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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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    Der grinsende Kalkadoon schwang seine Steinaxt in einer bogenförmigen Bewegung, und die scharfe Schneide des handgemeißelten Axtkopfes streifte Gordons Wade. Er spürte den Schmerz kaum. Alle seine Gedanken waren darauf gerichtet, sich einen Fluchtweg freizukämpfen. Vergessen war sein sorgfältig ausgeklügelter Plan, es ging nur noch ums nackte Überleben.
    Während er panisch an den Zügeln riss, um seine Stute aus dem Halbkreis der Kalkadoon zu zerren, hörte er hinter sich eine Schusssalve. Der Ring der Krieger, die eben noch versucht hatten, ihn mit Schild, Steinaxt und hölzernen Lanzen zu erreichen, löste sich auf, was er zunächst nur undeutlich wahrnahm. Dann hörte er Schreie und Rufe, die das lauter werdende Feuer aus Karabinern und Revolvern übertönten: Commanche Jacks Reiter griffen auf der Flanke an, dort, wo die Eingeborenen im Hinterhalt gelegen hatten. Lauter als der Lärm der Schüsse, das Brüllen der Männer und die Todesschreie der Krieger war jedoch die Stimme des Amerikaners, der seine Männer mit seinem charakteristischen Akzent antrieb.
    Das Scharmützel hatte sich für die Kalkadoon in einen verzweifelten Kampf ums Überleben verwandelt. Jetzt wurden sie selbst von den Polizisten und den weißen Grenzern, die, aus allen Gewehren feuernd, auf sie zuritten, in die Zange genommen. Mit dem Mut der Verzweiflung wichen die Ureinwohner zurück, wobei sie ihren disziplinierten Kampf fortsetzten.
    Commanche Jacks Reiter zögerten angesichts dieses entschlossenen, geordneten Rückzugs. Nachdem ihr Adrenalinspiegel allmählich absank und der Verstand erneut die Oberhand gewann, brachen sie die Verfolgung ab, um außer Reichweite der tödlichen Geschosse zu gelangen, die immer noch durch die Bäume schwirrten.
    Gordons Hand zitterte so, dass er bei dem Versuch, nachzuladen, einige Patronen fallen ließ. Das war verdammt knapp, dachte er, während er mit dem Ausstoßer unter dem Lauf seines Colts die leeren Hülsen auswarf. Zu knapp. Flüchtig wurde ihm bewusst, dass der Krieger mit der Steinaxt, der ihn verwundet hatte, wenige Meter von ihm entfernt mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Aus einer klaffenden Wunde an seiner Schulter sickerte Blut.
    Gordons Pferd schnaubte und wurde unter ihm unruhig, und plötzlich stand der verwundete Krieger wieder auf den Beinen. Er gab sich noch lange nicht geschlagen. Mit einem lauten Schrei hechtete er auf Gordons Pferd zu und griff nach den herabhängenden Zügeln. Ein Gewehrschuss knallte, und der Kalkadoon stöhnte vor Schmerz auf und stürzte nach vorn. Die schwere Kugel einer Enfield .577 hatte ihm in Sekundenbruchteilen die Schädeldecke weggerissen.
    »Hinterhältig wie die Indianer«, sagte Commanche Jack aus der Deckung des Buschs heraus. Noch während er auf Gordon zuhielt, lud er das Gewehr nach. »Da haben Sie aber Glück gehabt, Inspektor, dass ich gerade vorbeikam.«
    Der Amerikaner glitt vom Pferd und richtete das Gewehr auf den Mann, der mit dem Gesicht nach unten im roten Sand lag. »Denen sind nicht mal die Apachen überlegen«, sagte er, während er sich dem Toten vorsichtig näherte. Doch angesichts des zerschmetterten Schädels war klar, dass der Krieger nicht mehr am Leben war. »Kämpfen noch, wenn sie eigentlich schon tot sein müssten. Ein Bursche wie der ist nicht so leicht unterzukriegen.«
    »Sie haben sich Zeit gelassen«, fauchte Gordon undankbar. »Die hätten uns fast erledigt.«
    Der Mann aus dem amerikanischen Westen schob seinen Hut in den Nacken und blickte zu dem Polizeioffizier auf, der ihn wütend anfunkelte. »Hatten unterwegs ein kleines Problem mit den Pferden. Reine Glückssache, dass wir sie überhaupt über die Hügel gekriegt haben.«
    Gordon hatte nicht damit gerechnet, dass die zweite Gruppe Schwierigkeiten bei der Überquerung der Hügel auf ihrer linken Flanke haben würde. Er hatte richtig vorhergesehen, dass die fliehenden Kalkadoon sie in einen Hinterhalt locken sollten, sodass eine zweite Gruppe sie von links angreifen konnte. Dementsprechend hatte er einen Trupp unter dem Kommando von Commanche Jack den Hang hinaufgeschickt, um die im Hinterhalt liegende Gruppe zu umgehen und von hinten anzugreifen.
    Diese Entsatzgruppe war jedoch durch Geröll und Steilhänge aufgehalten worden. Sie konnte von Glück reden, dass die Kalkadoon mit dem Kampf gegen Gordons Patrouille so beschäftigt waren, dass sie den langsamen Vormarsch der Reiter in ihrem Rücken nicht bemerkt hatten.
    Als Sergeant

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