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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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verunsichert. Peter ließ sich mit dem Gewehr zwischen den Knien nieder und wartete. »Mir ist klar, dass du Trooper Calder daran gehindert hast, heute Nachmittag meinen Auftrag auszuführen. Vielleicht war das richtig so.« Peter blinzelte überrascht, sagte aber nichts. Offenbar war Gordon nachdenklicher Stimmung. Dieser starrte weiter in die Flammen des leise knisternden Feuers. »Ich habe nie zuvor Schwarze erschossen, die keinen Widerstand geleistet haben«, sagte er leise. »Niemals habe ich absichtlich Gins und Piccaninnies getötet. Mein Vater war nie dafür, Schwarze zu erschießen, außer wenn es notwendig war. Mein Befehl heute Nachmittag war also falsch.«
    »Sie ist entkommen«, log Peter. »Trooper Calders Karabiner hatte Ladehemmung.« Er wollte bei seiner Geschichte bleiben, um nicht zugeben zu müssen, dass er gelogen hatte.
    Gordon sah auf. Er wirkte plötzlich verärgert. »Wir wissen beide, dass das nicht stimmt, also Schluss mit dem Mist«, fuhr er auf. »Außerdem ist egal, was wirklich geschehen ist, du hast mir nämlich wahrscheinlich ein paar unangenehme Fragen erspart. Hätte gut sein können, dass einer der Männer irgendwann im Suff über den Vorfall geredet hätte.«
    Die unterdrückten Stimmen der Männer auf der anderen Seite des Lagerfeuers drangen zu ihnen. In weiter Ferne quiekte ein Tier, als ein unidentifizierbarer Räuber ihm das Leben nahm. Dingo, Eule, Wildkatze – wer wusste das schon? Die beiden Männer unterbrachen ihr Gespräch, um zu lauschen. Auf feindlichem Territorium war jeder Laut verdächtig, ebenso gut konnte es ein Verständigungsruf der Kalkadoon gewesen sein.
    Gordon richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Peter.
    »Vielleicht hast du uns allen Schwierigkeiten erspart. Aber gleichzeitig zwingst du mich, dich mit dem Versorgungstrupp morgen früh nach Cloncurry zurückzuschicken. Tut mir Leid, aber deine Loyalität ist nicht gewährleistet, und wenn du weiter hier bleibst, könnte die Moral der Truppe leiden.«
    »In Ordnung«, gab Peter zurück. »Aber du täuscht dich, ich bin loyal. Trotz der Ereignisse vom Nachmittag war ich bereit, gegen die Kalkadoon zu kämpfen. Ich wollte nur nicht morden, nicht einmal für dich.«
    Gordon antwortete nicht. Er griff nach einem Becher mit Tee, der neben seinem Stiefel stand und nippte an dem heißen Gebräu. »Das ist alles, Trooper Duffy«, sagte er leise, während er in die Dunkelheit hinausstarrte. »Du kannst gehen.«
    Peter erhob sich und kehrte zu seinem Feuer zurück. Dort setzte er sich auf den Boden. Nun war also alles vorüber. Doch er bereute nichts.
     
    Noch vor der Morgendämmerung wurden die Männer von den Posten wachgerüttelt. Hastig spülten sie das Frühstück aus kaltem Fladenbrot mit heißem Tee hinunter. Sobald die Pferde gesattelt waren, berief Gordon seine Patrouillenführer zu einer Besprechung über die Route ein, die sie an jenem Tag einschlagen würden. Er hatte beschlossen, dem Flusstal nach Süden zu folgen, da er davon ausging, dass sich die Basis der Kalkadoon in den höheren, zerklüfteteren Bergen befand, die einen natürlichen Schutz gegen einen berittenen Angriff boten. Außerdem würden sich die Eingeborenen vermutlich in der Nähe einer ergiebigen Wasserquelle aufhalten, und das Flusstal wies wie ein anklagender Finger nach Süden.
    Peter Duffy schwang sich in den Sattel und schloss sich den vier schwer bewaffneten Grenzern an, die nach Cloncurry zurückkehrten, um Proviant zu besorgen. Gordon hatte sich nicht dazu geäußert, warum Peter mit ihnen ritt, und sie betrachteten ihn als zusätzlichen Geleitschutz.
    Als die Sonne die Talsohle erreichte, wand sich die Kolonne von Polizisten und Grenzern langsam und vorsichtig durch das dichte Gebüsch am Flussufer.
    Weiter im Süden erwarteten die Kalkadoon ihre Feinde. Sie hatten auf den Bergkuppen, von denen aus sie kämpfen wollten, zusätzliche Speere, Bumerangs und Mullah-Keulen bereitgelegt. Ihre Taktik hätte jedem europäischen General ihrer Zeit Respekt eingeflößt, aber der mit allen Wassern gewaschene alte Darambal-Krieger hielt nichts von ihrer Entscheidung, sich dem Gegner zum Kampf zu stellen. Vergeblich hatte er versucht, den obersten Kriegshäuptling der Kalkadoon zu überreden, zu ihrer erfolgreichen Guerillataktik zurückzukehren, die darin bestand, blitzschnell zuzuschlagen und ebenso rasch wieder zu verschwinden.
    Als sich Wallarie unter den stolzen, unbeugsamen Männern auf den Hügelkuppen umsah, erfüllte ihn tiefe

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