.
    Calder entfernte sich, so schnell er konnte, vom Lager. Gordon sprang auf, wartete, bis sich seine Hand beruhigt hatte, und feuerte dann auf den Fliehenden. Zwei Kugeln pfiffen durch die Bäume. Calder schlug einen Haken und ging zu Boden.
    Gordon war sich nicht sicher, ob er getroffen hatte. Die zweite Kugel stammte nicht von ihm. Jemand hatte seitlich von ihm einen Schuss abgegeben, der Gordons Jackenärmel gestreift hatte. Plötzlich wurde ihm klar, dass er dem dritten, bisher unsichtbaren Mann schutzlos preisgegeben war. Als er herumfuhr, sah er aus einer Baumgruppe zu seiner Linken den dünnen Rauch des Mündungsfeuers aufsteigen.
    »Hast du ihn erwischt, Joe?«, drang Calders gedämpfte Stimme durch die Bäume vor Gordon. Doch der Knall von Gordons Revolver, der in Richtung Rauch feuerte, machte seine Hoffnungen schnell zunichte.
    Gordon lag bereits wieder auf dem Bauch und kroch, durch das Gras gedeckt, auf die dicht stehenden Bäume am Ufer zu. Ein weiterer Schuss des dritten Mannes ließ die Erde vor seinem Gesicht aufspritzen. Der Mistkerl wusste, wo er war! Gordon stellte zu seinem Entsetzen fest, dass er ins Kreuzfeuer geraten war. Ihm blieben noch drei Schuss. Seine Waffe zu laden würde wertvolle Zeit in Anspruch nehmen – Zeit, die ihn das Leben kosten konnte. Also durfte er seine drei Kugeln auf keinen Fall verschwenden.
    Er spannte die Muskeln an und schnellte wie eine Feder vor. Völlig überrascht feuerte der dritte Mann, traf aber nur die Stelle, wo Gordon eben noch gewesen war. Dem Krachen entnahm Gordon, dass es sich um eine einschüssige Snider handelte. Das verschaffte ihm Gelegenheit, sich Deckung zu suchen, bevor der Mann nachladen konnte.
    Mit einem Hechtsprung warf er sich ins Dickicht und kroch auf dem Bauch in den Schutz eines umgestürzten Baumstamms. Obwohl er angespannt lauschte, hörte er weder das verräterische Knacken von Zweigen noch das Rascheln von Grashalmen.
    Seine Hände waren feucht, und er zitterte unkontrollierbar, als hätte ihn ein Fieber gepackt. Der Busch um ihn herum schien sich zu einem langen Tunnel verengt haben, und sein Herz hämmerte wild. Vielleicht war es ein tödlicher Fehler gewesen, Calder allein zu verfolgen, dachte er verzweifelt. Dabei hatte er sich zu weit von seiner Truppe entfernt, die immer noch in einen

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