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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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viel. Manchmal kommen Robben an den Kieselstrand und legen sich in die Sonne. Krebse zeichne ich besonders gern und Muscheln. An drei Tagen in der Woche arbeite ich im Ort in einem Schreibwarengeschäft. Die Besitzer sind nett, sie geben mir die Aquarellfarben und Pinsel billiger. In meiner Küche steht ein Radio, das ich auf einen französischen Sender eingestellt habe, damit ich nichts verstehe. Ab und zu fahre ich mit dem Bus in die Stadt und leihe mir in der Bibliothek ein Buch aus. Ich lese viel weniger als früher. Dafür gehe ich stundenlang spazieren. In London saß ich die meiste Zeit in meiner Wohnung, hier bin ich im Freien, wann immer es möglich ist. Schwimmen kann ich nirgends, das Meer ist zu kalt, und ein Schwimmbad gibt es nicht. Vielleicht kaufe ich mir einen Neoprenanzug, wie ihn die Surfer tragen, und strüze mich an meinem Hausstrand in die Fluten! Einmal war ich im Kino, aber ich fandes eigenartig, mit all den Leuten im Dunkeln zu sitzen und zur gleichen Zeit wie sie zu lachen oder zusammenzuzucken. Manchmal, wenn ich vor dem Haus sitze, kommt eine Katze vorbei und setzt sich eine Weile zu mir. Der Himmel hier hat eine wunderschöne Farbe, die jeden Tag und jede Stunde anders ist und die ich gar nicht erst im Aquarellkasten zu mischen versuche. Das ist zurzeit mein Leben, Tobey. Ich bin so glücklich, wie ich es vermag, und ich hoffe, du bist es auch.
     
    Wer liebt dich?
    Megan!

 
    14
     
    Nachdem das Flugzeug verschwunden war, drehte er sich in die Richtung, die er für Süden hielt, und sah das Boot. Eigentlich fiel ihm zuerst das schäumende V auf, das die Schraube des Motors ins Wasser schrieb und an dessen Spitze das Boot sich auf den Strand zu bewegte, langsam und zu klein, als dass Tobey hätte erkennen können, wer sich an Bord befand. Da das Boot den Kurs hielt, kletterte er die Leiter hinunter, aber er war zu schnell und hörte, wie eine Sprosse unter seinem Gewicht brach. Er rutschte mit den Händen ab und stürzte, landete auf den Füßen und fiel nach hinten. Leicht benommen blieb er liegen und sah nach oben, wo die gebrochene Sprosse an den Nägeln hing, zwei, vielleicht drei Meter über dem Boden.
    Er stöhnte und setzte sich auf. Dann merkte er, dass er das Hemd auf der Plattform vergessen hatte, und wollte es holen. Als er sich hochrappelte, fuhr ihm ein glühender Schmerz in den rechten Fuß. Er stieß einen Schrei aus, hielt sich an der Leiter fest und entlastete das Bein. So stand er eine Weile leise wimmernd und fluchend da und spürte, wie alles Blut in den Fuß strömte und ihn anschwellen ließ. Er wartete mit geschlossenen Augen, wusste aber, dass er keinen Meter weit würde gehen können. Auf einem Bein stehend ließ er sich zur Seite fallen, legte die Hände auf die sandige, warme Erde und brachte sich in eine kniende Lage. Nach der Erfahrung mit den gefesselten Fußgelenken wusste er, dass er auf allen vieren schneller und kräfteschonender vorwärts kam als hüpfend. Bevor er lange über sein Schicksal und die Frage, warum es sich erneut gegen ihn wendete, nachdachte, kroch er in Richtung Wäldchen.
     
    Es hatte knapp zwei Stunden gedauert, bis seine Hände den kühlen Waldboden berührten. Er hatte gezählt, laut, was besser war als zu fluchen und zu winseln. Alle zehn Minuten hatte er eine kurze Pause eingelegt und dabei versucht, nicht an Wasser zu denken. Erst hatte er normal gezählt, ein gewissenhafter Landvermesser, dann war er dazu übergegangen, die Zahlen in unterschiedlichen Tonlagen herzusagen oder zu flüstern. Irgendwann hatte er sie in die Landschaft hinausgerufen, ein Kind beim Versteckspiel, und schließlich hatte er sie gesungen, Liedtexte durch Zahlen ersetzt und dem Wald entgegengeschmettert, der in unendlich weiter Ferne sichtbar geworden war. Wenn er sich, wie ein Hund auf der Seite liegend, ausgeruht hatte, war ihm die Frage durch den Kopf gegangen, ob so der Wahnsinn begann, ob einem der Verstand abhandenkam, während man, immer wieder die Zahlen von eins bis sechzig singend, auf allen vieren über eine Wiese kroch.
    Jetzt saß er an einen Stamm gelehnt da und schnitt mit dem Messer den Ast eines Baumes zurecht, um ihn als Krücke zu verwenden. Eine lag schon fertig neben ihm. Er war nicht verrückt geworden, er fühlte sich elend, aber immerhin hatte er nicht geweint. Der Fuß war geschwollen, der Knöchel bläulich verfärbt. Er lockerte den Schnürsenkel, zog den Schuh jedoch nicht aus. Die Messerklinge wurde stumpf, und er schärfte

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