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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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Sonnenbrille, Tanvir eine weite schwarze Hose und einen weißen Arztkittel. Der um einen halben Kopf größere Raske schritt zügig voran, während Tanvir einige Meter dahinter gar nicht erst versuchte, das Tempo mitzuhalten. Als Raske die Tür öffnete, winkte Tanvir Megan und Carla kurz zu und ging weiter.
    »Guten Morgen, die Damen!«, rief Raske, noch bevor die Tür hinter ihm zufiel. Dass Megan und Carla nur eine Begrüßung murmelten, schien seine gute Laune nicht zu trüben. »Ein perfekter Tag für einen Film!« Er nahm die Sonnenbrille ab, griff nach einer roten Kostümjacke, warf sie gleich wieder zurück auf den Haufen und wandte sich Megan zu. »Wie ich sehe, hat meine Nachricht Sie erreicht. Sehr gut.« Er sah auf seine Uhr und klatschte die Handflächen zusammen. »Dann würde ich sagen, los geht’s!« Er ging zur Tür und öffnete sie.
    Megan aß rasch zu Ende, während Carla die restlichen Sachen in die Tasche verstaute. Dann standen sie auf und drückten sich an Raske vorbei ins Freie. Carla schien der prallen Sonne entkommen zu wollen und lief quer über den Platz auf die Bäume zu, die den Weg zum Laborgebäude ein Stück weit säumten.
    »Verbringen Sie Ihre Nächte jetzt auch am Strand, wie Carla?«, fragte Raske, dem das gleißende Licht und die Hitze nichts auszumachen schienen.
    »Ich war spazieren.« Megan hatte Carla folgen wollen, aber Raske hinderte sie daran, indem er den Weg nahm, der an der Längsseite des Platzes verlief.
    »Das ist nachts nicht ganz ungefährlich.«
    »Warum?«
    »Sie könnten stürzen und sich … ich weiß nicht, den Knöchel verstauchen. Fragen Sie Carla.«
    »Ich hatte Ihre Taschenlampe dabei.«
    »Die Batterien halten nicht ewig.«
    »Ich habe mich irgendwo hingesetzt und aufs Meer gesehen. Und die Taschenlampe ausgeschaltet.«
    »Ich war kurz vor Mitternacht bei Ihnen.«
    »Ich sehe gern aufs Meer hinaus.«
    Für eine Weile verfiel Raske in brütendes Schweigen, und Megan merkte, dass er sie am liebsten ohne Umschweife gefragt hätte, wo sie gewesen sei und was genau sie gemacht habe. Als sie stehenblieb und einen Schuh abstreifte, um einen nicht vorhandenen Stein herauszuschütteln, wartete er auf sie.
    »Ich wollte mit Ihnen über Ihr Gehalt sprechen«, sagte Raske, als sie endlich den Schatten der Bäume erreicht hatten.
    »Das hat Zeit.« Megan sah Carla das Laborgebäude betreten, stellte sich die kühle Luft darin vor und beschleunigte ihren Schritt.
    »Was halten Sie von fünftausend?«
    »Fünftausend was?«
    »Dollar. Pro Monat.«
    Megan blieb stehen und sah Raske an. »Machen Sie Scherze?«
    Raske schüttelte den Kopf. »Plus Weihnachtsgeld.« Er grinste.
    Einen Moment lang war Megan sprachlos. »Das ist eine Menge Geld für so wenig Arbeit«, sagte sie dann.
    »Darf ich daraus schließen, dass Sie das Angebot akzeptieren?« Raske hielt Megan die rechte Hand hin.
    Zwei Sekunden zögerte Megan, ohne recht zu wissen, weshalb, dann ergriff sie die Hand und schüttelte sie.
    »Etwas habe ich Ihnen verschwiegen«, sagte Raske, als sie die letzten Meter zum Laborgebäude zurücklegten. »Es gibt keinen Urlaub.« Ohne Megans Reaktion abzuwarten, zog er die Tür auf und betrat das Gebäude.
    »Ich wusste, die Sache hat einen Haken«, sagte Megan. Raske lachte, und sie folgte ihm in den düsteren Flur.
     
    Im ersten Raum saßen Chester und Wesley auf farbigen, mit Luft gefüllten Plastikbällen und verfolgten gebannt einen Film, der in einem kleinen, leicht flimmernden Fernseher lief. Schneebedeckte Wiesen wurden innerhalb weniger Sekunden grün, Eiszapfen schmolzen rasend schnell dahin, und Blumen durchbrachen die Erde und entfalteten ihre Blätter mit der Geschwindigkeit sich öffnender Regenschirme. Tanvir und Carla waren damit beschäftigt, Ordner in ein Regal zu stellen, während Malpasseinen Computerbildschirm aus einer Kiste hob und auf einen der Tische stellte, die Montgomery mit Papieren, Kugelschreibern, Bleistiften und Notizzetteln bedeckte.
    Megan und Tanvir nickten einander zu. Als Megan Montgomery die Hand auf die Schulter legte, griff der Bonobo sich an den Kopf und schien erst jetzt zu merken, dass er keine Mütze aufhatte. Er trug eine lange dunkelgrüne Hose und ein blaues T-Shirt, auf dem vorne und auf dem Rücken in weißen Buchstaben IPREC, sein Name und die Nummer 18 standen. Ein kurzes hohes Summen kam aus seinem Mund, und für einen Moment berührte er Megans Hand. Dann fuhr er damit fort, Stifte, Notizblöcke und durchsichtige

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