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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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»Ich habe Anweisung von der Kommandozentrale der Islamischen Revolution in Rezaiyeh, diese Leute zur Grenze zu begleiten, und daß Sie uns aufhalten, ist ein konterrevolutionäres Verbrechen gegen das iranische Volk.« Mit großartiger Gebärde produzierte er den vom Vizeanführer geschriebenen und mit dem Bibliotheksstempel versehenen Brief.
    Der Mann sah ihn sich an. »Trotzdem, dieser eine Amerikaner sieht seinem Paßbild nicht ähnlich.«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß er krank ist!« schrie Raschid. »Das Revolutionskomitee hat ihnen freie Fahrt bis zur Grenze erteilt! Jetzt schaffen Sie mir diese Banditen vom Hals!«
    »Wir haben hier unser eigenes Revolutionskomitee«, sagte der Mann. »Sie werden alle mit in unser Hauptquartier kommen.«
    Raschid blieb keine Wahl.
    *
    Jay Coburn beobachtete, wie Raschid mit dem Mann in dem langen schwarzen Mantel aus der Hütte trat. Er sah mitgenommen aus.
    »Wir müssen in ihr Dorf zur Überprüfung«, sagte Raschid. »Wir müssen in ihren Autos mitfahren.«
    Das sieht gar nicht gut aus, dachte Coburn. Bei allen anderen Verhaftungen war ihnen gestattet worden, in ihren Range Rovern zu bleiben, und dabei hatten sie sich nicht so sehr wie Gefangene gefühlt. Die Wagen zu verlassen, kam ihnen vor, als verlören sie den Boden unter den Füßen.
    Außerdem hatte Raschid noch nie so verängstigt ausgesehen. Sie stiegen in die Fahrzeuge der Stammesangehörigen um, einen Laster und einen zerbeulten kleinen Kombi. Es ging über einen unebenen Pfad durch die Berge. Die Range Rover folgten, chauffiert von Einheimischen. Das kurvenreiche Sträßchen führte ins dunkle Nichts.
    Verdammte Scheiße, dachte Coburn. Das wär’s also. Kein Mensch wird je wieder von uns hören.
    Nach fünf bis sechs Kilometern erreichten sie das Dorf, das aus einem Backsteinhaus mit Hof und mehreren strohbedeckten Lehmhütten bestand. Im Hof jedoch standen sechs oder sieben fast neue Jeeps. »Jesusmaria«, sagte Coburn. »Diese Leute leben vom Autoklau.« Und die Range Rover wären eine schöne Ergänzung ihrer Kollektion.
    Die beiden Vehikel mit den Amerikanern wurden im Hof abgestellt, dahinter die Range Rover und schließlich zwei weitere Jeeps, die die Ausfahrt blockierten und somit eine schnelle Flucht ausschlossen.
    Sie stiegen alle aus.
    Der Mann im Mantel sagte: »Sie brauchen keine Angst zu haben. Wir müssen uns nur ein Weilchen mit Ihnen unterhalten, dann können Sie weiterfahren.« Er betrat das Gebäude.
    »Er lügt!« zischte Raschid.
    Sie wurden ins Haus geschoben und mußten ihre Schuhe ausziehen. Die Stammesangehörigen waren fasziniert von Keane Taylors Cowboystiefeln. Einer von ihnen hob sie hoch, untersuchte sie und reichte sie dann reihum, damit jeder sie begutachten konnte.
    Die Amerikaner wurden in einen großen, kahlen Raumgeführt. Auf dem Boden lag ein Perserteppich, an der Wand standen mehrere Bündel mit aufgerolltem Bettzeug. Der Raum wurde nur spärlich von einer Art Laterne erhellt. Sie setzten sich im Kreis nieder, umringt von den Stammesangehörigen mit ihren Gewehren.
    Wieder einmal ein Verhör, genau wie in Mahabad, dachte Coburn.
    Er ließ Simons nicht aus den Augen.
    Der größte und häßlichste Mullah, den sie je gesehen hatten, trat ein, und die Befragung fing von vorne an.
    Raschid bestritt das Gespräch allein, in einer Mischung aus Farsi, Türkisch und Englisch. Wiederum produzierte er den Brief aus der Bibliothek und gab den Namen des Vizeanführers an. Einer ging hinaus, um beim Komitee in Rezaiyeh nachzufragen. Coburn fragte sich, wie sie das wohl bewerkstelligen wollten: Die Öllampe deutete darauf hin, daß es hier keine Elektrizität gab, wieso sollten sie also ein Telefon haben? Sämtliche Pässe wurden erneut kontrolliert. Ständig gingen Leute ein und aus.
    Und wenn sie doch ein Telefon haben? dachte Coburn. Vielleicht sind wir besser dran, wenn wir wirklich überprüft werden; auf diese Weise erfährt wenigstens irgend jemand, wo wir sind. So wie es jetzt aussieht, können sie uns einfach umlegen, unsere Leichen spurlos im Schnee verschwinden lassen, und kein Mensch wird je erfahren, daß wir überhaupt hier gewesen sind. Ein Mann kam herein, gab Raschid den Brief zurück und sprach mit dem Mullah.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Raschid. »Sie glauben uns.« Mit einem Male schlug die Stimmung um.
    Der häßliche Mullah verwandelte sich in einen gutmütigen Riesen und schüttelte jedem die Hände. »Er heißt euch in seinem Dorf

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