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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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dabei? Ist es nicht gut, wenn die Gäste sie so sehen? Niemand würde einen geplanten Mord vermuten, der die Beiden so sieht.‹
    »So ist es«, sagte er laut und doch schlug sein Herz heftiger als sonst. Durfte er eine solche Nähe dulden? Doch Sarah ließ sich schwerlich etwas verbieten, von dem sie überzeugt schien, dass es richtig sei, zwecklos wäre es also, sie zur Rede zu stellen. Nun hoffte er auf die Wirkung des Fotos, denn es musste sie wie ein Schock treffen, wenn sie das Zimmer betrat.
    Still und reglos stand er, nicht sichtbar für Sarah, nicht sichtbar für Emmerlein. Nun hörte er sie lachen, und dieses Gelächter aber war es, was seinem Herz einen Stromstoß zu versetzen schien, der es zu einem noch schnelleren Schlagen antrieb.
    »Ich koche die Suppe für den Abend gleich jetzt«, hörte er Sarah ausrufen. »Und wenn mein Mann kommt, brate ich ihm den Fisch, so isst er ihn lieber.«
    »Wie du meinst«, erwiderte Emmerlein.
    Du? dachte er überrascht. Doch in Norwegen war man diese Anrede gewohnt, in dieser Situation aber erbitterte sie ihn. Und wann hatte Sarah je mit ihm zusammen gelacht in den letzten Jahren? Er konnte sich nicht erinnern, nur an ein Lächeln, aber an kein Lachen. Sarah wirkte im Kanu gelöster, als sie es sonst je war, doch scherzte sie mit dem Mörder ihrer Tochter, hatte sie das vergessen? Konnte es überhaupt eine Nähe zu dem Mörder des eigenen Kindes geben? Aber sie – daran musste er denken – konnte sich natürlich auch an die Regeln halten, die er ihr selbst für den Aufenthalt in diesem Geisterdorf gegeben hatte. Eine Unruhe blieb in ihm zurück, die Gedanken auslöste, denen er ungern folgen wollte, aber sich doch stellen musste, ob er wollte oder nicht, wenn er an die Nacht dachte und ihre ihn befremdende Abwesenheit.
    Ein dumpfer Laut ließ ihn zusammenfahren, und so trat er rasch in das Nachbarzimmer, um nach der Ursache zu forschen, doch entdeckte er nur einen verrotteten Fensterrahmen, den Windstöße bewegten, die vom Nordmeer kamen und von einer Veränderung des Wetters kündeten.
    Er zog die Unterlippe zwischen seine Zähne und begann auf ihr zu kauen, minutenlang.
    Diese seltsame Beobachtung musste er erst abklingen lassen in seinem Körper, dessen war er sich bewusst, jetzt wollte er Sarah noch nicht sehen. So war es wohl das Beste, wenn er noch einmal zurückging zu den Klippen, bis ihn wieder eine innere Ruhe erfüllte, die Sarah nicht misstrauisch machen würde.
    Seine Schritte hallten laut in dem leeren Haus, obwohl er leise aufzutreten versuchte. Mit der Schulter streifte er ein riesiges Spinnennetz, über das ein schwarzer Schatten huschte.
    Gellend schrien Möwen über dem Haus, die sich dem Wind entgegenwarfen, der weiter an Stärke zunahm und graue Wolkenschleier heranführte, die sich mehr und mehr verdichteten, als wollten sie sich als ein feuchtes Tuch über die Insel legen, in das die Möwen hineinflogen ohne wiederzukehren.

    »Gut, dass du kommst!«, rief Sarah aus, die vor der Herberge stand und mit einer offenbar neu angekommenen Touristin plauderte. »Heute gibt es wieder frischen Bratfisch zum Mittagessen. Ich habe schon auf dich gewartet. Frisch aus dem Meer schmeckt der Fisch dir ja am besten.«
    Er erwiderte ihr Lächeln nicht, sondern nickte nur schweigend, so, als sei er in Gedanken versunken, da sein ihn noch immer erfüllender Zorn nicht sichtbar werden sollte.
    »Vielleicht sehen wir uns heute noch«, verabschiedete sich Sarah von der Frau, »vielleicht beim Abendbrot?«
    Die Frau schenkte Sarah ein strahlendes Lächeln.
    Und Sarah erwiderte es.
    Er folgte ihr in die Küche. Hat sie das Foto nicht gesehen, dachte er verwundert, sie wirkt noch immer froh und gelöst. Dann beobachtete er, wie sie den Fisch briet.
    Nahezu lautlos stand plötzlich ein Mann im Rahmen der Tür, es war Emmerlein. Mit einem erzwungenen Lächeln nickte er ihm zu, aber Emmerlein lächelte nicht, er tat es erst, als er zu Sarah schaute und sich mit der Hand durch die offen getragenen blonden Haare fuhr.
    »Na, dann guten Appetit«, meinte Emmerlein gelassen.
    Er spricht nicht zu mir, dachte er, nur zu Sarah, mich hat er wohl jetzt nicht erwartet, er wirkt enttäuscht. Dann aber sah ihm Emmerlein fest in die Augen, nichts regte sich dabei in seinem Gesicht.
    Ich würde alles dafür geben, wenn ich wüsste, was er denkt, in diesem Augenblick, schoss es ihm durch den Kopf, keiner von uns beiden weicht den Augen des Anderen aus, es ist wie eine schweigende

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