Auf den Flügeln des Adlers
vorzubereiten.«
»Danke, Kate. Dein Vertrauen in meine irdischen Fähigkeiten ehrt mich.«
»Wir beide mögen Meinungsverschiedenheiten gehabt haben, Hugh«, erwiderte sie ruhig. »Aber ich weiß, dass du zu den besten Anwälten der Kolonie zählst. Ansonsten hätte Sir Donald dich nicht zu seinem Interessenvertreter bestellt. Wenn ich auch, davon abgesehen, nicht viel von ihm gehalten habe, Sir Donald war ein sehr kluger Mensch.«
»Dir ist aber klar, dass ich Inspektor James nicht selbst als Mandanten werben kann. Das verstößt gegen ethische Grundsätze.«
»Ich weiß. Ich werde Gordon aufsuchen und vorschlagen, dass er einen Termin mit dir vereinbart. Natürlich nur, wenn er noch keinen anderen Anwalt mit seiner Vertretung beauftragt hat.«
»Da wäre noch die Frage des Honorars.« Hugh hatte nicht die Absicht, seine Fähigkeiten unter Wert zu verkaufen. »In Anbetracht des schwierigen Falls dürfte es ziemlich hoch ausfallen.«
»Ich übernehme sämtliche Kosten. Dafür erwarte ich, dass du alles tust, was in deiner Macht stehst, um die Eröffnung des Verfahrens zu verhindern.«
»Ich kann dir nichts versprechen, aber du bekommst die beste Vertretung, die für Geld zu haben ist.«
Nachdem Kate sich verabschiedet hatte, fragte sie sich, warum sie so bereitwillig dem Mann half, der ihren Neffen getötet hatte. Nun, schließlich war er der Sohn ihrer lieben, verstorbenen Freundin Emma, und da war es nur recht und billig, dass sie ihn unterstützte. Doch die wahre Antwort lag tiefer und war nicht so leicht zu greifen: Sie wusste, dass Sarah diesen Mann aus unerfindlichen Gründen immer noch liebte.
Kate spannte ihren Schirm auf, um sich gegen die tropische Sonne zu schützen, und ging über die staubige Straße zu ihrem Hotel. Die Männer, die im Schatten der breiten Veranden entlang der Hauptstraße saßen, warfen der Frau mit der Haltung einer Königin bewundernde Blicke zu. Ein paar erkannten sie und flüsterten den anderen zu, das sei Kate O’Keefe, die einst als Barmädchen im Hotel Emperor’s Arms gearbeitet habe. Sie hatte einen langen, harten Weg hinter sich. Ihr einziges Kapital waren ihr Traum gewesen und der Mut, es mit der traditionell von Männern beherrschten Geschäftswelt aufzunehmen. Am Ende hatte sie gesiegt.
57
Wenn Gordon James aus dem neu eingebauten Glasfenster in seinem Büro sah, blickte er auf den staubigen Exerzierplatz, auf dem schon sein Vater seine Polizisten gedrillt hatte. Der Polizeisuperintendent des Distrikts hatte es für sinnvoll gehalten, dass James in Rockhampton blieb. Bis die Untersuchung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe abgeschlossen war, sollte er seiner Tätigkeit hier nachgehen und dafür auch sein normales Gehalt beziehen.
Der Superintendent war von Inspektor James’ Unschuld überzeugt, aber ihm war auch klar, dass der Gerechtigkeit Genüge getan werden musste. Calders Verhaftung hatte zu viel öffentliches Aufsehen erregt. Es war kein Geheimnis, dass die berittene Eingeborenenpolizei mächtige Feinde hatte, die die Truppe nur allzu gern aufgelöst hätten. Schließlich war sie im Lauf der Jahre immer wieder beschuldigt worden, mutwillig Eingeborene getötet zu haben.
Blökende Schafe aus dem Süden, schnaubte er verächtlich. Europäer, die keine Ahnung hatten, wie hinterhältig und bösartig die Schwarzen von Queensland waren. Diese irregeleiteten Schwachköpfe behaupteten, die berittene Eingeborenenpolizei wolle die Ureinwohner systematisch ausrotten. Zum Glück war der Superintendent Liebling einer Hand voll rücksichtsloser, mächtiger Siedler, die ihn als Held feierten, weil er für ihr Recht eintrat, das Land von schwarzem Ungeziefer zu säubern. Daher hatte er seine Polizisten auch immer gegen alle Vorwürfe des wahllosen Mordes verteidigt.
Aber es standen Wahlen an, und nicht alle Siedler unterstützten die Polizei. Einige verrückte Individuen lebten auf ihren Anwesen tatsächlich in Frieden mit den örtlichen Eingeborenen und gingen so weit, der berittenen Eingeborenenpolizei den Zugang zu ihrem Land zu verweigern. Die blökenden Schafe im Süden hörten auf deren Stimme. Dass ausgerechnet Gordon James Gegenstand der Untersuchung war, heizte den Konflikt weiter an. Noch schlimmer war, dass sich die Zeitungen nicht im Geringsten für die beruflichen Verdienste des beschuldigten Polizeiinspektors interessierten.
Gordon war offiziell von den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen informiert worden. Gleichzeitig hatte man ihm versichert, dass die
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