Auf den Flügeln des Adlers
vermeiden. Wer auch immer hinter dieser klug eingefädelten Verschwörung stand, musste aufgehalten werden. Aber wer konnte das sein?
Mister White!
George sank auf seinem Stuhl zusammen. Seine Verzweiflung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Wenn Mister White hinter dem Komplott stand, hatten die Dinge eine gefährliche Wendung genommen. Der Sekretär hatte seinen früheren Arbeitgeber immer gefürchtet. In den Straßen von Sydney flüsterte man sich zu, dass man ihm besser nicht in die Quere komme. George bemerkte, dass seine Hände zitterten, als er versuchte, das große Buch zu öffnen. Was sollte er tun? Er hatte das Gefühl, mit dem Kopf in einer Stahlfalle zu stecken, die jeden Augenblick zuschnappen konnte.
Als er schließlich das Büro absperrte und auf die vom Regen gepeitschte Straße hinaustrat, war er nicht im Mindesten überrascht, als ihn dort zwei kräftige Männer erwarteten. Zu Recht fürchtete er, dass sein Leben in tödlicher Gefahr war, wenn er nicht genau zuhörte, was sie ihm zu sagen hatten.
Granville hatte bereits vermutet, dass Davids ehemaliger Sekretär misstrauisch geworden war, als die Bücher an ihn zurückgegeben wurden. Er hatte Hobbs und dessen Loyalität zu Lady Enid nie unterschätzt und wollte sich auf jeden Fall absichern, bevor George Hobbs anfing zu reden.
53
Die Polizeitruppe trieb ihre Pferde so an, dass sie den normalerweise einstündigen Ritt in der Hälfte der Zeit zurücklegte. Als sie sich dem letzten bekannten Lagerplatz der Bande näherten, gab Sergeant Johnson ein Zeichen, das Tempo zu verlangsamen. Die Pferde keuchten. Vor ihren Mäulern stand Schaum, und der Schweiß strömte über ihre Flanken. Gordon trieb sein Pferd neben Johnson.
»Direkt vor uns am Wasserlauf, hinter der Baumgruppe da«, erklärte der Sergeant. Dabei deutete er auf ein Wäldchen großer Coolabah-Bäume, hinter denen eine dünne Rauchfahne aufstieg.
»Wenn es die Gesuchten sind«, meinte Gordon, »dann sollten wir sie besser erwischen, bevor sie ihre Pferde satteln können.«
Der Sergeant knurrte zustimmend, und die Polizisten gaben ihren Pferden mit einer letzten verzweifelten Anstrengung die Sporen, bis diese erneut in Galopp fielen. Während sie auf das Lager zurasten, zogen sie ihre Gewehre aus den Halterungen am Sattel.
Calder, der sich den Hut über das Gesicht gezogen hatte und im Schatten eines großen Coolabah-Baums döste, hörte das Dröhnen der Pferdehufe auf der Ebene zuerst. Als er sich aufsetzte und in die Richtung spähte, aus der das Geräusch kam, entdeckte er in der flimmernden Hitze des frühen Nachmittags eine Staubwolke.
Sofort sprang er auf die Beine und griff nach seinem Gewehr. Dabei brüllte er seinen Kumpanen, die weiter unten am Bach an einem der tieferen Wasserlöcher angelten, eine Warnung zu. Sie ließen die Leinen fallen und langten nach ihren Gewehren.
Calder lief zu seinem Pferd, löste in verzweifelter Hast die Beinfesseln und sprang auf den Rücken des Tieres. Sich mit einer Hand an der Mähne fest haltend, trieb er das Tier zum Galopp. Doch es war zu spät, denn die Polizisten überrannten bereits das Lager.
»Sie sind es!«, brüllte Gordon. Er hatte den früheren Polizisten erkannt, der zu fliehen versuchte. »Im Namen der Königin, ergebt euch!« Seine Stimme übertönte das Wiehern der Pferde und die Schreie seiner Männer.
In seiner Nähe fiel ein Schuss. Ein Polizeipferd wieherte noch lauter, als die Kugel ihr Ziel fand. Das Tier stürzte nach vorn, wobei sein Reiter auf den harten Boden geschleudert wurde. Der Kampf hatte begonnen.
Calders Pferd stieg und schleuderte ihn gegen einen Baumstamm, sodass ihm für einen Augenblick die Luft wegblieb. In dem hohen, trockenen Gras gelang es ihm, sich herumzurollen und aufzusetzen. Sein Atem ging in kurzen Stößen. Um ihn herum pflügten die Kugeln der Polizisten, die auf dem Rücken ihrer aufgeregten Pferde keine ruhige Schussposition fanden, die Erde auf. Fluchend versuchten sie, ihre Tiere unter Kontrolle zu bekommen, aber das gequälte Wiehern ihres schwer verletzten Artgenossen versetzte die Pferde in Panik. Den Revolver in der Hand, sprang Gordon ab und huschte geduckt in die Deckung eines Baumes.
Calder war wieder so weit zu Atem gekommen, dass er sein Gewehr heben und sich ein Ziel suchen konnte. Er war fest entschlossen, sich nicht festnehmen zu lassen. Da ihm für seine Verbrechen der Tod durch den Strang gewiss war, hatte er nichts zu verlieren, wenn er sich wehrte.
Für
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