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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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verbrachten wir, wie alle Neuankömmlinge, in der Quarantänestation) auf Borneo zu der Überzeugung gelangt war, die Heirat mit mir sei ein schrecklicher Irrtum gewesen? Hätte ich dir mitteilen sollen, dass er schon nach acht Wochen Vivienne anziehender fand als mich, weniger eigenartig, weniger verstört, weniger traurig, weniger verschlossen? Hätte ich dir anvertrauen sollen, dass Stuart sich im Bootshaus bei Vivienne Erleichterung holte, eine Erleichterung, die ich ihm nicht verschaffen konnte, weil ich von Brandblasen träumte und grotesken Beisetzungen (anfangs noch kleine Särge aus Kistenholz, später ein Stück Zelttuch) und Regierungsvertretern, die unsere Station besuchten, Hände schütteltenund dann in ihren Range Rovers davonfuhren zu den Holzfirmen und Palmölplantagen und Rinderfarmen? War es nicht besser, dir die Schilderung meiner vorzeitigen Abreise zu ersparen, dich mit Details zu verschonen? (Tränen, Flüche, eine halbe Flasche Zuckerrohrschnaps, drei zerrissene Männerhemden, Bestechung eines einheimischen Fahrers, mehrere baufällige Brücken, eine Nacht im Hotel Imperial in einem namenlosen Kaff, acht Stunden Busfahrt, eine Nacht im Hotel Royal in einem weiteren namenlosen Kaff, vier Tage Djakarta, der Flug über Kuala Lumpur nach Manila.) Manila. Da bin ich seit fast drei Wochen. Hotel Excelsior. (Ich bleibe dem Bombastischen, Hochstaplerischen treu.) Stell es dir so vor: Ein heruntergekommenes Haus in einem Quartier, das schon bessere, aber auch schon schlechtere Zeiten gesehen hat, elf Zimmer, ein fetter Besitzer namens Pablo mit zwei fetten Freundinnen und dem immer gleichen Gesichtsausdruck (gelangweilt), von allen heimlich Papa Botox genannt, eine wechselnde Anzahl verrückter Gäste (ich inklusive!), ein Hund namens Suki und ein Swimmingpool, leer und mit Brettern abgedeckt, weil vor zwei Jahren ein Gast darin ertrunken ist (es sind diverse Geschichten über die Hintergründe im Umlauf, eine unglaublicher als die andere). Einen Job habe ich auch, ich arbeite fünfmal die Woche vormittags für einen australischen Professor, erledige seine Post, suche Artikel aus dem Internet, koche Kaffee, begleite ihn in den Park und zum Arzt etc. Jeffrey Salter ist ehemaliger Professor der Ethnologie und Psychologie (spannende Kombination), wird im nächsten Jahr achtundsiebzig und verbringt jedes Jahr sechs Monate in Manila und sechs in seiner Heimatstadt Darwin. Es gibt eine riesige Bibliothek in der Wohnung, und wenn es am frühen Nachmittag zu heiß ist, um ins Hotel zu gehen, bleibe ich da und lese bis in die Abendstunden hinein. Obwohl sein Hauptinteresse Menschen gilt, besitzt Jeffrey zahllose Bücher zum Thema Tiere. Als Psychologe und früherer Hundebesitzer treibt ihn die Frage um, ob Tiere denken und fühlen können, ob sie beispielsweise trauern und lieben und Sehnsucht empfinden. Was glaubst du, Tobey? Hatte Sam Sehnsucht nach seiner Mutter? War er in der Lage, sich an die Zeit als Fohlen zu erinnern? Hat Wellie uns geliebt? Was dachte Holly, als man sie am frühen Morgen aus ihrer Bucht holte und nach hinten brachte, wo es noch nach Emmas Blut roch und wo sie an den Läufengefesselt und auf den Betonboden gedrückt und ihr ein Messer in ihr großes Herz gestoßen wurde, obwohl sie doch jahrelang unzählige Ferkel geworfen hatte, immer gutmütig und bescheiden gewesen war und so erbärmlich um ihr Leben schrie? Waren die Hühner dumm, die sich sanft gurrend von Vater zum Holzklotz tragen ließen? Bin ich dumm, weil ich solche Fragen stelle? Erinnerst du dich an das Buch, das ich so lange mit mir herumgeschleppt habe, bis es zerfiel? Wo schlafen die Fische, wenn sie müde sind? Wovon träumt der Bär im Winterschlaf? Wohin geht die Sonne, wenn es dunkel wird?
     
    Wer liebt dich?
    Megan!

 
    10
     
    Der Geruch war beißend, verflüchtigte sich jedoch rasch durch den offenen Schacht. Tobey fühlte sich an den Chemieunterricht in der Schule erinnert, an blaue Flammen und weiße Wolken, an tränende Augen und hastig aufgerissene Fenster. Sheila Laverty fiel ihm ein, die ohnmächtig geworden war, weil sie den Schwefeldampf nicht vertrug. Die Jungen in der Klasse hätten sich darum gerissen, sie mit dem Mund zu beatmen, aber sie war von alleine wieder zu sich gekommen. Tobey ging durch den Wellblechtunnel und den Flur und rüttelte an den Klinken von fünf Türen, die alle verschlossen waren. Mit der Taschenlampe durch die Sichtfenster in die dunklen Räume zu leuchten, brachte nichts; nur

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