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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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gegeneinander und gegen Tobeys Bein, auf dem er stand und um sein Gleichgewicht kämpfte. Er schleppte es weiter hinaus, hinter die Linie, wo die Wellen sich brachen, und schaffte es irgendwie, sich daraufzulegen. Das Meerwasser brannte an den Händen und den wunden Achselhöhlen, es umspülte das Floß und seine Beine, die halb ins Wasser hingen, und es brannte in den Augen, die bald nichts mehr sahen und erst wieder etwas erkannten, als er von einer sich überschlagenden Welle an den Strand geworfen wurde, nur wenige Meter vom Schein seiner Taschenlampe entfernt und genau vor die Füße von Tanvir und Jay Jay. Er kam hustend und spuckend aus der Gischt, kroch dorthin, wo der Sand trocken war, und rollte sich auf den Rücken.
    »Geht es?«, fragte Tanvir und streckte Tobey die Hand entgegen.
    Tobey schlug Tanvirs Hand weg, zog das Floß aus der Brandung undhumpelte zum Koffer, der im Sand neben der Taschenlampe lag. Die Tabletten begannen zu wirken, die Schmerzen klangen langsam ab.
    »Damit wollen Sie aufs Meer?« Tanvir trat mit dem Fuß gegen einen Kanister.
    Tobey machte die Taschenlampe aus und legte sie in den Koffer. Jetzt brannte nur noch die Petroleumlaterne in Jay Jays Hand.
    »Das kann ich unmöglich zulassen«, sagte Tanvir.
    »Fahren Sie zur Hölle.« Tobey machte den Koffer zu und hängte ihn sich an den Rücken.
    »Nun, ich fürchte, da bin ich schon.« Tanvir nahm die Pistole aus der Tasche seines knielangen Hemdes wie ein Geschenk, das er Tobey überreichen wollte, langsam und beinahe feierlich.
     
    Tobey saß, an Händen und Fußgelenken gefesselt, auf Tanvirs Sofa und sah einem Nachtfalter zu, der aus dem Schlafzimmer herübergeflattert kam, angelockt von der einzigen Lichtquelle im Raum, der Lampe neben Tanvirs Sessel. Er hatte sich im Bad das Gesicht und die Hände waschen dürfen, und jetzt stand ein Glas Wasser vor ihm, aus dem ein Trinkhalm ragte. Die Verandatüren waren geschlossen, Böen eines stetig heftiger gewordenen Windes drückten dagegen. Der Koffer mit den Tragegurten lag am Boden neben dem Tisch, an den feuchten Stellen haftete Sand. Tanvir und Jay Jay standen hinter der angelehnten Tür im Flur und unterhielten sich, kaum darauf bedacht, leise zu sein. Jay Jay klang aufgeregt und drängend, Tanvir ruhig und besänftigend. Obwohl sie ihr beschränktes, mit Tagalog durchsetztes Englisch sprachen, verstand Tobey kaum etwas. Der Gedanke, bald sterben zu müssen, streifte in regelmäßigen Abständen sein Bewusstsein. Phasen glühender Panik und tiefster Verzweiflung lösten sich ab mit klaren Momenten, in denen er die möglichen Arten seines Todes durchging und sich vornahm, Tanvir um Schlaftabletten zu bitten, bevor man ihn ins Meer warf. Er malte sich aus, wie er, von winzigen Fischen umschwärmt, auf den Grund sank und in lichtloser Kälte liegenblieb, wo durchsichtige Krebse und armlange blinde Würmer lebten. Dann bekam er keine Luft mehr und zerrte an den Stricken, beruhigte sich nach einer Weile, sah dem Falter zu, der gegen den Lampenschirm stieß, und versuchte sich an Father MacMahons Reden zuerinnern, der die Lebenden damit getröstet hatte, dass die Toten im Jenseits ihre Nächsten wiedersehen würden: Großeltern, Eltern, Geschwister, Freunde. Megan wartete auf ihn, redete Tobey sich ein, damit er nicht losschrie oder weinte, jetzt, wo er allen Grund dazu gehabt hätte.
    Die Tür schwang auf, und Tanvir, die Pistole in der Hand, betrat den Raum. Jay Jay warf einen Blick auf Tobey und ging weg. Tanvir machte die Tür zu, legte die Waffe auf die Kommode, goss Gin in ein Glas und trank ihn. Dann drehte er sich um und sah Tobey an, nickte kaum merklich ein paar Mal. Er sah abgekämpft aus, sein Blick war leer.
    »Sie haben uns viel wertvolle Zeit gekostet«, sagte er schließlich, heftiger nickend. »In vier, vielleicht fünf Stunden wird es hell. Jay Jay und Miguel sind wach.« Er trank das Glas leer. »Und wahrscheinlich bricht der Sturm los, bevor die Sonne aufgeht.« Er betastete die blau verfärbte Stelle an seiner Wange, kniff das Auge zusammen.
    »Kann ich Schlaftabletten haben?«
    »Was?«
    »Ich habe eine Scheißangst vor dem Sterben, aber noch mehr vor dem Ertrinken, also kriege ich bitte Schlaftabletten?«
    Tanvir lachte auf. »Was erzählen Sie da für einen Mumpitz? Wenn ich wollte, dass Sie ertrinken, hätte ich Sie auf Ihrem Floß in See stechen lassen! Das Ding hätte Sie keine Stunde über Wasser gehalten!« Er setzte sich in seinen Sessel, und statt zu

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