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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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lilafarbenes Licht. Er überquerte ihn und folgte dem Weg zum Teich, bog, wo der Pfad sich gabelte, einer vagen Erinnerung folgend links ab und lief in Richtung Hügel, der vor ihm aufragte, als er das Ende der Senke erreichte. Er hielt sich weiterhin links, rannte jetzt und ließ eine ausgedehnte, unbewachsene Fläche hinter sich und fiel erst wieder in Schritttempo, als er das Wäldchen erreichte. Hier gab es keine Spur mehr, nur dunklen Boden aus verrottetem Laub, und Tobey lief rasch zwischen den Stämmen hindurch, um wieder ans Tageslicht zu kommen. Er sprang über ein Rinnsal mit sumpfigen Rändern und umging Felsen und Hecken aus Dickicht, war irgendwann überzeugt, sich verlaufen zu haben, und stand plötzlich auf der Wiese. Der Hügel lag rechts hinter ihm, seine Flanke sah grau und kahl aus. Tobey schöpfte Luft und rannte weiter, hartes trockenes Gras schlug gegen seine Beine.
     
    Der Turm war zwölf, vielleicht fünfzehn Meter hoch. Tobey trat gegen einen der Balken, die mit dem Betonfundament verbunden waren und die, fünf Lagen hoch, den quadratischen Rahmen bildeten, aus dem vier geschälte und mit Teerfarbe gestrichene Stämme aufragten. Die Stämme waren etwa alle zwanzig Zentimeter und seitlich versetzt mit Kanthölzern verstrebt. Die Leiter im Innern des Turms fühlte sich solide an, und obwohl die Nägel verrostet waren und einige Sprossen fehlten, wagte Tobey den Aufstieg. Als Kind hatte er Megan geraten, nie nach unten zu sehen, wenn sie auf einen Baum kletterte, aber genau das tat er nun auf halbem Weg, und er presste sich an die Leiter, schloss die Augen und zählte bis zehn, bevor er den Rest in Angriff nahm. Oben angekommen, setzte er sich hin und atmete durch.
    Die Bodenbretter der Plattform waren dick und in gutem Zustand. Das Geländer schien stabil zu sein. Tobey musste nicht einmal aufstehen, um die Insel zu überblicken. Das Geländer bestand aus vertikalen Latten, auf denen der Handlauf lag, und zwischen den Latten waren breite Lücken, durch die er sehen konnte. Der Hügel wirkte von hier oben noch flacher. Die Pfade, die zum Bunker führten, waren aus dieser Distanz nichterkennbar. Eine leere, blasse Stelle mit geraden Rändern musste der Platz sein, aber wo die Baracken standen, konnte Tobey nur erahnen. Den Strand sah er, hinter einer Biegung war der Fels, auf dem er manchmal saß. Das Meer breitete sich vor ihm aus und umschloss ihn. Er hätte einen Feldstecher kaufen sollen, dachte er. Der Laden in Manila führte mehrere Modelle, einige waren faustgroß, eingeschweißt in eine weiche grüne Gummihaut und nahezu gewichtslos.
    Nicht einmal hier oben wehte ein Wind. Tobey zog das Hemd aus, legte es auf die Bretter und verfluchte sich einmal mehr dafür, kein Wasser mitgenommen zu haben. Er drehte sich, alle zwei Minuten sah er in eine andere Richtung, Norden, Osten, Süden, Westen, dann wieder Norden. Einmal erkannte er in weiter Ferne ein Flugzeug, eine silberne Nadel auf dem Stoff des Himmels, den Kondensstreifen wie einen Faden hinter sich herziehend. Seine Augen wurden müde, und er schloss sie alle paar Minuten für einen Moment oder rieb sie, was nicht wirklich half. Er stellte sich die Menschen in dem Flugzeug vor, und der Gedanke, dass sie alle eine Geschichte hatten und Wünsche, löste ein seltsames Gefühl von Wehmut und Rührung in ihm aus. Dass sie ein Ziel hatten, machte ihn noch bekümmerter.
    Er sah auf das Meer und dachte an einen Brief von Megan. Es war sein Lieblingsbrief, er kannte ihn auswendig.

 
    Nachricht von Megan
     
    Das Leben kann schön sein, Tobey, weißt du das? (Natürlich weißt du es!) London zu verlassen, war das Beste, was ich tun konnte. Ich wohne an der Küste in einem alten Steinhaus, und wenn ich an einem stürmischen Tag vor die Tür gehe und einen Namen, zum Beispiel deinen, in den Wind rufe, wirft er mir eine Handvoll Meer zu, und ich kann das Salz auf den Lippen schmecken. Nachbarn habe ich keine, nur den verrückten Padraig Halligan, der gar nicht verrückt ist, jedenfalls nicht verrückter als ich. Seine Eltern sind auf der Fahrt nach Cardiff mit dem Auto verunglückt, als er fünfzehn war. Jetzt ist er fünfzig und baut in der Scheune etwas, von dem die Leute im Ort behaupten, es sei eine Zeitmaschine, mit der er in die Vergangenheit reisen und seine Eltern von dieser Fahrt abhalten will. Aber Padraig hat mir gesagt, er wolle einfach nur eine schöne Maschine bauen, die sich bewegt und blinkt und Töne von sich gibt. Ich zeichne

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