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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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ihrer heutigen Niederlage noch lange nicht geschlagen sind.«
    Die Männer nickten zustimmend und begannen, halblaut miteinander zu reden. Widerwillig empfanden sie Respekt für die Krieger, die so intelligent kämpften wie sonst nur europäische Armeen. Der eine oder andere Grenzer hatte an britischen Militärexpeditionen in den afrikanischen Kolonien teilgenommen und äußerte sich nun unerwartet positiv über die Tapferkeit ihres gegenwärtigen Feindes: Es waren Kämpfer, die etwas von Taktik verstanden und das Gelände zu ihrem Vorteil nutzten. Feinde, die offenbar lange geübt hatten, sich verborgen zu halten, zuzuschlagen und sich dann zurückzuziehen. Dabei zeigten sie die ganze Disziplin eines britischen Heeres, das dem Angriff einer überlegenen Streitmacht standhielt.
    »Was ist Ihr Plan, Inspektor?«, fragte Commanche Jack, der in die Hocke gegangen war. Er stützte sich auf den langen Lauf seiner Enfield und kaute den unvermeidlichen Tabak.
    Gordon glättete den Boden vor sich mit dem Stiefel und zeichnete mit einem dünnen Zweig eine Karte in die rote Erde. Sie zeigte das Flusstal und die Hügel im Süden, so wie er sie sich vorstellte. Dann holte er noch ein paar Kiesel von dem nahe gelegenen, sandigen Flussufer und fügte sie zu seiner Skizze hinzu. Als er fertig war, drängten sich die Männer um ihn. »Wir sind hier.« Er deutete mit dem Zweig auf die entsprechende Stelle. »Diese Steine stellen die Hügel südlich von uns dar.« Er wandte sich um und deutete auf die dunkle Gipfellinie, die sich in nordsüdlicher Richtung über den strauchartigen Bäumen erhob.
    »Ich gehe davon aus, dass sich der Feind auf einen der drei Berge vor uns zurückgezogen hat«, sagte er. Die Männer blickten zu den Hügeln. Die grelle Nachmittagssonne wurde von den Felsen reflektiert, und die Männer beschatteten ihre Augen mit der Hand, während sie das täuschend friedliche Land auf Anzeichen für die Anwesenheit der Kalkadoon absuchten. Sie sahen nichts, doch nach ihrer schmerzlichen Erfahrung mit der Fähigkeit der Kalkadoon, sich zu tarnen, hatten sie auch kaum etwas anderes erwartet. »Wir schlagen hier für die Nacht unser Lager auf und schicken beim ersten Tageslicht kleine Streifen aus, die herausfinden sollen, auf welchem Hügel sich die Hauptstreitmacht der Kalkadoon befindet. Sobald das klar ist, kehren die Patrouillen zurück, und wir sammeln uns zum Angriff.«
    »Angreifen sollen wir die?«, meinte einer der Grenzer. Er schüttelte den Kopf und pfiff durch die Zähne. »Und wenn wir nun unsere Pferde nicht den steilen Berg raufkriegen? Darm müssen wir nämlich zu Fuß weiter. Gefällt mir gar nicht, der Gedanke, Inspektor.«
    »Wir hätten Deckung«, beruhigte ihn Gordon, der sah, dass auch andere der Meinung des Grenzers waren. »Ein Speer geht nicht durch Fels.«
    Pferd, Gewehr und Reiter bildeten eine Einheit, die ihnen einen Vorteil über die Kalkadoon verschaffte. Vom Pferderücken aus konnten sie feuern, sich zurückziehen, nachladen und erneut feuern. Zu Pferd konnten sie außerhalb der Reichweite der tödlichen Holzgeschosse bleiben, aber zu Fuß waren ihre Rückzugsmöglichkeiten stark eingeschränkt.
    »Und wer garantiert uns, dass es Deckung gibt?«, fragte ein anderer Grenzer mit besorgter Stimme. »Vielleicht sitzen die Kalks ja auf Hügeln, die so kahl sind wie die, an denen wir vorbeigekommen sind. Nur ’n paar Bäume und sonst nichts.«
    Die versammelten Grenzer nickten heftig, und das Gemurre wurde lauter. Sie waren allesamt Freiwillige, die ihren Dienst jederzeit quittieren konnten.
    Gordon wusste auch darauf eine Antwort. »Wenn wir das jetzt nicht zum Abschluss bringen und uns stattdessen nach Cloncurry zurückziehen, werden die Wilden denken, sie hätten uns geschlagen. Dann war die wochenlange Jagd auf sie umsonst, und wir müssen im Distrikt mit erneuten Angriffen rechnen. Ihr Häuptling hat uns herausgefordert, er will, dass wir ihn uns holen. Nun, hier sind wir. Uns bleibt keine Wahl, wir müssen den Kampf ein für alle Mal ausfechten. Wenn wir das nicht tun, werdet ihr nicht mehr ruhig in euren Betten schlafen können. Eine Nullah-Keule könnte euren Frauen und Kindern jederzeit den Schädel zerschmettern. Die Kalkadoon werden mit ihren Speeren eure Rinder töten, bis ihr nichts mehr besitzt, für das es sich zu bleiben lohnt.«
    Selbst die Männer, die die Fragen gestellt hatten, nickten zustimmend. Gordon wusste jetzt, dass die harten Grenzer auch vom Pferderücken steigen

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