Auf den Flügeln des Adlers
nehmen konnte.«
»Stimmt das, Trooper Calder?«, fragte Gordon misstrauisch. Calder trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Nie jemanden beim Vorgesetzten verpfeifen – die ungeschriebene Regel ging ihm nicht aus dem Sinn.
»Wie Trooper Duffy sagt, Boss, das verdammte Gewehr hat ne Ladehemmung gehabt.«
»Sergeant Rossi soll es sich heute Abend im Lager ansehen«, knurrte Gordon. Damit waren die beiden Polizisten entlassen. »Zurück zur Truppe.«
Mit finsterem Gesicht sah er zu, wie die Männer zu ihren Pferden gingen. Er wusste, wann Menschen logen. Außerdem machte er sich keine Illusionen über Peters Vertrauenswürdigkeit. Es war unvermeidlich gewesen, dass sich sein Eingeborenenblut am Ende durchsetzte. Für den Augenblick jedoch schob er jeden Gedanken an die Loyalität seines einstigen Freundes gegenüber der Eingeborenenpolizei beiseite. Die gegenwärtige Situation erforderte seine ganze Aufmerksamkeit. Wenn Commanche Jack Recht hatte und sie tatsächlich von unsichtbaren Kriegern beobachtet wurden, mussten sie sich für ihr Nachtlager eine hoch gelegene Stelle suchen. Das verschaffte ihnen einen Vorteil, falls die Kalkadoon in der Dunkelheit angriffen. »Sergeant Rossi«, bellte er über die Reihe der Reiter hinweg, die sich im Busch entlang des Flussufers verteilt hatten. »Die Fährtensucher sollen sich den Hügel da drüben ansehen und sicherstellen, dass sich dort niemand vor uns eingenistet hat.«
Der Sergeant bestätigte den Befehl und gab ihn an seine Polizisten weiter.
Peter schwang sich in den Sattel und wandte sich nach Calder um. Der erwiderte seinen Blick mit einer verächtlichen Grimasse. Von dem musste er sich fern halten, ermahnte Peter sich, der trug sich ganz offenkundig mit Mordgedanken. Er wendete sein Pferd, um sich der Patrouille anzuschließen. Dabei betete er darum, dass die alte Frau ihre Leute gefunden hatte, aber auch, dass Gordon nicht auf die Kalkadoon stieß. Denn wenn das geschah, würde sein früherer Freund, wie er wusste, keine Gnade kennen.
24
Nachdem er sein Tragegeschirr abgelegt hatte, ging Patrick in den Schneidersitz und atmete tief durch, um seine Nerven zu beruhigen. Während er zusah, wie die Sonne hinter dem Horizont versank, versuchte er, nicht an die vor ihm liegenden Stunden zu denken.
Nach Sonnenuntergang klopfte er Angus freundschaftlich auf den Rücken und wünschte ihm eine gute Nacht. Kopfschüttelnd beobachtete der hünenhafte Schotte, wie der junge Captain von der Dunkelheit verschluckt wurde. Der nette Kerl sieht aus wie ein zum Tode Verurteilter, dachte er traurig.
Patrick passierte den äußeren Ring der Wachen, wo Captain Thorncroft die Posten persönlich über seine Mission informierte. Auf keinen Fall durfte ein nervöser Soldat Patrick erschießen, wenn er in den frühen Morgenstunden zurückkehrte, sonst wäre der ganze kaltblütige Mut, der für diese Mission erforderlich war, vergebens gewesen. Flüsternd wünschte Thorncroft Patrick für seinen Auftrag Glück. Besser er als ich, dachte er, als Patrick in der lebensfeindlichen Wüste verschwand.
Der sternklare Himmel und die Schatten der stillen, mit Steinen übersäten Rinnen wurden zu einer unwirklichen Welt, in der Patrick auf dem Bauch auf eine winzige Felskuppe zukroch. Hände und Gesicht hatte er mit Holzkohle geschwärzt, um seine sonnengebräunte Haut zu verbergen, aber ihm war nur allzu deutlich bewusst, dass seine Kakiuniform in der Dunkelheit geradezu leuchtete. Außer dem Dienstrevolver, einer Tasche voller Ersatzpatronen und dem Bowiemesser trug er nichts bei sich.
Er hatte seine Route sorgfältig gewählt. Für ihn war klar, dass ein Scharfschütze am ehesten auf dieser Erhebung in Stellung gehen würde. Von hier aus beherrschte man das Gelände und befand sich praktisch außerhalb der Reichweite der Verteidiger des befestigten Lagers, war aber nah genug, um sporadisch Störfeuer abzugeben. Jetzt kam die Kuppe in Sicht; ihre Silhouette zeichnete sich vor dem endlosen, mit Sternen besetzten Horizont hinter dem eigentlichen Hügelkamm ab. Aber würde die Stellung schon besetzt sein? Mit äußerster Vorsicht zog er das Messer aus seiner Stiefelgamasche und drehte die Klinge zur Seite. Ein Stoß gegen die Brust musste so geführt werden, dass die Klinge zwischen den Rippen hindurchgleiten konnte und nicht von den harten Knorpeln zwischen den Knochen aufgehalten wurde. Mit der anderen Hand packte er den Griff seines Revolvers, den er mit einer Schnur an
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