Auf den Schwingen des Adlers
bevor die Brigade den Stützpunkt erreichte. Mehrere ranghohe Offiziere unter den Loyalisten fielen gleich zu Anfang der Schlacht. Die Kämpfe hielten die ganze Nacht über an und weiteten sich immer mehr aus.
Bis zum Mittag des folgenden Tages war fast die gesamte Stadt zum Schlachtfeld geworden.
*
An diesem Tag fuhren John Howell und Keane Taylor zu einem Treffen in die Stadt.
Howell war davon überzeugt, daß sie Paul und Bill nun innerhalb weniger Stunden freibekommen würden. Sie hatten die Zahlung der Kaution in die Wege geleitet.
Tom Walter hatte eine texanische Bank gefunden, die bereit war, ein Akkreditiv über 12 750 000 Dollar auf die New Yorker Zweigstelle der Bank Melli auszustellen. Es war geplant gewesen, daß die Teheraner Niederlassung der Bank Melli daraufhin eine Bankgarantie für das Justizministerium ausstellte. In Wirklichkeit war es ein bißchen anders gelaufen. Der stellvertretende Bankdirektor bei Melli, Haschemi-Sadr, hatte, wie vor ihm schon alle anderen Bankiers, erkannt, daß Paul und Bill Wirtschaftsgeiseln waren und daß EDS, befanden sich die beiden erst einmal auf freiem Fuße, vor jedem amerikanischen Gericht einwenden konnte, es handelte sich um Erpressungsgeld. Erpreßtes Geld aber brauchte nicht ausgezahlt zu werden. Wenn dies geschah, konnte die Bank Melli in New York das Akkreditiv nicht zur Zahlung vorlegen – doch Melli in Teheran würde das Geld an das iranische Justizministerium auszahlen müssen. Haschemi-Sadr sagte, er würde seine Meinung erst dann ändern, wenn ihm seine New Yorker Anwälte mitteilten, daß es EDS unmöglich wäre, die Auszahlung des Akkreditivs zu blockieren. Howell wußte ganz genau, daß kein vernünftiger amerikanischer Anwalt etwas Derartiges äußern würde.
Dann fiel Keane Taylor die Bank Omran ein. Er traf sich mit Farhad Bakhtiar, der nicht nur einer ihrer Topmanager, sondern gleichzeitig ein Verwandter von Premierminister Schahpur Bakhtiar war. Es stand außer Frage, daß der Premierminister jeden Tag gestürzt werden konnte, und Farhad hatte die Absicht, das Land zu verlassen. Das mochte der Grund dafür sein, daß er sich darüber, daß die 12 750 000 Dollar möglicherweiseniemals ausgezahlt würden, weniger Sorgen machte als Haschemi-Sadr. Er hatte jedenfalls, aus welchem Grund auch immer, seine Unterstützung zugesagt.
Die Bank Omran hatte in den Staaten keine Niederlassung. Wie sollte EDS das Geld dann zahlen? Es wurde vereinbart, daß die Bank in Dallas ihr Akkreditiv bei der Bank-Omran-Niederlassung in Dubai hinterlegen solle, und zwar mittels eines Verfahrens, das »beglaubigtes Telex« genannt wurde. Dubai würde dann in Teheran anrufen und den Empfang des Akkreditivs bestätigen, worauf die Bank Omran in Teheran die Garantieerklärung für das Justizministerium ausstellen sollte.
Die Sache zog sich in die Länge. Jede Einzelheit der Vereinbarung mußte vom Aufsichtsrat und den Anwälten der Bank Omran abgesegnet werden, und jeder, der einen Blick darauf geworfen hatte, schlug kleine Veränderungen im Wortlaut vor. Diese Korrekturen mußten – auf Englisch und Farsi – nach Dubai und Dallas durchgegeben werden, dann wurde ein neues beglaubigtes Telex von Dallas nach Dubai gesandt, und Teheran erhielt eine telefonische Empfangsbestätigung.
Da das iranische Wochenende auf Donnerstag und Freitag fiel, blieben nur drei Arbeitstage, an denen beide Banken geöffnet hatten, und da Teheran Dallas um neuneinhalb Stunden voraus war, wurde zu keiner Tageszeit in beiden Banken gleichzeitig gearbeitet. Darüber hinaus wurde in den iranischen Banken häufig gestreikt. Die Folge war, daß die Korrektur von nur zwei Worten mitunter eine ganze Woche in Anspruch nahm.
Zuletzt mußte die Vereinbarung noch durch die iranische Zentralbank genehmigt werden. Und um diese Genehmigung zu bekommen, hatten sich Howell und Taylor am Samstag, dem zehnten Februar, auf den Weg gemacht.
Als sie morgens um 8.30 Uhr zur Bank Omran fuhren, war es relativ ruhig in der Stadt. Sie suchten Farhad Bakhtiar auf, der zu ihrem Erstaunen sagte, dasGenehmigungsgesuch befände sich bereits bei der Zentralbank. Howell war hocherfreut: Zum erstenmal, seit er im Iran war, wurde etwas vor dem zugesagten Termin erledigt! Er übergab Farhad einige Papiere, darunter auch eine bereits unterschriebene Vereinbarung, und fuhr mit Taylor weiter zur Zentralbank.
Die Stadt erwachte jetzt zum Leben, und der Straßenverkehr war noch mörderischer als sonst. Doch die
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