Auf den Flügeln des Adlers

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Autoren: Peter Watt

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hinter dir herschleifen.«
    Peter zog die Frau hoch. Dabei trafen sich ihre Blicke kurz. Sie entdeckte ein merkwürdiges Mitgefühl in seinen Augen, und obwohl sie vor Entsetzen zitterte, fühlte sie weniger Angst als zuvor. Mit sanften Worten führte Peter sie von den Reitern weg.
    Den Karabiner über der Schulter, folgte Calder ihm. Er warf einen Blick zurück, um Gordon James zuzuzwinkern, der den beiden im Busch verschwindenden Polizisten mit versteinertem Gesicht nachblickte. »Gehen Sie ein gutes Stück, Trooper Calder«, rief Gordon. Je weiter entfernt, desto besser, dachte er, als könnte die Entfernung die Verbindung zwischen ihm und dem, was dort im Busch geschehen würde, aufheben.

    »Gute Arbeit, Duffy«, lobte Calder, der hinter Peter ging. Dieser führte die Eingeborene durch das Buschwerk am Fluss, wobei er sie halb stützte und halb trug. »Die denkt bestimmt, du lässt sie laufen.«
    Peter antwortete nicht, sondern half der Frau weiter durch die Sträucher, bis sie an eine Lichtung kamen, wo sich der Fluss verbreiterte. Aus dem Flussbett ragten vorspringende Felsnasen.
    »Das is’ weit genug«, sagte Calder und nahm das Gewehr von der Schulter. »Jetzt soll sie auf den Felsen da über den Fluss springen.« Peter ließ die alte Frau los. Völlig verängstigt sank sie zu Boden. Er kniete nieder und half ihr mit ruhigen, freundlichen Worten wieder auf die Beine.
    Unsicher stolperte sie auf den Fluss und die Trittsteine zu, die den Weg durch die schnell fließenden Strudel bildeten. Dort verfiel sie in einen humpelnden Trott. Calder stellte Kimme und Korn an seinem Gewehr auf fünfzig Meter ein, setzte den Kolben an die Schulter und nahm die alte Frau ins Visier. »Mal seh’n, ob ich noch so ’ne Schwarze mit einem Schuss erwische«, murmelte er über das sanfte Glucksen des Flusses hinweg. Er schloss ein Auge, atmete langsam ein – und plötzlich wieder aus, da er die Mündung von Peters Karabiner hinter seinem Ohr spürte.
    »Wenn du schießt, blas ich dir das Gehirn raus, du weißer Scheißkerl«, zischte Peter dem erstarrten Polizisten zu. »Und jetzt entlädst du dein Gewehr ganz langsam.«
    Mit grimmiger Befriedigung beobachtete er, wie die alte Frau das jenseitige Ufer erreichte, wo sie in der Sicherheit des Buschwerks verschwand. Sie hätte meine Mutter sein können, dachte er traurig. Nur eine alte Frau, deren einziges Verbrechen darin bestand, dass sie Ureinwohnerin war. Aber jetzt hatte er ihr das Recht gegeben, bei ihrem Volk zu leben und ihre Tage zu beschließen, wie es Gott gefiel.
    »Du halbblütiger Bastard«, fluchte Calder, während er den Verschluss seines Karabiners öffnete und die nicht abgefeuerte Kugel auswarf. »Ich werde Mister James melden, dass du die Alte hast abhauen lassen.«
    »Aber er hat dir doch befohlen, sie gehen zu lassen, oder etwa nicht?«, erwiderte Peter mit gespielter Unschuld.
    »Du weißt genauso gut wie ich, was er gemeint hat«, antwortete der Polizist, vor Wut kochend, während er sein Gewehr senkte. »Die alte Sau hätte hier nicht lebend rauskommen dürfen.«
    »Sie zu töten wäre Mord gewesen«, hielt Peter ruhig dagegen. »Du solltest mir dankbar sein. Wenn die Sache jemals herausgekommen wäre, hätte es dir mit Sicherheit Leid getan.«
    Vor Wut zitternd, wich Calder vor Peter zurück, der das Gewehr mittlerweile ebenfalls gesenkt hatte. Sein Zorn war so groß, dass er seinen Polizistenkollegen am liebsten erschossen hätte – wenn im Lauf noch eine Kugel gewesen wäre. »Weißt du, Duffy, du redest gar nicht wie ein Schwarzer«, zischte er, wobei er den jungen Mann vor ihm mit wütenden Blicken bedachte. »Du benimmst dich nicht wie ein Nigger.«
    »Vielleicht, weil wir Schwarzen schlauer sind als ihr weißer Abschaum«, erwiderte Peter. Noch nie hatte er sich so mächtig gefühlt wie in diesem Moment, nachdem er sich durch seine Entscheidung, der alten Frau das Leben zu retten, für eine Seite seiner Abstammung entschieden hatte.
    »Wenn wir zurückkommen und ich dich melde, bist du erledigt, Duffy«, fauchte Calder.
    »Wir werden sehen«, erwiderte Peter gelassen und wandte dem Polizisten, der immer noch vor Wut kochte, verächtlich den Rücken zu.

    »Ich habe gar keinen Schuss gehört«, sagte Gordon zu den beiden Männern, die an seinem Steigbügel standen. »Was ist passiert?«
    »Trooper Calders Gewehr hatte Ladehemmung, Sir«, erwiderte Peter, bevor Calder etwas sagen konnte. »Die Frau war verschwunden, bevor ich sie ins Visier