Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
Vom Netzwerk:
zurück.
    »Ich bin nur froh, dass du kein Champagnerglas in der Hand hältst«, meinte er grinsend. »Wenn ich mich recht erinnere, übergießt du Leute, die dich ärgern, gern mit gutem Champagner. Wann war das? Vierundsiebzig? Fünfundsiebzig?«
    »Ich glaube vierundsiebzig.« Kate rief sich den Vorfall ins Gedächtnis.
    Es war die Zeit des Goldrauschs am Palmer gewesen, und sie hatten in einem eleganten Restaurant in Cooktown gesessen. French Charley’s hieß das Lokal, und sie hatte soeben erfahren, dass der Mann, den sie für ihren Rechtsvertreter hielt, in Wirklichkeit für ihren Erzfeind Sir Donald Macintosh tätig war. Diese Entdeckung war zu viel für ihr hitziges Temperament gewesen, sodass sie ihre Champagnerflöte mit der kostbaren Flüssigkeit über ihm ausgeleert hatte.
    »Es tut mir Leid, dass die Dinge so gelaufen sind«, meinte er ein wenig betrübt. »Ich glaube, meine Machtgier hat mich einen hohen Preis gekostet.«
    »Im Lauf der Jahre verpasst jeder von uns große Chancen, Hugh«, sagte sie sanft, »aber die Zeit heilt alte Wunden.«
    »Du bist gefährlich nett, Kate«, sagte er neckend, und in seinen Worten und seiner Art zu reden erkannte sie den alten Hugh Darlington wieder. »Bestimmt bist du nicht nur gekommen, um meine Gesellschaft zu genießen.«
    Sie lächelte über seinen Scharfsinn. »Ich muss zugeben, ich habe mir den Termin bei dir nicht nur aus reiner Neugier geben lassen. Ich glaube, du vertrittst immer noch die Interessen der Familie Macintosh.«
    »Das stimmt.« Die Unternehmen der Macintoshs reichten von Zentral-Queensland, wo Glen View lag, bis nach Mackay an der Küste, wo die Familie Zuckerplantagen und Fleischfabriken besaß. Auch an der Küstenschifffahrt bis zu den Pazifikinseln war sie beteiligt. »Du hast offenkundig gehört, dass Glen View zum Verkauf steht.«
    »Ja. Und nachdem du Mister Granville Whites Anwalt bist, dachte ich, ich wende mich an dich und unterbreite dir ein Angebot für den Besitz.«
    »Bevor du deine Zeit verschwendest, möchte ich dich darauf hinweisen, dass Sir Donald zu seinen Lebzeiten deutlich erklärt hat, kein Duffy werde jemals sein Land besitzen.«
    »Sir Donald ist tot«, hielt sie dagegen. »Und Geschäft ist Geschäft.«
    »Ist der Kauf von Glen View für dich denn eine geschäftliche Angelegenheit, Kate?«, wollte er wissen. »Oder stehen dahinter emotionale Gründe, weil dir der Besitz persönlich etwas bedeutet?«
    »Den Verkäufer sollten die Motive des Käufers nicht interessieren«, erwiderte sie ausweichend. »Ich dachte eigentlich, jedes großzügige Angebot würde in Erwägung gezogen.«
    Der Anwalt schürzte die Lippen und verschränkte die Finger unter dem Kinn. Geschäft war Geschäft, da musste er ihr Recht geben. Vielleicht hegte der neue Besitzer, Mister Granville White, nicht die gleichen Vorurteile wie sein verstorbener Schwiegervater. »Ich kann dir nichts versprechen, Kate, aber ich werde das Angebot zum richtigen Zeitpunkt gegenüber Mister White zur Sprache bringen. Allerdings nicht als dein Vertreter, das musst du verstehen.«
    »Das ist mir völlig klar. Ich kann von meinen Anwälten in Townsville ein Angebot aufsetzen lassen und es dir zuschicken.«
    »Dann brauchen wir die Angelegenheit ja nicht weiter zu erörtern und können uns angenehmeren Dingen zuwenden.« Er lächelte entspannt.
    Kates unerwartetes Erscheinen in seinem Leben hatte ihn in eine Spannung versetzt, die er schon fast vergessen hatte. Er begehrte sie körperlich. Obwohl er verheiratet war und Familie hatte, war er der alte Frauenheld geblieben. Wenn er in Brisbane im Parlament war, gönnte er sich diskrete Affären mit Damen, die sich von seinem wachsenden Ruhm als politische Führungspersönlichkeit betören ließen. Man hielt ihn für den kommenden Premier der Kolonie, und Macht war ein Aphrodisiakum, von dem Frauen etwas verstanden. Aber auf Kate besaßen seine Macht und sein Reichtum wenig Anziehungskraft, denn sie war ihm in dieser Hinsicht ebenbürtig.
    »Da fällt mir ein, Kate, du weißt vielleicht noch nicht von der dramatischen Entwicklung, die sich hier ergeben hat. Es geht um einen Vorfall, der sich vor einigen Wochen bei Barcaldine ereignet hat«, meinte Hugh. »Der Sohn deiner Freundin Emma James, Inspektor Gordon James, wird des vorsätzlichen Mordes verdächtigt.«
    Kate riss überrascht die Augen auf. Gordon unter Mordverdacht! »Wovon redest du da?«, fragte sie schockiert. »Um welchen Mord geht es?«
    »Es sieht so aus, als

Weitere Kostenlose Bücher