Auf den Flügeln des Adlers
geschlagen, folgte Gordon ihr mit dem Blick. Dass er Peter getötet hatte, war schlimm genug, aber Sarah an einen anderen Mann zu verlieren … das war schlimmer als der Tod.
Sarah verabschiedete sich nicht von Gordon, als er Balaclava mit seinen Männern verließ. Stattdessen saß sie in ihrem Zimmer und starrte auf die holzgetäfelte Wand. Warum war das Leben so grausam? Warum musste sie Gordon wiedersehen, wo sie doch in einem Monat den jungen Verwalter von Penny Downs, den gut aussehenden, gebildeten Engländer Charles Harper, heiraten sollte, der ihr den Hof gemacht hatte und ihre exotische Schönheit schätzte?
Sie hatten sich kennen gelernt, als Sarah Adele Rankin sechs Monate zuvor bei einem Besuch begleitete. Seine Werbung war sanft, und als er ihr seine Liebe erklärte, waren die bitteren, traurigen Erinnerungen an Gordon so gut wie vergessen. Aber nun war Gordon zurückgekehrt, und sie hatte Schmerz und Liebe in seinen Augen gesehen. Wann würde die Verwirrung in ihrem Herzen endlich enden?
Gordon brachte seinen Gefangenen nach Rockhampton. Wie er es versprochen hatte, setzte er am Tag darauf ein Schreiben auf, mit dem er den Dienst quittierte. Er musste sich eingestehen, dass er das abenteuerliche Leben bei der berittenen Eingeborenenpolizei vermissen würde, aber er tröstete sich damit, dass die Frau, die er auf Balaclava Station zurückgelassen hatte, das Opfer wert war.
Als die Tinte auf dem Papier getrocknet war, marschierte er mit flottem Schritt über den staubigen Exerzierplatz zum Büro seines Vorgesetzten. Vor der Tür holte er noch einmal tief Luft, dann klopfte er.
»Herein«, dröhnte es von drinnen. Gordon trat ein und salutierte vor dem sitzenden Offizier. »Inspektor James.« Superintendent Stubbs runzelte die Stirn. »Ich wollte gerade nach Ihnen schicken lassen.«
Als er in das Gesicht seines Vorgesetzten sah, stieg in Gordon eine Spur von Unbehagen auf. Anders als sein Landsmann Gales in Townsville war Stubbs ein ernster Mensch Ende dreißig, der niemals lächelte. Seine finstere Miene verriet mehr Gefühle, als Gordon jemals bei ihm beobachtet hatte.
»Sie wollten mich sprechen, Sir?«
Stubbs erhob sich. Er war ein großer, schlanker Mann, der in der Taille einzuknicken schien. »Dieser Calder, den Sie gestern hergebracht haben«, begann er. »Hat der jemals angedeutet, dass er sich offiziell darüber beschweren wollte, dass Sie seinen Kumpan niedergeschossen haben, als er sich ergeben wollte?«
Jetzt war es an Gordon, eine finstere Miene aufzusetzen. »Nein, Sir.« Er zögerte. Ihm fiel etwas ein, das er damals für unwichtig gehalten hatte. »Nun, er hat irgendwas gebrabbelt, dass ich seinen Freund umgebracht hätte. Aber das war nur die böswillige Verleumdung eines verbitterten Mannes.«
Jetzt wirkte Stubbs’ Miene geradezu gequält. Er wandte seinem Untergebenen den Rücken zu und schien tief in Gedanken versunken zu sein, während Gordon steif mit dem Brief in der Hand dastand und wartete.
»Gab es damals Zeugen für diese Anschuldigung?«, fragte Stubbs, ohne sich zu Gordon umzudrehen.
»Den Sergeant aus Barcaldine.«
»War der Sergeant dabei, als Sie Calder und den Toten, Heslop, gefangen genommen haben?«
»Der Sergeant war dabei, als ich Calder gefangen nahm, aber er hat nicht gesehen, wie Calder Heslop erschoss.« Gordon spürte bittere Galle in seiner Kehle aufsteigen. Er war lange genug Polizist, um zu wissen, worauf sein Vorgesetzter hinauswollte. »Ich habe Heslop nicht getötet, Sir. Calder hat ihn erschossen, entweder absichtlich oder aus Versehen.«
Stubbs wandte sich um und sah Gordon direkt in die Augen. »Sie werden von Calder offiziell des Mordes beschuldigt. Ihnen ist doch wohl klar, dass ich deswegen eine eingehende Untersuchung durchführen muss?«
»Sir?«
»Mir behagt diese Aufgabe überhaupt nicht, und ich habe keinen Zweifel daran, dass der Mann lügt«, fuhr Stubbs in beruhigendem Ton fort. »Ich kenne Sie noch nicht lange, aber nach dem, was ich von Ihren Verdiensten weiß, bin ich mir sicher, dass Sie ein guter Polizeioffizier sind. Ich verlange nur, dass Sie auf Ihrem Posten bleiben und den Distrikt Rockhampton nicht verlassen, bis ich meinen Bericht über die Sache abgeschlossen habe.«
»Ich wollte gerade meinen Abschied einreichen.« Gordon hielt dem Superintendent das Schreiben hin. »Ich hatte gehofft, ich könnte aus dem Polizeidienst ausscheiden und nach Townsville zurückkehren.«
Stubbs sah auf den Brief, machte
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