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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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der Veranda beaufsichtigt, im Schatten zwischen zwei Bäumen ihren Mittagsschlaf hielten. Als sie Wesleys Hängematte hin und her schaukeln ließ, schlug er die Augen auf und sah Megan an. Sie ergriff seine Hand und begann leise ein Lied zu summen, und nach einer Weile war er wieder eingeschlafen.
    Bis in den Nachmittag hinein blieb sie bei den beiden Schimpansen, sang für sie, flocht ihnen Kränze aus Grashalmen und las in den Linien ihrer Hände von Glück und langem Leben. Drehte sie den Kopf, sah sie Ruben, der mit zerwühltem Haar in einem Korbstuhl auf der Veranda saß, heimlich zu ihr herüberstarrte und sich nichts sehnlicher zu wünschen schien, als ein Affe zu sein.
     
    Im vierten Monat der Regenzeit überarbeitete Megan ihr Buch und tippte die dreihundertvierzig Seiten noch einmal ab. An einem Nachmittag im September packte sie den Papierstapel in zwei Plastiktüten und verstaute ihn im Hohlraum unter der Fensterbank. Aus Esters Zimmer wehte Radiomusik herüber, Miguel hämmerte Nägel in die Außenwand seiner Hütte, und als irgendwann beides verstummte, gab es nur noch das Flüstern des Nieselregens und die Tonleiter der Tropfen, die in Pfützen, auf Holz oder den von Wasser überlaufenden Boden fielen.
    Megan trat ins Freie, spannte den Schirm auf und ging in Richtung Villa, um eine Stunde oder auch mehr mit Chester und Wesley zu verbringen. Im letzten Monat hatte sie ihre Besuche bei Nancy auf zwei Mal pro Woche beschränkt, um das Buch fertig zu schreiben. Sie hatte immer mehr am Sinn ihrer Arbeit zu zweifeln begonnen und eines Tages beschlossen, sie entweder zu einem Ende zu bringen oder das bisher Geschriebene wegzuwerfen. Jetzt, wo das vom Gewicht tausender Worte schwere Papierbündel in seinem Versteck lag, empfand sie weder Genugtuung noch ein Gefühl vergeblicher Mühe; während sie durch das Grau des Nachmittags ging, wusste sie nicht, ob es leise Freude oder unendliche Leere war, was ihre Schritte leicht machte.
    Als sie den Platz überquerte, dessen leicht abgesenkte Mitte zum flachen Tümpel geworden war, kam ihr Ruben entgegengerannt. Vom Regen bis auf die Haut durchnässt und trotz der Wärme schlotternd, blieb er vor ihr stehen und rief: »Sie müssen kommen! Er stirbt!«
    Megan legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »Was sagst du da? Wer stirbt?«
    »Himself! Kommen Sie! Schnell!« Ruben packte Megans Unterarm und zog sie mit sich. Er trug eine kurze hellgraue Hose, ein weißes Hemd und weiße Socken, aber keine Schuhe, und er zerrte Megan so heftig hinter sich her, dass sie irgendwann den Schirm fallen ließ, um mit ihm Schritt zu halten.
    Während sie rannten, wurde der Regen heftiger, das Nieseln ein Rauschen, und als sie die Treppe der Villa erreichten, schüttete es wie aus Eimern. Ruben riss die Tür auf und stürzte ins Haus, und Megan stolperte hinter ihm her, keuchend und nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht wischend.
    Nancy stand neben ihrem Sessel, breitete, kaum betrat Megan das Wohnzimmer, die Arme aus und rief: »Ach herrje, wie gut, dass Sie da sind!« Sie trug einen hellblauen Hosenanzug und eine weiße knielange Strickjacke, und ihre Füße steckten in braunen Pantoffeln. Die sonst aufwendig hochgesteckte Frisur erinnerte heute weniger an einen massiven Turm als an eine belagerte Festung, aus der wie Geschützrohre mehrere dunkle Holzstäbe ragten. Sie hatte geweint, schwarze Schminke rann in verwischten Linien über ihre Wangen.
    Der Hund lag auf dem Boden, als habe er sich nicht bewegt, seit Megan das letzte Mal hier gewesen war. Er hatte die Beine scheinbar entspannt ausgestreckt, ein Ohr ruhte flach auf den Dielen, das andere hing hochgeklappt über seinen Schädel.
    Megan kniete sich neben ihn, berührte seine warme, trockene Nase, schob sein Augenlid nach oben und legte ihm dann ein Ohr an die Brust, um ein schwaches Atemgeräusch und einen noch leiseren Herzschlag zu hören.
    »Was hat er?«, fragte Ruben, der sich bäuchlings auf den Boden gelegt hatte und mit einer Hand die Flanke des Hundes streichelte.
    »Er ist sehr müde«, sagte Megan und lachte beinahe über die Banalitätihres Satzes; man musste nicht Veterinärmedizin studiert oder viel Zeit mit der Beobachtung dieses Hundes zugebracht haben, um zu sehen, dass er beharrlich und scheinbar gelassen seinem Ende entgegendämmerte. »Wie alt ist er?«
    Ruben sah zu Nancy hoch, die ein paar Schritte näher gekommen war und plötzlich in jeder Hand eine brennende Zigarette hielt.
    »Fast so alt wie du,

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