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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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jedoch keine Anstalten, ihn zu nehmen. »Wenn ich Ihre Kündigung zu diesem Zeitpunkt akzeptieren würde, Inspektor James, würde das so aussehen, als wollten Sie sich vor dieser unangenehmen Angelegenheit davonstehlen.«
    Gordon zog die Hand zurück. Er wusste, dass sein Vorgesetzter Recht hatte. »Meine Gründe für mein Ausscheiden aus dem Polizeidienst haben nichts mit Calders Anschuldigungen zu tun, sie sind rein persönlicher Natur, Sir.«
    »Ihre Gründe sind völlig unerheblich. Wichtig ist nur, dass Sie auf Ihrem Posten bleiben, bis wir einen Richter davon überzeugen können, dass Sie keinen Unbewaffneten erschossen haben, der sich ergeben wollte. Bis dahin bleiben Sie Polizist.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Gordon pflichtschuldig. »Wäre sonst noch etwas, Sir?«
    »Nein, Inspektor.« Damit war der junge Polizeioffizier entlassen. »Achten Sie nur darauf, dass Sie nicht auffallen, und erledigen Sie Ihre Arbeit.«
    Gordon salutierte und verließ das Büro. Warum hatte Calder seinen Spießgesellen getötet und ihn dann des Verbrechens beschuldigt? Die Antwort war einfach. Calder wollte nicht allein zur Hölle fahren. Manche Leute waren bereit, ihre Seele zu verkaufen, um sich zu rächen. Gordon war bewusst, dass diese Sache leicht zu seinen Ungunsten ausgehen konnte. Wenn das geschah, würde er Calder am Galgen Gesellschaft leisten.

56
    Fast ein Vierteljahrhundert war vergangen, seit Kate zum letzten Mal einen Fuß auf die schlammigen Ufer des Fitzroy bei Rockhampton gesetzt hatte. In dieser Zeit hatte sich viel verändert. Die Stadt hatte ihre Atmosphäre des Grenzland-Provisoriums verloren und gab sich nun gesetzt und konservativ. Banken, Geschäfte, Schulen, Kirchen und sogar ein Krankenhaus sorgten für die Bedürfnisse der zweiten Siedlerwelle, die den Planwagen der Pioniere gefolgt war.
    Verschwunden waren die aus Eukalyptusplatten errichteten Gasthäuser, in denen sich durstige Schafhirten betranken, um Angst und Einsamkeit zu vergessen, die die Arbeit fernab der Zivilisation mit sich brachte. Ihnen waren die Kennedy-Männer gefolgt, harte, bärtige junge Buschläufer des wilden Grenzlandes, die einst mit ihren je nach Jahreszeit staubigen oder schlammverkrusteten Pferden tollkühn durch die Straßen galoppiert waren. Rockhampton war mittlerweile eine lebendige Handelsstadt und Zentrum der blühenden Rinder- und Schafzucht von Mittel-Queensland.
    Kate bemerkte die Veränderungen mit einer Mischung aus Nostalgie und Freude darüber, dass sich die Stadt zu einem Ort gewandelt hatte, der jungen Familien eine dauerhafte Heimat bot. Für sie selbst waren jene tragischen frühen Jahre eine Zeit des Übergangs voller Verluste gewesen. Rockhampton barg für sie zahlreiche Erinnerungen. Hier lag ihr erstes Kind begraben, aber hier war ihr auch der starke und doch sanfte amerikanische Goldsucher Luke Tracy begegnet. Und ihre langjährige Freundschaft mit dem jüdischen Geschäftsinhaber Solomon Cohen und seiner großartigen Frau Judith hatte hier begonnen.
    Kate saß im Büro jenes Mannes, der einst ihr Geliebter gewesen war und sie dennoch an den mächtigen Siedler Sir Donald Macintosh verraten hatte. Hugh Darlingtons Büro hatte sich kaum verändert, ganz im Gegensatz zu Hugh selbst. Statt des weltmännischen, gut aussehenden jungen Anwalts saß ihr ein dicker Mann mit beginnender Glatze gegenüber, den sie kaum wiedererkannte. Seine Karriere als Abgeordneter im Parlament von Queensland und der Wohlstand, den er sich durch die Vertretung der Interessen der großen Siedler erworben hatte, sorgten dafür, dass sein Tisch immer reich gedeckt war.
    Kate wusste auch, dass er verheiratet war und fünf Kinder hatte. Unwillkürlich verglich sie ihn mit Luke, der bis zum letzten Tag ihres Ehelebens in ausgezeichneter körperlicher Verfassung gewesen war. Wenn sie Hugh Darlington ansah, war sie dankbar dafür, dass sie sich für jenen Mann entschieden hatte, dessen schlanker, muskulöser Körper sie unzählige Male die Höhen sinnlicher Ekstase hatte erklimmen lassen.
    Hugh Darlington starrte Kate mit unverhohlener Bewunderung an. Die Jahre hatten ihrer schlanken Taille und ihrem schönen Gesicht nichts anhaben können. Und ihre Augen besaßen immer noch den Zauber, an den er sich nur allzu gut erinnerte. Wenn er doch nur die Zeit zurückdrehen könnte!
    »Kate, du hast dich nicht ein bisschen verändert«, meinte er seufzend.
    Sie lächelte. »Und du bist charmant wie immer, Hugh«, gab sie diplomatisch

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