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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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bis absolutes Stillschweigen herrschte.
    Sie bekamen ihre Zimmer. Jedes hatte zwei Feldbetten und ein Loch in der Ecke, das als Toilette diente und mit einem Duschvorhang abgetrennt war. Es gab Bretterböden und fensterlose, weißgetünchte Wände. In sämtlichen Zimmern wimmelte es von Kakerlaken. Auf jedem Stockwerk gab es ein Badezimmer.
    Sculley und Mr. Fish gingen einen Bus mieten, der sie alle zur Grenze bringen sollte. Vor dem Hotel erwartete sie ein Mercedes und brachte sie zu einer Art Elektrogeschäft, in dessen Schaufenstern ein paar altmodische Fernsehapparate standen. Der Laden war geschlossen – es war inzwischen Abend geworden –, doch Mr. Fish hämmerte an das Eisengitter vor den Fenstern, und schließlich ließ sich jemand blicken. Sie wurden in ein Hinterzimmer geführt und setzten sich unter einer einsamen Glühbirne an einen Tisch. Sculley konnte der Unterhaltung nicht folgen, doch am Ende hatte Mr. Fish einen Bus samt Fahrer erhandelt. Mit dem Bus kehrten sie ins Hotel zurück.
    Der Rest des Teams hatte sich in Sculleys Zimmer versammelt. Keiner von ihnen wollte auf diesen Betten sitzen, geschweige denn darin schlafen. Sie wollten alle sofort zur Grenze aufbrechen, doch Mr. Fish zögerte. »Es ist zwei Uhr morgens«, sagte er, »und die Polizei hat das Hotel unter Beobachtung gestellt.«
    »Macht das was aus?« fragte Sculley.
    »Das bedeutet noch mehr Fragen und noch mehr Schwierigkeiten.«
    »Versuchen wir’s wenigstens.«
    Im Gänsemarsch gingen sie hinunter. Der Hotelmanager tauchte mit ängstlicher Miene auf und fing an, Mr. Fish mit Fragen zu bombardieren. Und dann kamen natürlich noch zwei Polizisten herein und beteiligten sich an der Diskussion. Mr. Fish wandte sich an Sculley: »Sie wollen nicht, daß wir fahren.«
    »Warum nicht?«
    »Wir sehen ziemlich verdächtig aus, ist Ihnen das nicht klar?«
    »Hör’n Sie, ist es etwa illegal, wenn wir fahren?«
    »Nein, aber ...«
    »Also fahren wir. Sagen Sie es ihnen.«
    Eine neuerliche Debatte. Dann schienen die Polizistenund der Hotelmanager nachzugeben, und das Team bestieg den Bus. Sie verließen die Stadt. Während sie auf die schneebedeckten Hügel zufuhren, sank die Temperatur rapide. Sie hatten alle warme Mäntel und Decken in ihren Rucksäcken, die sie jetzt gut gebrauchen konnten.
    Mr. Fish saß neben Sculley. Er sagte: »Hier fangen die Schwierigkeiten an. Mit der Polizei werde ich fertig, weil ich da meine Verbindungen habe, aber ich mach’ mir Sorgen wegen der Banditen und Soldaten – zu denen habe ich keine Beziehungen.«
    »Was sollen wir also tun?«
    »Ich glaube, ich kann uns aus brenzligen Situationen herausreden, vorausgesetzt, keiner von Ihnen trägt eine Waffe.«
    Sculley dachte darüber nach. Außer Davis war ohnehin niemand bewaffnet, denn Simons hatte stets befürchtet, daß ihnen Waffen mehr Schwierigkeiten bereiten als ersparen würden. Die Walthers hatten Dallas nie verlassen. »Einverstanden«, sagte Sculley.
    Ron Davis schmiß seine Achtunddreißiger aus dem Fenster in den Schnee.
    Kurz darauf erschien ein uniformierter Soldat im Kegel der Scheinwerfer. Er stand mitten auf der Straße und winkte. Der Busfahrer fuhr ungerührt weiter, als wolle er den Mann über den Haufen fahren, doch Mr. Fish brüllte ihn an, und so bremste er.
    Sculley sah aus dem Fenster und erblickte einen Zug Soldaten, mit schwerkalibrigen Gewehren ausgestattet, am Berghang. Die hätten uns glatt niedergemäht, dachte er, wenn wir nicht angehalten hätten.
    Ein Feldwebel und ein Unteroffizier stiegen in den Bus. Sie überprüften sämtliche Pässe. Mr. Fish bot ihnen Zigaretten an. Eine Weile lang standen sie schwatzend und rauchend mit ihm herum, dann winkten sie und entfernten sich.
    Ein paar Kilometer weiter wurde der Bus wiederum angehalten, und das Zeremoniell wiederholte sich.
    Beim drittenmal trugen die Männer, die in den Bus stiegen, keine Uniformen.
    Mr. Fish wurde sehr nervös. »Benehmen Sie sich ganz unauffällig«, zischte er den Amerikanern zu. »Lesen Sie Bücher, tun Sie sonstwas, bloß schauen Sie diese Kerle nicht an.« Fast eine halbe Stunde lang redete er auf die Türken ein, und als der Bus schließlich seinen Weg fortsetzen durfte, blieben zwei von ihnen an Bord. »Beschützer«, sagte Mr. Fish mit undurchdringlicher Miene und zuckte die Achseln.
    Nominell trug zwar Sculley die Verantwortung, aber hier konnte er kaum etwas anderes tun, als Mr. Fishs Anweisungen Folge zu leisten. Weder kannte er das Land noch die

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