Auf den Schwingen des Adlers
Laut Goelz war eine ganze Reihe von Flügen geplant. Vielleicht sollten sie abwarten, wie es dem ersten Schub Evakuierter erging und ob nach EDS-Personal gefahndet wurde. Zumindest wüßten sie dann von vornherein, womit sie zu rechnen hatten.
Aber das wüßten die Iraner dann auch. Der erste Flug hatte den Vorteil, daß wahrscheinlich allesdurcheinanderging, und es war denkbar, daß Howell und das ›Saubere Team‹ in dem entstehenden Tohuwabohu unbemerkt würden durchschlüpfen können.
Howell kam zu dem Schluß, daß es das beste war, die erste Maschine zu nehmen, aber wohl fühlte er sich nicht dabei. Bob Young erging es ebenso. Zwar arbeitete er mittlerweile nicht mehr für EDS im Iran, da er in Kuwait stationiert war, doch war er an den ersten Vertragsverhandlungen mit dem Ministerium beteiligt gewesen, hatte Dadgar von Angesicht zu Angesicht gegenübergesessen, und womöglich stand auch sein Name auf einer Liste in Dadgars Akten. Joe Poché stimmte ebenfalls für den ersten Flug, wenngleich er nicht viele Worte darüber verlor. Er sprach ohnehin nicht viel. Howell fand ihn ungesellig.
Rich und Cathy Gallagher hatten sich noch nicht entschieden, ob sie den Iran überhaupt verlassen wollten. Sie erklärten Poché unumwunden, daß er, was immer Oberst Simons auch gesagt haben mochte, ihnen keine Befehle zu erteilen hätte und sie sich ihre eigene Entscheidung vorbehielten. Poché stimmte zu, wies jedoch darauf hin, daß sie, wenn sie sich auf eine Fortsetzung des iranischen Abenteuers einlassen wollten, nicht darauf bauen könnten, daß Perot im Fall ihrer Verhaftung ein zweites Rettungsteam entsenden würde. Am Ende beschlossen die Gallaghers, ebenfalls den ersten Flug zu nehmen.
Am Nachmittag gingen sie alle ihre Papiere durch und vernichteten jeden Hinweis auf Paul und Bill.
Poché händigte jedem zweitausend Dollar aus, steckte selbst fünfhundert in seine Tasche und verbarg den Rest des Geldes, zweimal zehntausend Dollar, in seinen Schuhen. Er hatte sich von Gayden ein paar Schuhe geborgt, die ihm eine Nummer zu groß waren, so daß er das Geld bequem unterbringen konnte. Außerdem hatte er eine Million Rial in der Tasche, die er Lou Goelz fürAbolhasan übergeben wollte, damit dieser die letzten Gehälter der iranischen EDS-Angestellten auszahlen konnte. Als sie sich kurz vor fünf von Goelz’ Diener verabschiedeten, klingelte das Telefon.
Poché nahm ab. Es war Tom Walter. Er sagte: »Wir haben die Leute. Verstehst du? Wir haben die Leute.«
»Ich verstehe«, sagte Poché.
Sie stiegen alle ins Auto, Cathy mit ihrem Pudel Buffy auf dem Arm. Poché chauffierte. Er verlor kein Wort über Tom Walters Geheimnachricht.
Sie parkten den Wagen in einer Nebenstraße bei der Botschaft. Dort sollte er stehenbleiben, bis jemand sich entschloß, ihn zu klauen.
Howells Anspannung ließ nicht nach, als er das Botschaftsgelände betrat. Mindestens tausend Amerikaner liefen hier herum, aber auch eine ganze Reihe bewaffneter Revolutionsgarden.
Eigentlich sollte die Botschaft amerikanisches Hoheitsgebiet und unantastbar sein, doch die iranischen Revolutionäre scherten sich offensichtlich nicht um derlei diplomatische Finessen. Das ›Saubere Team‹ mußte sich in eine Schlange einreihen und warten. Damit verbrachten sie den größten Teil der Nacht. Sie mußten anstehen, um Formulare auszufüllen, anstehen, um ihre Pässe abzugeben, und anstehen, um ihr Gepäck abfertigen zu lassen. Sämtliche Gepäckstücke wurden in einer riesigen Halle deponiert, wo die Flüchtlinge ihre Koffer selbst suchen und die Anhänger anbringen mußten. Dann mußten sie noch einmal anstehen, um ihre Taschen zu öffnen und von den Revolutionären durchsuchen zu lassen. Kein einziges Stück ging unkontrolliert durch.
Howell erfuhr, daß zwei Jumbos der PanAm starten würden, einer nach Frankfurt, der andere nach Athen. Die Flüchtlinge wurden, je nach Firmenzugehörigkeit, auf die beiden Flüge verteilt; die EDS-Leute jedoch flogen inBegleitung des Botschaftspersonals, das den Iran verließ, nach Frankfurt.
Am Samstagmorgen um sieben Uhr bestiegen sie die Busse, die sie zum Flughafen bringen sollten.
Es wurde eine grauenvolle Fahrt.
In jedem Bus fuhren zwei oder drei bewaffnete Revolutionäre mit. Vor dem Tor der Botschaft erwarteten sie ein Haufen Reporter und mehrere Fernseh-Aufnahmeteams: Die Iraner waren zu dem Schluß gekommen, der Abflug der gedemütigten Amerikaner verdiene weltweiten Fernsehruhm.
Der Bus holperte über die
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