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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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ging in die Kirche. Ich war einer von ihnen.« Er nahm einen letzten Zug, ließ die Zigarette fallen und trat mit dem Fuß darauf, der in einem Schuh aus schwarzem, glänzendem Leder steckte. »Kennen Sie den Satz des deutschen Philosophen Adorno ›Es gibt kein richtiges Leben im falschen‹?«
    Tobey starrte an die Decke. Die Gelassenheit, die ihn nach dem Schlag durchströmt hatte wie ein Rausch, begann allmählich einer Ernüchterung zu weichen, die ihn lähmte.
    »Ich las ihn auf dem Blatt des Abreißkalenders in meinem Büro. So profan kann der Auslöser für eine Erleuchtung sein. Ich stand am Fenster und blickte über die Stadt, und mir wurde klar, dass ich jahrelang ein scheinbar richtiges Leben gelebt hatte, dass jedoch alles, was mich umgab, falsch war, die Menschen, das System, die Zivilisation. Ich stand in einem Turm, der Teil einer Festung war, und diese Festung verteidigte Geldgier, Raubbau, Pornografie, Ungerechtigkeit. Dass ich diese Dinge im Grunde meines Herzens verabscheute, spürte ich schon lange, doch wer schaut schon auf den Grund seines Herzens, wenn sein Kopf damit beschäftigt ist, Reichtümer anzuhäufen?« Er stand auf und ging umher. Das Licht der Petroleumlampe floss gelb über seine Kleidung. »An diesem Tag beschloss ich, mein Leben zu ändern, einen neuen Weg zu gehen. Er führte mich zurück in meine Kindheit, nach Mindanao, wo man mich aus einem Waisenhaus geholt hatte. Von meiner Familie fand ich niemanden. Als ich durch einen Ort fuhr, sah ich einen alten Mann, der gestürzt war und sich am Kopf verletzt hatte. Ich brachte ihn zum Arzt und danach zuseinem Haus. Er war Schuster, und weil ich Interesse an seinem Handwerk zeigte, brachte er mir bei, wie man einen Schuh herstellt.« Er trat vor die Pritsche und hob den rechten Fuß. »Diese Schuhe sind fünf Jahre alt. Sie sind das Produkt meiner Hände Arbeit. Sehen Sie ihn sich an, Tobey.«
    Tobey drehte den Kopf und warf einen Blick auf den Schuh, dann sah er wieder an die Decke.
    Der Mann setzte sich. »Eines Tages ging ich früher als gewohnt in die Werkstatt und sah, wie der alte Mann auf einem Teppich kniete und Worte murmelte, die ich nie zuvor aus seinem Mund vernommen hatte. Er war nicht erfreut über mein Auftauchen und schickte mich weg. Erst Tage danach vertraute er mir an, er habe gebetet, und ich musste ihm versprechen, es niemandem zu erzählen. Als er mir Wochen später aus dem Koran vorlas, wusste ich, dass meine Suche zu Ende war.«
    Wieder herrschte eine Weile Stille, die nur durch das Quietschen der Türangeln unterbrochen wurde, als der Dürre einen Blick in den Raum warf. Der Mann gab ihm zwei Zigaretten und sagte etwas, worauf das bärtige Kind davonging. Dann setzte er sich zurück auf den Stuhl. Draußen fuhr ein Moped vorbei, eine Hupe blökte. Für Sekunden dröhnte Musik aus einem Radio und verebbte. Ein Hund kläffte, Kinder lachten.
    »Ich hatte Sie gefragt, ob Sie Jesus Christus gefunden haben, Tobey, und Sie schulden mir die Antwort.«
    Tobey wollte nicht mehr reden.
    »Setzen Sie sich hin und sehen Sie mich an.«
    Tobey setzte sich auf und blickte dem Mann ins Gesicht.
    »Ich warte auf Ihre Antwort.«
    »Wir alle haben ihn gefunden, sogar Brendan Murray, der Katzen an der Wand zerschmetterte. Jesus zu finden gehörte zum Religionsunterricht.«
    »Was taten Sie, um ihn zu finden?«
    »Fragen beantworten, wie seine Jünger hießen, auf welchem See er wandelte.«
    »Das verstehen Sie unter ›finden‹?«
    »Das verstand die Schule darunter.«
    »Und gestern, im Meer?«
    »Wie gesagt, ein Reflex.«
    Der Mann streckte die Beine aus und verschränkte die Arme. »Sie tun mir leid, Tobey.«
    »Leid genug, um mir diese verdammten Fesseln abzunehmen und mich laufenzulassen?«
    »Sie sind sehr einsam in Ihrer zynischen Gottlosigkeit.«
    »Gottlos? Ich bin nicht gottlos! Ich bin katholisch erzogen worden! Ich habe die Heilige Kommunion erhalten! Ich bin nie aus der Kirche ausgetreten!«
    »Sie würden sich also als gläubigen Christen bezeichnen.«
    »Ich bin im Verein, zumindest als Passivmitglied!«
    »Gerade eben haben Sie noch behauptet, Muslim zu sein.«
    Tobey lachte auf, ein kurzes, bellendes Lachen. »Mann, ich würde behaupten, ich sei ein verschissener Mormone, wenn es mein Leben retten würde!«
    »Was wollten Sie auf der Insel, Tobey?«
    »Meine Schwester suchen.«
    »Megan.«
    »Ich habe sie gefunden, sie ist tot. Jetzt will ich nach Hause. Weg, irgendwohin.«
    »Wie ist sie gestorben?«
    »Tanvir

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