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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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wäre er an einer ziemlich gewalttätigen Aktion beteiligt gewesen. Dabei sollten drei Männer verhaftet werden. Zwei von ihnen wurden erschossen. Der dritte behauptet, Inspektor James habe seinen unbewaffneten Partner kaltblütig ermordet, als dieser sich ergeben wollte. Nicht dass der Mann, der die Vorwürfe erhebt, besonders glaubwürdig wäre. Aber seit dem öffentlichen Rummel um die Wheeler-Affäre hat sich die berittene Eingeborenenpolizei in den Kolonien eine Menge mächtige Feinde gemacht, und zwar nicht nur im Süden, sondern auch hier oben. Viele wohlmeinende, wenn auch irregeleitete Menschen würden sich über eine Verurteilung eines Offiziers dieser Truppe freuen. Es scheint einigen Druck zu geben, damit der junge Mann vor Gericht gestellt wird.«
    Kate hatte von Frederick Wheeler gehört, der Offizier der berittenen Eingeborenenpolizei gewesen war. Die Behörden hatten versucht, ihn wegen seiner barbarischen Verbrechen nicht nur an den Aborigine-Stämmen, sondern auch an seinen eigenen eingeborenen Polizisten vor Gericht zu stellen. Der Versuch war fehlgeschlagen, und Wheeler hatte das Land als freier Mann verlassen.
    »Man kann James eine Menge vorwerfen«, sagte Kate, »aber ich bezweifle, dass er ein Mörder ist.«
    »Nach dem, was ich über seinen tapferen Kampf gegen die Kalkadoon letztes Jahr bei Cloncurry gehörte habe, hast du wohl Recht«, stimmte Hugh ihr zu. »Vermutlich wird das Verfahren gar nicht zugelassen werden. Man wird die Sache als das sehen, was sie ist: die Rache eines Kriminellen gegen einen ausgezeichneten jungen Offizier. Bestimmt wird man die Angelegenheit fallen lassen.«
    »Ich wünschte, ich wäre mir da so sicher wie du«, erwiderte Kate zögernd. »Mir kommt es vor, als wäre Gordon verflucht.«
    »Ich bezweifle, dass da ein Fluch im Spiel ist«, meinte der Anwalt verächtlich. »Sieht mir mehr danach aus, als würden die Liberalen einen Sündenbock suchen.«
    Kate war nicht davon überzeugt. Gordons Leben hatte ihn auf einen Pfad der Zerstörung geführt, und ihr war klar, dass es Mächte gab, von denen die meisten Menschen nichts wissen wollten. Geheimnisvolle Kräfte, die mit rächender Hand jene berührten, welche das zerbrechliche Gleichgewicht des alten Landes störten, das den Ureinwohnern des Kontinents gehörte. Gordons Vater war mitschuldig daran, dass die alten Geister geweckt worden waren, die die heiligen Stätten des Volkes der Darambal hüteten. Nun trat sein Sohn in seine Fußstapfen und jagte ebenfalls Aborigines. Die unerklärlichen Mächte schienen sie alle auf die eine oder andere Art in ihrem Griff zu halten. Alles ging zurück auf die grausame Vertreibung des Nerambura-Clans vor vielen Jahren. Seitdem war ihr Vater ermordet worden, in der Familie Macintosh war es zu zahlreichen Todesfällen gekommen, und viele andere hatten ein vorzeitiges, gewaltsames Ende gefunden. Nein, die Macht der alten Geister war wirklich und hatte sie mit einem allgegenwärtigen Fluch belegt.
    »Du solltest nicht verächtlich auf so etwas herabsehen, Hugh«, schalt sie leise. »Es gibt auf dieser Welt Dinge, die sich nicht logisch erklären lassen.«
    »Wie die Seele einer Frau«, erwiderte er lächelnd. »Mit eurem Aberglauben und der Faszination am Unbekannten seid ihr wirklich ganz andere Wesen als wir Männer.«
    »Wir akzeptieren das Unbekannte so, wie es ist – als Unbekanntes«, antwortete sie ernst. »Aber wir Frauen verlangen gar nicht, dass ihr Männer unsere Überzeugungen als Realität akzeptiert.«
    »Schön gesagt. Ich respektiere deine Ansichten, auch wenn sie für einen gebildeten, vernünftigen Mann nicht viel Sinn ergeben.«
    »Allerdings ist mir klar, dass Gordon für seine Verteidigung Bildung und Vernunft braucht«, gab Kate zu, während sie überlegte, wie sie am besten in der Welt der Gerichte, Geschworenen und Richter vorgehen sollte. »Wenn Gordon keinen Verteidiger hat, könnte er im Gefängnis landen. Es könnte auch noch schlimmer kommen – wenn die Sache schlecht für ihn ausgeht, endet er am Strang.«
    »Du willst also mit weltlicher Logik und Vernunft gegen deinen mystischen Fluch kämpfen«, meinte Hugh mit einem Hauch von Sarkasmus. »Ein Sterblicher soll Inspektor Gordon retten.«
    Sein Zynismus ärgerte sie, aber sie wollte sich nicht reizen lassen. »Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht an die Mächte dieser Welt glaube, Hugh«, fuhr sie ihn an. »Mir ist klar, dass du als Rechtsexperte der Richtige bist, um Gordon auf die Untersuchung

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