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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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überfahren, so wären sie von Schüssen durchsiebt worden.
    »Gott sei Dank haben wir gehalten«, sagte Bill voller Inbrunst.
    Raschid sprang aus dem Wagen und fing an zu reden. Die Männer spannten eine Kette quer über die Brückeund umringten die Autos. Es wurde rasch klar, daß es sich hier um die finstersten Gesellen handelte, mit denen es das Team bisher zu tun gehabt hatte. Sie standen um die Autos herum, glotzten hinein und hielten ihre Gewehre im Anschlag, wobei zwei oder drei von ihnen auf Raschid einschrieen.
    Es ist zum Verrücktwerden, dachte Bill. Jetzt waren sie so weit gekommen, hatten so viele Gefahren und Unbill überstanden, bloß, um von einem Haufen Bauerntölpel aufgehalten zu werden. Die sind bestimmt hinter den beiden Range Rovern und unserem Geld her, dachte er. Und wenn wir dabei draufgehen, wird es nie jemand erfahren.
    Die Kerle wurden zusehends bösartiger. Sie fingen an, Raschid anzurempeln und herumzustoßen. Es wird nicht lange dauern, dann schießen sie, dachte Bill.
    »Keiner rührt sich«, sagte Simons. »Ihr bleibt im Wagen und laßt Raschid machen.«
    Bill fand, daß Raschid Hilfe brauchte. Er faßte nach seinem Rosenkranz in der Tasche und fing an zu beten. Er sprach jedes Gebet, das er kannte. Jetzt sind wir in Gottes Hände gegeben, dachte er, und es muß schon ein Wunder passieren, um uns hier alle heil rauszubringen.
    Im zweiten Wagen saß Coburn wie erstarrt, während einer der Männer draußen mit einem Gewehrlauf direkt auf seinen Kopf zielte.
    Auf dem Rücksitz wurde Gayden von einem Einfall gepackt, den er ums liebe Leben nicht für sich behalten konnte. »Jay!« wisperte er. »Warum verriegelst du nicht einfach die Tür?« Coburn wäre beinahe in einen hysterischen Lachkrampf verfallen.
    Raschid glaubte, er müsse jeden Moment über die Klinge springen.
    Diese Einheimischen waren nichts als Banditen, die einen für den Mantel, den man auf dem Leib trug, umlegten: Denen war alles egal. Die Revolution bedeutete ihnennichts. Gleichgültig, wer gerade an der Macht war – sie erkannten keine Regierung an und beugten sich keinem Gesetz. Sie sprachen nicht einmal Farsi, die iranische Landessprache, sondern Türkisch.
    Sie stießen ihn herum und schrieen ihn auf türkisch an. Er schrie auf Farsi zurück. Es führte zu nichts. Die putschen sich auf, dachte er, damit sie uns nachher alle erschießen können. Er hörte, wie sich ein Auto näherte. Aus der Richtung von Rezaiyeh tauchten zwei Scheinwerfer auf. Ein Landrover fuhr vor, und drei Männer stiegen aus. Einer von ihnen trug einen langen schwarzen Mantel. Die Stammesangehörigen schienen sich seiner Autorität zu beugen. Er wandte sich an Raschid. »Ich möchte die Pässe sehen, bitte.«
    »Gewiß«, sagte Raschid. Er führte den Mann zum zweiten Range Rover. Im ersten saß Bill, und Raschid wollte, daß der Mann im Mantel die Pässe satt hatte, bevor er den von Bill in die Hand bekam. Raschid klopfte an die Seitenscheibe, und Paul ließ sie hinunter. »Die Pässe.«
    Der Mann schien Erfahrung mit Ausweispapieren zu haben. Er kontrollierte jedes einzelne sorgfältig und verglich das Foto mit dem Gesicht des jeweiligen Inhabers. Dann stellte er ihnen in perfektem Englisch Fragen: Wo sind Sie geboren? Wo wohnen Sie? Wann sind Sie geboren? Glücklicherweise hatte Simons Paul und Bill dazu angehalten, jede einzelne Angabe in ihren falschen Pässen auswendig zu lernen, so daß Paul in der Lage war, die Fragen des Mannes im Mantel ohne Zögern zu beantworten.
    Widerstrebend führte Raschid den Mann zum ersten Range Rover. Bill und Keane Taylor hatten die Plätze getauscht, so daß Bill jetzt auf der anderen Seite im Dunkeln saß. Der Mann spulte seine Prozedur noch einmal ab. Bills Paß sah er sich zuletzt an. Dann sagte er: »Das Bild gehört nicht zu diesem Mann.«
    »Doch natürlich«, sagte Raschid heftig. »Er war schwer krank. Er hat abgenommen und seine Gesichtsfarbe istjetzt anders – verstehen Sie nicht, daß er todkrank ist? Er muß so schnell wie möglich nach Amerika zurück, damit er dort richtig behandelt werden kann, und Sie halten ihn auf. Wollen Sie, daß er sterben muß, nur weil das iranische Volk kein Mitleid mit einem Kranken hat? Ist das eine Art und Weise, die Ehre unseres Landes hochzuhalten? Ist ...«
    »Das sind Amerikaner«, sagte der Mann. »Folgen Sie mir.« Er drehte sich um und betrat eine Backsteinhütte neben der Brücke.
    Raschid folgte ihm. »Sie haben kein Recht, uns aufzuhalten«, sagte er.

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