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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Gesundheitsministerium nichts als Schwierigkeiten gemacht. Wie dem auch war, EDS hatte nichts zu verbergen. Tom Luce, Howells Chef, hatte sogar – eifrig darauf bedacht, EDS von jeglichem Verdacht zu befreien – Einzelheiten aus der Verbindung mit Mahvi an die American Securities Exchange Commission weitergegeben, so daß vieles aus dem Dossier ohnehin schon kein Geheimnis mehr war.
    Das Telefon klingelte, und Abolhasan unterbrach seine Übersetzung. Dadgar nahm ab, reichte dann den Hörer an Abolhasan weiter, und der sagte einen Augenblick später: »Es ist Keane Taylor.«
    Kurze Zeit später legte er auf und wandte sich an Howell.
    »Keane ist im Bukarest aufs Dach gestiegen. Er sagt, daß es in der Nähe des Gasr-Gefängnisses brennt. Wenn der Mob das Gefängnis angreift, könnte Paul und Billetwas zustoßen. Er schlägt vor, Dadgar zu fragen, ob sie nicht in der amerikanischen Botschaft besser aufgehoben wären.«
    »In Ordnung«, sagte Howell. »Fragen Sie ihn.«
    Er wartete ab, während Abolhasan und Dadgar sich besprachen.
    Schließlich sagte Abolhasan: »Unsere Gesetze schreiben vor, daß sie in einem iranischen Gefängnis bleiben müssen. Und die amerikanische Botschaft ist nun mal kein iranisches Gefängnis.«
    Es wurde immer verrückter. Das Land stand kurz vor dem Zusammenbruch, und Dadgar blätterte immer noch in seinen Gesetzbüchern. »Fragen Sie ihn«, sagte Howell, »wie er sich dann für die Sicherheit zweier amerikanischer Staatsbürger verbürgen kann, die keines Verbrechens beschuldigt worden sind.«
    »Kümmern Sie sich nicht drum«, war Dadgars Antwort. »Das schlimmste, was passieren kann, ist, daß das Gefängnis gestürmt wird.«
    »Und was passiert, wenn es dem Mob einfällt, Amerikaner anzugreifen?«
    »Chiapparone wird wohl nichts zustoßen – er könnte jederzeit als Iraner durchgehen.«
    »Na großartig«, sagte Howell. »Und Gaylord?«
    Dadgar zuckte die Achseln.
    *
    An diesem Morgen ging Raschid sehr früh aus dem Haus.
    Seine Eltern und Geschwister hatten vor, heute keinen Fuß vor die Tür zu setzen, und drängten darauf, daß er ebenfalls zu Hause blieb. Er hörte nicht auf sie. Er wußte, daß es auf den Straßen gefährlich war, aber er konnte sich doch nicht verkriechen, während seine Landsleute Geschichte machten! Außerdem hatte er das Gespräch mit Simons keinesfalls vergessen.
    Er war eben impulsiv: Am Freitag war er auf dem Luftwaffenstützpunkt Farahabad in einen Zusammenstoß zwischen den homafar und der loyalen Djawidan-Brigade geraten. Spontan war er in die Waffenkammer gegangen und hatte Gewehre verteilt. Nach einer halben Stunde fand er es langweilig und verschwand einfach wieder.
    Am selben Tag hatte er zum erstenmal einen Toten gesehen. Er hielt sich gerade in einer Moschee auf, als ein von Soldaten erschossener Busfahrer hereingetragen wurde. Ohne nachzudenken, hatte er das Tuch über dem Gesicht des Toten zurückgeschlagen. Der Kopf war zertrümmert, eine einzige Mischung aus Blut und Hirnmasse. Es war scheußlich und kam ihm wie eine Warnung vor, aber Raschid war nicht in der Stimmung, darauf zu achten. Die Ereignisse spielten sich auf den Straßen ab, und er mußte unbedingt dabeisein.
    An diesem Morgen schien die Atmosphäre elektrisch geladen. Überall kam es zu Menschenansammlungen. Unzählige Männer und Halbwüchsige schleppten Repetiergewehre mit sich herum. Raschid, der eine flache Mütze und ein Polohemd trug, mischte sich unter sie, spürte die Erregung der Masse. An einem solchen Tag war einfach alles möglich.
    Seine Generalrichtung war der Weg zum Bukarest. Dort wartete Arbeit auf ihn: die Verhandlungen mit zwei Reedereien, die die Habseligkeiten der evakuierten EDS-Angehörigen in die Staaten verschiffen sollten, und die zurückgelassenen Hunde und Katzen, die gefüttert werden mußten. Die Vorgänge auf der Straße ließen ihn seine Meinung ändern. Es ging das Gerücht, gestern abend sei das Evin-Gefängnis gestürmt worden; heute konnte das Gasr-Gefängnis an der Reihe sein.
    Raschid wünschte, er hätte ebenfalls ein Gewehr.
    Er kam an einem Militärgebäude vorbei, das aussah, als hätte der Mob darin gehaust. Es war ein fünfstöckiger Kasten mit einem Waffenlager und einemRekrutierungsbüro. Dort arbeitete Malek, ein Freund von ihm. Raschid kam der Gedanke, Malek könnte in Schwierigkeiten sein. Wenn er heute früh zur Arbeit erschienen war, trug er gewiß seine Uniform – und das war inzwischen schon Grund genug, ihn umzulegen. Ich

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