Auf den Schwingen des Adlers
Ginsberg war jetzt in Washington und überwachte die Lage in Teheran. Er sagte: »Fünf Ihrer Leute sitzen in einer Maschine, die auf der Startbahn des Teheraner Flughafens steht.«
»Gut!« sagte T. J.
»Gar nicht gut. Die Iraner suchen nach Chiapparone und Gaylord und erteilen keine Starterlaubnis, bevor sie die beiden nicht gefunden haben.«
»Scheiße.«
»Über dem Iran gibt es keine Flugüberwachung, deshalb muß die Maschine noch vor Einbruch der Dunkelheit abheben. Wir wissen nicht, wie es weitergeht, und die Zeit ist knapp. Eventuell müssen Ihre Leute wieder aussteigen.«
»Das dürfen Sie nicht zulassen!«
»Ich halte Sie auf dem laufenden.«
T. J. legte auf. Würde EDS nach allem, was Paul, Billund das ›Dreckige Team‹ durchgemacht hatten, am Ende mit noch mehr Leuten in einem Teheraner Gefängnis dastehen als zuvor?
In Dallas war es jetzt halb sieben morgens, also vier Uhr nachmittags in Teheran.
Es blieben ihnen noch zwei Stunden Tageslicht.
T. J. griff zum Telefon. »Ich muß Perot sprechen.«
*
»Ladies and Gentlemen«, sagte der Pilot, »die Herren Paul John und William Deming konnten noch nicht identifiziert werden. Der zuständige Kontrolleur aus dem Flughafen wird noch einmal eine Paßkontrolle vornehmen.«
Die Passagiere stöhnten.
Howell fragte sich, wer dieser Kontrolleur aus dem Flughafen wohl sein mochte. Vielleicht einer von Dadgars Leuten. Ein paar von ihnen kannten Howell, andere hatten ihn noch nie gesehen.
Er riskierte einen Blick auf den Gang.
Jemand kam an Bord. Howell starrte ihn an. Der Mann trug eine PanAm-Uniform.
Erleichtert lehnte Howell sich zurück.
Der Mann arbeitete sich langsam durch die Maschine, kontrollierte jeden einzelnen der fünfhundert Pässe, verglich Paßbilder mit den dazugehörigen Gesichtern und prüfte die Bilder und Stempel daraufhin, ob an ihnen herumgepfuscht worden war.
» Ladies and Gentlemen, hier spricht wieder Ihr Flugkapitän. Man hat beschlossen, das Gepäck im Laderaum noch einmal zu überprüfen. Wenn Ihre Gepäcknummer aufgerufen wird, so bitten wir Sie, sich zu erkennen zu geben.«
Sämtliche Gepäckabschnitte des ›Sauberen Teams‹ befanden sich in Cathys Handtasche. Howell sah, wie sie, als die ersten Nummern aufgerufen wurden, dieAbschnitte durchging. Er versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, um ihr zu signalisieren, sie solle sich nicht zu erkennen geben. Das Ganze war vielleicht eine Finte.
Weitere Nummern wurden aufgerufen, aber niemand erhob sich. Howell vermutete, daß sämtliche Passagiere lieber in Kauf nehmen wollten, ihr Gepäck zu verlieren, als die Maschine noch einmal verlassen zu müssen.
» Ladies and Gentlemen, geben Sie sich bitte zu erkennen, wenn Ihre Nummern aufgerufen werden. Sie brauchen nicht auszusteigen, sondern lediglich Ihre Kofferschlüssel auszuhändigen, damit Ihr Gepäck für die Durchsuchung geöffnet werden kann.«
Auch das beruhigte Howell nicht. Er beobachtete Cathy und versuchte immer noch, ihren Blick auf sich zu ziehen. Weitere Nummern wurden durchgegeben, aber Cathy stand nicht auf. » Ladies and Gentlemen, eine gute Nachricht. Wir haben uns mit der europäischen Hauptverwaltung von PanAm in Verbindung gesetzt, und die Erlaubnis erhalten, mit einer Überzahl an Passagieren zu starten.«
Müder Beifall.
Howell sah zu Joe Poché hinüber. Der hatte seinen Paß auf die Brust gelegt und sich mit geschlossenen Augen zurückgelehnt. Anscheinend war er eingeschlafen. Joe muß Nerven wie Seemannstaue haben, dachte Howell.
Je näher der Sonnenuntergang rückte, desto stärker mußte Dadgar unter Druck stehen. Mittlerweile sollte eigentlich feststehen, daß Paul und Bill nicht an Bord waren. Fünfhundert Menschen wieder von Bord zu holen und in die Botschaft zu eskortieren, hieße für die Revolutionsobrigkeit, den ganzen Zirkus morgen noch einmal von vorne aufzuziehen – und irgend jemand von denen da oben würde bestimmt ein entschiedenes Veto einlegen.
Howell war klar, daß er und der Rest des ›Sauberen Teams‹ sich mittlerweile etliches hatten zuschulden kommen lassen. Sie hatten Pauls und Bills Fluchtstillschweigend geduldet, und ob die Iraner das nun Konspiration oder Fluchthilfe oder sonstwie nannten – Tatsache blieb, daß es ungesetzlich sein mußte. In Gedanken ging er die Geschichte durch, auf die sie sich im Fall ihrer Verhaftung geeinigt hatten. Sie hätten das Hyatt am Montagmorgen verlassen, wollten sie erzählen, und seien in Keane Taylors Haus gezogen.
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