Auf den Schwingen des Adlers
kam kreischend zum Stehen. Paul hatte bereits direkt vor der Tankstelle angehalten. Raschid fuhr im Rückwärtsgang hin und sprang aus dem Auto.
Die beiden Männer richteten ihre Waffen auf ihn. Das hatten wir doch schon mal, dachte er.
Er begann, seine Geschichte zu erzählen, aber sie hörten ihm gar nicht zu. Jeder bestieg einen der beiden Wagen. Raschid setzte sich wieder hinters Steuer.
»Fahr weiter«, wurde ihm befohlen.
Eine Minute später waren sie am Fuß des Hügels angelangt, der zur Grenze führte. Oben leuchteten ihnen die Lichter der Grenzstation entgegen. »Rechts abbiegen«, sagte Raschids Entführer.
»Nein«, gab Raschid zurück. »Wir haben Passiererlaubnis bis zur Grenze und ...«
Der Mann hob sein Gewehr und fingerte am Sicherheitsschloß herum.
Raschid hielt an. »Hör mal, ich war heute nachmittag in deinem Dorf und habe mir die Passiergenehmigung geholt ...«
»Fahr dort runter.«
Keine achthundert Meter trennten sie von der türkischen Grenze, von der Freiheit. Sieben Mann vom ›Dreckigen Team‹ gegen nur zwei Wachposten. Es war verführerisch ... Von der Grenze her raste ein Jeep den Hügel herab und kam vor dem Range Rover schlitternd zum Stehen. Ein aufgeregter junger Mann sprang heraus und rannte, eine Pistole in der Hand zu Raschid hinüber.
Raschid drehte das Seitenfenster herunter und sagte: »Ich habe Befehl von der Kommandozentrale der Islamischen Revolution ...«
Der aufgeregte junge Mann richtete seine Pistole auf Raschids Kopf. »Fahr den Weg hinunter!« schrie er.
Raschid gab nach.
Sie folgten dem Pfad, der noch enger war als der vorige. Das Dorf war nur etwa einen Kilometer entfernt. Dort angekommen, stieg Raschid aus dem Wagen und sagte: »Bleibt sitzen – ich erledige das.«
Mehrere Männer traten aus den Hütten, um zu sehen, was vorging. Sie wirkten noch gefährlicher als die Einwohner des letzten Dorfes. Laut sagte Raschid: »Wo ist euer Oberhaupt?«
»Nicht da«, antwortete einer.
»Dann holt ihn: Ich habe heute nachmittag mit ihm gesprochen. Ich bin ein Freund von ihm. Er hat mir die Genehmigung erteilt, mit diesen Amerikanern die Grenze zu überqueren.«
»Warum hast du Amerikaner bei dir?« fragte jemand.
»Ich habe Befehl der Kommandozentrale der Islamischen Revolution ...«
Urplötzlich, wie aus dem Nichts, tauchte das Dorfoberhaupt auf, der Mann, mit dem Raschid am Nachmittag gesprochen hatte. Er trat heran und küßte Raschid auf beide Wangen.
Im zweiten Range Rover sagte Gayden: »Mensch, das sieht gut aus!«
»Gott sei’s gedankt«, seufzte Coburn. »Ich hätte keineneinzigen Schluck Tee mehr runtergebracht, nicht einmal, um mein Leben zu retten.«
Der Mann, der Raschid geküßt hatte, kam herüber. Er trug einen schweren Afghanenmantel. Er lehnte sich durch das Autofenster und gab jedem die Hand. Raschid und die beiden Wachposten stiegen wieder in die Wagen.
Kurz darauf fuhren sie den Hügel zur Grenzstation hinauf. Paul, am Steuer des zweiten Wagens, mußte plötzlich an Dadgar denken. Noch vor vier Stunden in Rezaiyeh war es ihm vernünftig erschienen, den Gedanken an eine Grenzüberquerung zu Pferde unter Umgehung der Straße und der Station fallenzulassen. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Womöglich hatte Dadgar Bilder von ihm und Bill in jedem Flughafen, in jedem Hafen und an jedem Grenzübergang aushängen lassen. Selbst, wenn es hier keine Regierungsleute gab, mochten ihre Fotografien doch an irgendeiner Wand hängen. Den Iranern schien jeder Vorwand recht zu sein, Amerikaner festzuhalten und zu verhören. Und immerhin hatte EDS Dadgar von Anfang an unterschätzt ...
Die Grenzstation lag in hellem Neonlampenlicht. Die beiden Wagen fuhren langsam heran, passierten die Gebäude und hielten vor einer quer über die Straße gespannten Kette, die die Grenze des iranischen Hoheitsgebiets markierte.
Raschid stieg aus.
Er sprach mit den Zöllnern, kam zurück und sagte: »Sie haben keinen Schlüssel, um die Kette abzunehmen.«
Alle stiegen aus.
Simons sagte zu Raschid: »Geh hinüber auf die türkische Seite und sieh nach, ob Boulware dort ist.«
Raschid verschwand.
Simons hob die Kette an. Die Höhe reichte nicht aus, um einen Range Rover darunter durchzulassen.
Einer fand ein paar Planken und lehnte sie über die Kette, um festzustellen, ob die Wagen sie auf denPlanken überqueren konnten. Simons schüttelte den Kopf: Das würde nicht klappen.
Er wandte sich an Coburn: »Haben wir eine Eisensäge im
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