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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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»Danke, Private MacDonald«, erwiderte er brüsk. »Besser als der englische Stahl, den man uns gegeben hat.«
    »Muss wohl so sein, Sir«, meinte Angus mit verschwörerischem Zwinkern. »Die Engländer verstehen nichts von breiten Klingen.«
    Patrick drehte das Messer in seiner Hand. Hoffentlich kam er dem Feind nicht so nah, dass er es einsetzen musste. Irgendwie vertraute er mehr auf den Schutz von Sheela-na-gig.

23
    Die Hügel wirkten glatt und rund wie die Backenzähne einer alten Frau. Es sah aus, als hätten die Godkin-Berge so lange am blauen Himmel genagt, dass sie völlig abgeschliffen waren. Einige der niedrigeren Berge waren entlang der Gipfel abgesplittert, wo sie sich an einer harten Wolke die Zähne ausgebissen hatten, und wiesen felsige Steilhänge auf. In dieses Massiv drang am späten Nachmittag der aus Polizisten und Grenzern bestehende Suchtrupp ein.
    Gordon James führte die Kolonne an, während Peter Duffy mit unruhigem Blick die mit spärlichem Buschwerk bestandenen, konkaven Hänge musterte, die in der grellen Sonne brieten. Diesen Weg war er schon einmal geritten, und er konnte sich noch lebhaft daran erinnern, wie sich die Kalkadoon aus ihrer dürftigen Deckung erhoben hatten und über sie hergefallen waren. Er war nicht das einzige Mitglied der Patrouille, das mit den Blicken misstrauisch die Hügel der Umgebung absuchte. Vor der Truppe ritten die Fährtensucher der Eingeborenenpolizei, die die Gewehre quer über den Sätteln balancierten.
    Während er weiterritt, dachte Peter über die Kluft nach, die in gewissem Maße immer zwischen ihm und dem Mann, der die Expedition leitete, bestanden hatte. In ihrer Jugend war es nur ein kleiner Riss gewesen, der sich jedoch verbreitert hatte, als sie beide zur Eingeborenenpolizei gegangen waren. Seine Tante Kate hatte versucht, ihn davon abzuhalten, dass er sich ausgerechnet den Leuten anschloss, die das Volk seiner Mutter fast völlig ausgerottet und schließlich seine Eltern getötet hatten.
    Oft hatte Peter Albträume, in denen ihn seine Mutter mit toten Augen aus den Flammen des Lagerfeuers anstarrte, während das Feuer zischend an ihrem Körper leckte. In seinen Albträumen lebte sie noch, lag aber hilflos in den Flammen, während sie ihn mit stummen Worten anflehte. Wenn er nur gewusst hätte, worum sie ihn bat. Was sollte er tun?
    Warum war er bei der Polizei geblieben, obwohl seine Freundschaft mit Gordon nicht mehr Teil seines Lebens war? Jetzt war ihm klar, dass dies seine letzte Patrouille sein würde. Sobald sie nach Cloncurry zurückgekehrt waren, würde er seinen Abschied nehmen, nach Townsville zurückkehren und für seine Tante arbeiten. Sollte Gordon James zum Teufel gehen!
    Die gedämpfte Stille des Buschs wurde durch einen Schuss zerrissen, dessen Echo von den Hügeln vor ihnen zurückgeworfen wurde. Die Polizisten rissen ihre Karabiner aus den Sattelhalterungen, und die Grenzer spannten den Abzugshahn an ihren einschüssigen Snider-Gewehren. Gordon James hob die Hand und ließ die Truppe anhalten. Dann schickte er seine Polizisten vor, um das Gelände zu erkunden. Jeder Einzelne der Reiter spürte die quälende Furcht vor einem Hinterhalt. Die Hügel schienen näher an sie herangerückt zu sein. Mit furchtsamen Blicken suchten sie die Hänge nach sich bewegenden Schatten ab.
    »Hügel im Auge behalten!«, brüllte Gordon überflüssigerweise, da ohnehin jeder zu den Gipfeln hinaufstarrte und verängstigt nach den gefürchteten Kriegern suchte.
    Die Pferde tänzelten nervös, und die Männer versuchten, ihrer Anspannung und Angst mit wilden Flüchen Luft zu machen. Doch nichts geschah, bis ein eingeborener Polizist durch die Büsche brach und neben Gordon sein Pferd zügelte. »Mahmy! Fangen schwarze Gin lange Fluss.« Der Polizist rollte die Augen, sodass das rauchige Weiß sichtbar wurde. »Töten schwarze Gin.«
    Gordon gab seinem Pferd die Sporen und bedeutete der Truppe mit einer Geste, ihm zu folgen. Sie ritten, bis sie den Fluss erreichten. Auf einer Sandbank, die zu einem tiefen Felsentümpel führte, kauerte unter dem Gewehr eines europäischen Polizisten eine alte Ureinwohnerin. Neben ihr lag ein Netz, das von Süßwassermuscheln überfloss.
    Weiter unten auf der Sandbank lag mit ausgebreiteten Gliedmaßen die Leiche einer alten Ureinwohnerin. Eine Kugel hatte sie mit voller Wucht in den Rücken getroffen und ihre Wirbelsäule zerschmettert.
    »Was ist passiert?«, fragte Gordon den weißen Polizisten, einen der neuen

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