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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Rossi mit seinen Männern am Ort des Hinterhalts eintraf, stellte Gordon zu seinem Entsetzen fest, dass viele Grenzer verletzt waren. Der kleine Italiener stand offensichtlich unter Schock und wirkte wie jemand, der gerade noch einmal mit dem Leben davongekommen war. Dabei hatte Gordon Rossis Trupp als Reserve vorgesehen, die die Kalkadoon erst angreifen sollte, wenn er Befehl gab, doch dazu hatte er keine Gelegenheit gehabt. Was also war geschehen?
    »Aus den Büschen gekommen«, meldete der Sergeant mit monotoner, müde Stimme. »Uns fast getötet. Überall um uns rum. Hier, da …« Seine Stimme erstarb, und als der Sergeant mit der Hand gestikulierte, sah Gordon einen dicken Blutfleck. Offenbar waren die Kalkadoon plötzlich mitten unter der Reserve aufgetaucht, die den Reitern von Commanche Jack gefolgt war.
    »Von wo aus hat die Hauptmacht der Eingeborenen angegriffen, Sergeant Rossi?«, fragte Gordon, obwohl er eine ziemlich genaue Vorstellung hatte.
    »Kommen von hinten. Von hinter uns. Manche von Seite angreifen.«
    Gordon nickte. Die Kalkadoon hatten ihnen nicht nur auf ihrer Marschroute einen Hinterhalt gelegt, sondern sie gleichzeitig ausspioniert. Es sprach für die Jagdkunst ihrer Feinde, dass sie in der Lage waren, eine Attacke dieser Größenordnung auf seine Expedition zu organisieren, ohne vor dem Zusammenstoß auch nur den geringsten Hinweis auf ihre Position zu liefern. Für Gordon bedeutete ein solcher Angriff jedoch auch, dass sie sich nahe an der Hauptbasis der Krieger befinden mussten.
    Nachdem sie auf der vergeblichen Suche nach den Kalkadoon wochenlang die heißen, staubigen roten Ebenen des Cloncurry-Distrikts durchstreift hatten, näherte sich nun die Zeit der Entscheidung. Immer wieder war es den Kalkadoon gelungen, die Patrouillen so lange von einem gemeldeten Vorfall zum nächsten reiten zu lassen, bis diese völlig erschöpft waren. Gordon meinte, in den gut geplanten Schlägen der Eingeborenen ein Muster erkannt zu haben. Seine Strafexpedition sollte nie die Möglichkeit haben selbst anzugreifen, sondern immer nur zu reagieren, und sich dabei aufreiben.
    Schließlich begriff er, dass seine Männer zermürbt werden sollten. Doch anstatt von einem gemeldeten Scharmützel zum nächsten zu hetzen, hatte er seine Reiter zu einem Netz ausschwärmen lassen, das in westlicher Richtung über die Ebenen patrouillierte. Dabei hatten sie einen Zickzackkurs eingeschlagen, der sie weit nach Norden und Süden führte, damit sie von den kleinen Kriegertrupps gesehen wurden, die im Busch nach unvorsichtigen Reisenden und ungenügend bewachten Gehöften suchten.
    Ohne es zu merken, hatten sich die Kalkadoon von Gordon in ihre Felsenfestungen in den Godkin-Bergen drängen lassen. Da sie von den Patrouillen der Polizisten und Grenzer nicht von ihren Frauen und Kindern abgeschnitten werden wollten, hatten sie sich langsam nach Süden zurückgezogen.
     
    Seit Wochen lauschte Wallarie den Berichten, die mit den von den Kriegertrupps entsandten Läufern in die Berge gelangten. Mit wachsender Sorge wurde ihm klar, dass die Weißen die Kalkadoon wie Vieh vor sich hertrieben – wie Vieh, das zum Schlachthof geführt wurde.
    Er hatte seine Meinung geäußert, aber sowohl der Ältestenrat als auch der Häuptling der Kalkadoon hatten nichts davon wissen wollen. Obwohl der Darambal wegen seiner Kenntnis der Weißen respektiert wurde, glaubten die Kalkadoon, er überschätze die Fähigkeit der Weißen, sie auf ihrem eigenen Land zu bekämpfen. War es nicht vielmehr so, dass ihr Feind von dem gleichen blinden Selbstvertrauen geleitet wurde, das Inspektor Potters Patrouille ins Verderben geführt hatte? Waren die Kalkadoon den Reitern nicht zahlenmäßig überlegen, denen Pferde auf den steilen Hängen der festungsartigen Hügel nichts nützten? Und welcher Feind konnte gegen die Waffenlager ankommen, die sie oben auf den Kuppen angelegt hatten?
    Doch als das wütende Knallen der Feuerwaffen, von dem die Berge wiedergehallt hatten, verstummt war, taumelten verwundete und blutende Krieger in die Lager auf den Anhöhen. Die Frauen klagten, und die Kinder weinten um diejenigen, die niemals wiederkehren würden. Raunend berieten sich die Ältesten. Sollte der Darambal doch Recht gehabt haben?
     
    Terituba war einer der Überlebenden des Hinterhalts, der für die Kalkadoon so fatal ausgegangen war. Bestürzt über den Tod seiner Freunde und Verwandten, geriet er nach seinem verzweifelten Anstieg ins Taumeln und brach

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