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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Schusswechsel mit dem Buschläufer verwickelt war, der hartnäckig in den Baumwurzeln verschanzt blieb.
    Calder hatte nicht gesehen, wie Gordon in das Dickicht gehechtet war, das an einigen Stellen entlang des Wasserlaufs nahezu undurchdringlich war. Auf dem Bauch glitt der frühere Polizist nun ans Ufer, wo er plötzlich in die Mündung der Waffe seines Stellvertreters blickte.
    Joe Heslop traten vor Angst fast die Augen aus dem Kopf. Mit seinen gefletschten, gelbfleckigen Zähne sah er aus wie ein Tier in der Falle. Um ein Haar hätte er auf die herangleitende Gestalt geschossen, doch in letzter Sekunde ließ er das Gewehr sinken. »Jesus, ich dachte, du wärst dieser verdammte Greifer«, zischte er. »Kennst du den Bastard?«
    Calder ließ sich neben ihm in die Deckung der Uferböschung fallen. »Der Scheißkerl war mal mein Chef. Inspektor James heißt er.«
    »Der Bursche, der die Kalkadoon erledigt hat?«
    Calder nickte, während er den Revolver in seinem Gürtel überprüfte. »Wie viel Munition hast du?«, fragte er Heslop.
    »Nicht viel. Das ganze Zeug liegt im Lager. Noch drei Schuss fürs Gewehr, ansonsten nur die Kugeln in meinem Revolver. Wie sieht’s bei dir aus?«
    »Keine Gewehrmunition mehr und für den Revolver nur noch sechs Schuss.«
    »Das reicht nicht«, zischte Heslop. »Vielleicht sollten wir aufgeben.«
    »Kannst du von mir aus machen, aber ich versuche lieber mein Glück, solange es noch geht.«
    Heslop verstummte und spähte über die Grasspitzen hinweg. Inspektor Gordon James war dafür gefürchtet, dass er zu Ende brachte, was er einmal angefangen hatte. Wenn nur die Hälfte von dem, was man sich erzählte, stimmte, waren ihre Chancen davonzukommen gleich null. Vielleicht sollte er sich lieber sofort ergeben. Zumindest würde das sein Leben verlängern, bis er vor dem Henker stand. »Ich geb auf«, sagte er leise. »Bringt doch nichts, hier draußen zu krepieren.«
    »Wie du willst, Joe«, zischte Calder. »Aber deine Waffen und Ersatzpatronen bleiben hier.«
    Kopfschüttelnd händigte Heslop ihm Revolver und Gewehrmunition aus. »Du kommst hier nicht lebend raus«, meinte er.
    Calder warf ihm ein bösartiges, rätselhaftes Lächeln zu. »Ich hab einen Plan. Dafür muss ich Mister James nur für einen Augenblick aus der Deckung locken.«
    »Was hast du vor?«, erkundigte Heslop sich stirnrunzelnd.
    »Meine Sache.«
    Heslop zuckte die Achseln und hob den Kopf. »Ich komm raus, Inspektor«, rief er zaghaft. »Nicht schießen!«
    Gordon hörte seine Stimme, wagte sich aber nicht aus der Deckung. Ihm war klar, dass er seine Position hinter dem umgestürzten Baum verraten musste, um die Kapitulation zu akzeptieren. Zumindest war er hinter dem dicken Stamm vor Kugeln sicher, solange er nicht den Kopf hob. Am meisten beunruhigte ihn, dass er keine Ahnung hatte, wo sich Calder aufhielt. »Zeigen Sie sich, und folgen Sie meiner Stimme«, schrie er zurück. Mit äußerster Vorsicht spähte er um das Ende des Baumstamms herum, bis er den Buschläufer am Ufer des Wasserlaufs entdeckte. »Heben Sie die Hände, sodass ich sie sehen kann«, setzte er hinzu. Der Mann gehorchte. »Wo ist Calder?«
    Heslop wollte schon antworten, da hörte er, wie der Buschläufer hinter ihm eine Warnung zischte: »Halt die Klappe, Joe, oder ich schick dich zur Hölle.« Heslop war klar, dass sich Calder nicht mit leeren Drohungen aufhielt. Mit aufeinander gepressten Lippen begann er, langsam auf die Stelle zuzugehen, von der die Stimme des Inspektors gekommen war.
    Hinter ihm stellte Calder die Kimme auf fünfzig Meter ein – so weit war er seiner Schätzung nach von Gordon James entfernt. Er stützte sich auf die Uferkante und suchte mit den Blicken das zwischen ihm und dem Dickicht liegende Terrain ab. Wenn sich der Bastard nur eine Sekunde lang zeigte, war er ein toter Mann.
    Gordon beobachtete, wie Heslop mit erhobenen Händen auf ihn zukam, offenbar unbewaffnet, aber er wollte kein Risiko eingehen. Der Mann, der sich ihm da näherte, hatte nichts zu verlieren und mochte daher durchaus versuchen, im letzten Moment eine versteckte Waffe zu ziehen. Aber wo war Calder?
    Der Schusswechsel weiter oben am Bach hatte aufgehört. Gordon hörte die triumphierenden Stimmen seiner Männer, die miteinander sprachen. Offenbar hatten sie endlich die Oberhand über den Verbrecher gewonnen.
    Er musste sie nur rufen, damit sie ihm dabei halfen, Calder auszuräuchern. Der dritte Mann sollte bleiben, wo er war, bis sie ihn ohne Gefahr

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