Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
willkommen«, übersetzte Raschid. Tee wurde serviert. Raschid sagte: »Wir werden gebeten, für heute nacht Gäste des Dorfes zu sein.«
    »Sag ihm, das geht auf gar keinen Fall«, erwiderte Simons. »Unsere Freunde warten an der Grenze auf uns.«
    Ein kleiner Junge von ungefähr zehn Jahren erschien. In seinem Bemühen, die frisch geschlossene Freundschaft zu festigen, holte Keane Taylor die Fotografie seines elfjährigen Sohnes Michael heraus und zeigte sie herum. Die Stammesangehörigen waren begeistert. Raschid sagte: »Sie wollen auch fotografiert werden.«
    »Keane, hol deinen Apparat«, sagte Gayden.
    »Ich hab’ keinen Film mehr«, sagte Taylor.
    »Mensch, Keane, hol deine Scheißkamera!«
    Taylor holte seinen Apparat. In Wirklichkeit waren noch drei Bilder auf dem Film, aber er hatte kein Blitzlicht und würde eine wesentlich bessere Kamera als seine Instamatik brauchen, um bei dem Laternenlicht fotografieren zu können. Doch die Stammesangehörigen stellten sich auf, schwenkten ihre Flinten, und Taylor blieb nichts anderes übrig, als sie zu knipsen. Es war unglaublich. Vor fünf Minuten noch hatten die Leute den Eindruck erweckt, als wollten sie die Amerikaner ermorden. Jetzt trieben sie allen möglichen Schabernack, juchzten und johlten und amüsierten sich königlich.
    Die Stimmung konnte ebenso rasch wieder umschlagen.
    Taylors Humor gewann die Oberhand, und er fing an, eine Schau abzuziehen, tat wie ein Pressefotograf, befahl den Stammesangehörigen zu lächeln oder näher zusammenzurücken, damit sie alle aufs Bild paßten, und »schoß« Dutzende von Fotos.
    Es wurde frischer Tee serviert. Coburn stöhnte innerlich. In den letzten Tagen hatte er so viel Tee getrunken, daß er das Gefühl hatte, aus nichts anderem mehr zu bestehen. Verstohlen goß er ihn aus und hinterließ einen häßlichen braunen Fleck auf dem prachtvollen Teppich.
    »Sag ihnen, wir müssen gehen«, befahl Simons Raschid.
    Nach einem kurzen Wortwechsel erklärte Raschid: »Wir müssen noch ein Glas Tee trinken.«
    »Nein«, sagte Simons entschieden und erhob sich. »Wir gehen.« Er lächelte freundlich, nickte den Einheimischenzu und verbeugte sich vor ihnen, gab dabei jedoch klare Befehle in einem Tonfall, der sein höfliches Gebaren Lügen strafte: »Alles aufgestanden! Zieht eure Schuhe an. Kommt schon, raus hier, wir müssen weiter.«
    Jeder Dorfbewohner wollte jedem einzelnen Besucher die Hand schütteln. Simons drängte sie unterdessen zur Tür. Unter vielen Verbeugungen und weiterem Händeschütteln fanden sie ihre Schuhe und stiegen hinein. Endlich gelangten sie nach draußen und kletterten in die Range Rover. Wieder mußten sie warten, bis die Einheimischen die beiden Jeeps, die die Ausfahrt blockierten, beiseite gefahren hatten. Schließlich setzten sie sich in Bewegung und folgten den beiden Jeeps den Bergpfad hinunter.
    Sie waren noch immer am Leben, noch immer frei, noch immer unterwegs.
    Die Stammesangehörigen brachten sie bis zur Brücke, wo sie sich von ihnen verabschiedeten.
    Raschid fragte: »Eskortiert ihr uns denn nicht bis zur Grenze?«
    »Nein«, gab einer zur Antwort. »Unser Territorium endet an der Brücke. Die andere Seite gehört schon zu Sero.«
    Der Mann in dem langen schwarzen Mantel gab jedem einzelnen in den beiden Range Rovern die Hand. »Vergessen Sie nicht, uns die Bilder zu schicken«, sagte er zu Taylor.
    »Da können Sie Gift drauf nehmen«, sagte Taylor, ohne seine Miene zu verziehen.
    Die Kette auf der Brücke war herabgelassen worden. Die beiden Range Rover fuhren hinüber und beschleunigten ihre Fahrt, sobald sie die Straße erreicht hatten.
    »Ich hoffe, im nächsten Dorf haben wir nicht die gleichen Schwierigkeiten«, sagte Raschid. »Ich war heute nachmittag beim Dorfoberhaupt und habe alles mit ihm abgesprochen.« Der Range Rover wurde immer schneller.
    »Fahr langsamer«, sagte Simons.
    »Nein, wir müssen uns beeilen.«
    Sie waren keine zwei Kilometer mehr von der Grenze entfernt.
    »Du sollst, verdammt noch mal, langsamer fahren«, sagte Simons. »Ich hab’ keine Lust, so kurz vorm Ziel noch hopszugehen.«
    Sie fuhren an einer Art Tankstelle vorbei, einer kleinen Hütte, in der Licht brannte. Plötzlich schrie Taylor: »Halt! Halt!«
    Simons sagte: »Raschid ...«
    Im zweiten Wagen hupte Paul und blendete auf und ab. Aus dem Augenwinkel sah Raschid zwei Männer aus der Tankstelle rennen, die im vollen Lauf ihre Gewehre luden und entsicherten.
    Er stieg auf die Bremse.
    Der Wagen

Weitere Kostenlose Bücher