Auf den Schwingen des Adlers
Werkzeugkasten?«
Coburn ging zum Auto.
Paul und Gayden zündeten sich Zigaretten an. »Du solltest dich entscheiden«, sagte Gayden, »was du mit dem Paß anfangen willst.«
»Wie meinst du das?«
»Nach amerikanischem Recht stehen auf Benutzung eines falschen Passes zehntausend Dollar Geldbuße und Gefängnis. Die Geldstrafe würde ich bezahlen, aber den Knast mußt du schon selber absitzen.«
Paul dachte nach. Bisher hatte er noch nicht gegen das Gesetz verstoßen. Zwar hatte er seinen falschen Paß vorgezeigt, aber lediglich bei Banditen und Revolutionären, die ohnehin kein Recht hatten, Ausweise zu verlangen.
»Ganz recht«, sagte Simons. »Sobald wir aus diesem gottverdammten Land raus sind, wird kein einziges Gesetz gebrochen. Ich habe keine Lust, euch aus einem türkischen Gefängnis rauszuholen.
Paul gab seinen Paß Gayden, und Bill folgte seinem Beispiel. Gayden reichte die Pässe an Taylor weiter, der sie in seine Cowboystiefel steckte.
Coburn kam mit einer Eisensäge zurück. Simons nahm sie ihm ab und fing an, die Kette durchzusägen.
Die iranischen Zöllner eilten herbei und schrieen ihn an.
Simons hielt inne.
Raschid kehrte von der türkischen Seite zurück, zwei Wachposten und einen Offizier im Schlepptau. Er sprach mit den Iranern, dann sagte er zu Simons: »Du kannst doch die Kette nicht durchsägen. Sie meinen, wir müssen bis zum Morgen warten. Außerdem wollen uns die Türken heute nacht nicht mehr durchlassen.«
Simons murmelte Paul zu: »Dir wird gleich schlecht.«
»Wie bitte?«
»Wenn ich’s dir sage, übergibst du dich, verstanden?«
Paul wurde klar, was Simons meinte: Die türkischen Posten wollten schlafen, statt sich die Nacht mit einem Haufen Amerikaner um die Ohren zu schlagen; wenn jedoch einer der Amerikaner dringend ins Krankenhaus gebracht werden mußte, so konnten sie ihn schlecht zurückweisen.
Die Türken kehrten auf ihre Seite zurück.
»Und was machen wir jetzt?« fragte Coburn.
»Wir warten«, sagte Simons.
Bis auf zwei Posten gingen alle Iraner in ihr Wachhaus. Es war bitter kalt.
»Tut so, als hätten wir uns damit abgefunden, die ganze Nacht hier zu warten«, sagte Simons.
Die beiden Posten schlenderten davon.
»Gayden, Taylor«, befahl Simons. »Geht da rein und bietet den Zöllnern Geld an, wenn sie auf unsere Wagen aufpassen.«
»Auf sie aufpassen?« sagte Taylor ungläubig. »Die werden sie glattweg stehlen!«
»Genau«, sagte Simons. »Das können sie – vorausgesetzt, sie lassen uns ziehen.«
Taylor und Gayden gingen in das Wachhaus.
»Jetzt ist es soweit«, sagte Simons. »Coburn, nimm Paul und Bill mit und geh da rüber.«
»Kommt, Freunde«, sagte Coburn.
Paul und Bill stiegen über die Kette und setzten sich in Marsch. Coburn hielt sich dicht hinter ihnen. »Egal, was passiert, ihr geht weiter«, sagte er zu ihnen. »Wenn ihr Rufe oder Schüsse hört, dann rennt los, aber stehengeblieben oder zurückgegangen wird unter gar keinen Umständen.«
Simons kam hinter ihnen her. »Geht schneller«, sagte er. »Ich will nicht, daß ihr zwei mir hier in diesem verdammten Nirgendwo noch abgeknallt werdet.«
Hinter ihnen auf der iranischen Seite brach ein lautstarker Streit aus.
»Nicht umdrehen«, sagte Coburn. »Einfach weitergehen.«
Auf der iranischen Seite hielt Taylor zwei Zöllnern eine Handvoll Geldscheine unter die Nase. Die beiden Posten sahen unentschieden von den vier Männern, die über die Grenze gingen, zu den beiden Range Rovern, die zusammen mindestens zwanzigtausend Dollar wert waren ...
Raschid sagte: »Wir wissen noch nicht, wann wir die Autos holen kommen – es könnte ziemlich lange dauern.«
Einer der Posten sagte: »Sie sollten doch alle bis zum Morgen hierbleiben ...«
»Die Wagen sind wirklich sehr wertvoll und sollten sorgfältig bewacht werden ...«
Die Zöllner sahen zwischen den Autos und den Grenzgängern hin und her, und dann hatten sie schon zu lange gezögert: Paul und Bill erreichten die türkische Seite und betraten erleichtert das Wachhäuschen.
Bill warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war 23.45 Uhr am Donnerstag, dem 15. Februar, einen Tag nach Sankt Valentin. Am 15. Februar 1960 hatte er Emily den Verlobungsring übergestreift. Am gleichen Tag, sechs Jahre später, war Jackie auf die Welt gekommen – heute wurde sie dreizehn Jahre alt. Und Bill dachte: Hier kommt dein Geburtstagsgeschenk, Jackie – dein Vater ist noch am Leben.
Coburn folgte ihm ins Wachhäuschen.
Paul legte den Arm um
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