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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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weiterleben.«
    Dann aber sprach er von dem Alten und seinem seltsamen Verhalten.
    Sarah richtete sich auf, umarmte ihn, sehr fest, ihre Lippen berührten einen Augenblick lang seine Wange, ehe sie sich erhob und zur Tür ging. Und er beobachtete ihren tranceartigen Gang.
    Sie wird auf der Toilette weinen, dachte er.
    Und dann grübelte er erschrocken über diesen Satz. ›Aber man muss sie aufhalten‹. Was hatte Sarah vor? Plante sie, ihn anzuzeigen? Würde sie Emmerlein warnen? Konnte er das, was geschehen würde, nicht mehr selbst bestimmen?

    Er war mit Sarah durch das Dorf geschlendert, und dann waren sie einfach dem Lachen von Kindern gefolgt, das sie vernahmen.
    Und hinter einem Haus, auf einer Wiese spielten Kinder Fußball, und in ihrer Mitte war Emmerlein, mit wehendem blondem Haar. Emmerlein bewegte sich schnell, er zeigte ihnen Kniffe, er dribbelte, er lachte. Und die Kinder lachten auch. Als er Sarah mit einem flüchtigen Blick streifte, nahm er wahr, dass sie dem wilden Treiben zulächelte.
    »Er täuscht alle«, sagte Bachmann bitter.
    »Du siehst immer nur das Schlechte«, kam es leise von ihr. »Er ist ein anderer Mensch geworden. Er täuscht hier keinen. Man kann es erkennen, wenn man es erkennen will!«
    »Ich will es nicht!«, stieß er hervor.
    Nun hingen die Kinder an Emmerlein wie Kletten.
    Und das Lachen wollte nicht enden.
    »Komm!«, sagte er finster und zog Sarah weiter, ehe Emmerlein sie bemerken konnte. Doch er spürte ihren Widerstand. Und auch ihr Lächeln war verflogen.
    »Übrigens«, sagte sie plötzlich, »dieses Mädchen, was in seinem Auto saß, hat er nur mitgenommen bis zum nächsten Dorf. Sie wollte zu ihrer Großmutter, hatte den Bus verpasst.« Sie sah ihn an. »Es war nur eine Gefälligkeit.«
    »Du hast ihn gefragt?«, wollte er, überrascht von ihren Worten und auch erschrocken, wissen.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Das war nicht gut«, sagte er zornig. »Das war sehr dumm von dir!« Er war aufgebracht und wütend. »Dann weiß Emmerlein also jetzt, dass wir ihn gesucht haben!« Und er dachte betroffen: Wollte sie Emmerlein mit dieser Frage warnen? Unbewusst … oder bewusst?

    Sarah war am Abend schon hinuntergegangen in den Speiseraum, er folgte ihr etwas später nach und als er ihn betrat, sah er Emmerlein, der inmitten einer Gruppe lauschender Touristen stand, von denen einige offenbar neue Gäste der Herberge waren. Emmerlein gab ihnen Tipps für die Inseln, erzählte dann gestenreich von einem großen Fisch, den er auf dem Nordmeer gefangen hatte.
    Er trug die Haare offen und während er wild mit den Händen gestikulierte, tanzten sie über sein Gesicht, so, wie bei diesem Gitarristen von Sarahs Gothicband während der Konzerte. Auch Sarah stand inmitten der Gruppe, ihre Augen bestaunten den erzählenden Emmerlein, der nun zeigte, wie er den wild zappelnden Fisch an Bord seines Bootes gezogen hatte und selbst überrascht war von seiner Größe. »So einen Fisch fängt man sehr selten«, hörte er Emmerlein sagen. »Und dann musste ich gegen die gewaltige Strömung ankämpfen, die mich hinausziehen wollte.«
    Reglos stand Bachmann noch immer im Rahmen der Tür, starrte hin zu Emmerlein, und mitten im Erzählen traf ihn dessen Blick. Einen Augenblick lang verstummte Emmerlein, seine Stirn legte sich in Falten, ehe er rasch weiter sprach, als wäre nichts geschehen.
    Er hat den Hass in meinen Augen gesehen, das tödliche Funkeln, dachte Bachmann erschrocken, er hat es genau erkannt! Ich selbst habe mich verraten, nun wird er noch wachsamer sein und jeden Schritt bedenken, den er tut, wenn er die Herberge verlässt.
    ›Du solltest dich ohrfeigen‹, sagte die Stimme in ihm. ›Kannst du dich nicht zügeln?‹
    Später, als alle an den Tischen saßen, um zu essen, beachtete Emmerlein ihn nicht, so, als würde er einfach im Raum fehlen.
    Sarah aß schweigend, aber er wusste genau, dass sie alles bemerkt hatte, denn sie war die Einzige, die das kurze Zögern Emmerleins deuten konnte.
    Und dann, ganz unvermittelt, begann Emmerlein allen, die im Raum weilten, von dem Alten im letzten Haus des Dorfes zu erzählen, von dem Seher, der ihm heute verraten habe, dass er alt werden würde, sehr alt, neunzig Jahre oder mehr.
    Bachmann erstarrte und legte überrascht die Scheibe Brot, die er gerade zum Mund führen wollte, auf den Teller zurück. Sarah blickte ihn aufmerksam an, wandte aber dann ihre Augen wieder Emmerlein zu.
    »Es ist gut, wenn man weiß, dass einem ein langes Leben

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