Auf den Schwingen des Adlers
prüfte sein Ausreisevisum eingehend, bevor er es abstempelte. Dann besah er sich das Paßbild und verglich es mit Howells Gesicht. Schließlich suchte er den im Paß angegebenen Namen auf einer Liste.
Der Posten händigte ihm seinen Paß wieder aus und winkte ihn durch.
Joe Poché passierte die Paßkontrolle als letzter. Der Posten musterte ihn besonders gründlich, verglich mehrmals sein Gesicht mit dem Paßfoto, da Poché sich inzwischen einen roten Bart hatte stehen lassen. Endlich wurde er ebenfalls durchgelassen.
Im Warteraum überkam das ›Saubere Team‹ so etwas wie Ausgelassenheit: Jetzt, da sie die Paßkontrolle hinter sich hatten, sei das Schlimmste vorüber, meinte Howell.
Um zwei Uhr nachmittags ging es weiter. Normalerweise gab es noch einmal eine Sicherheitskontrolle, bevor man an Bord gelassen wurde. Diesmal jedoch suchten die Posten nicht nur nach Waffen, sondern konfiszierten sogar Landkarten, Fotografien von Teheran sowie größere Geldsummen. Vom ›Sauberen Team‹ jedoch ging niemand seines Geldes verlustig; Pochés Schuhe wurden nicht durchsucht.
Hinter der Sperre lagen verschiedene Gepäckstücke auf dem Rollfeld. Die Besitzer wurden aufgefordert, sich zu erkennen zu geben, damit das Gepäck noch einmal durchsucht werden konnte, bevor es an Bord ging. Das ›Saubere Team‹ entging dieser Sonderbehandlung.
Sie bestiegen die Busse, die sie über das Rollfeld zu den beiden Jumbos brachten.
Am Fuß der Gangway gab es eine neuerliche Paßkontrolle. Howell schloß sich der Schlange von fünfhundert Leuten an, die darauf warteten, an Bord der Maschine nach Frankfurt zu gelangen. Seine Besorgnis hatte sich gelegt, es schien, als würde er nicht gesucht.
Er bestieg das Flugzeug und suchte sich einen Platz. Sowohl in den Kabinen als auch im Cockpit tummelten sich bewaffnete Revolutionäre. Konfusion entstand, als einige Fluggäste, die für Athen gebucht waren, bemerkten, daß sie sich in der Frankfurter Maschine befanden.Allmählich füllten sich die Sitzreihen sowie die für die Crew reservierten Plätze, und noch immer standen Leute herum.
Der Pilot meldete sich über den Lautsprecher und bat um Aufmerksamkeit. Es wurde ruhig im Flugzeug. »Die Passagiere Paul John und William Deming werden gebeten, sich zu erkennen zu geben«, sagte er.
Howell erstarrte.
John war Paul Chiapparones zweiter Vorname.
Deming war Bill Gaylords zweiter Vorname.
Sie hatten die Suche noch immer nicht aufgegeben.
Es ging ganz offensichtlich nicht nur um zwei Namen auf einer Liste im Flughafen. Dadgar hatte hier das Sagen, und seine Leute waren finster entschlossen, Paul und Bill zu finden.
Zehn Minuten später meldete sich der Flugkapitän erneut über Lautsprecher: » Ladies and Gentlemen, wir konnten bisher weder Paul John noch William Deming ausfindig machen. Man hat uns mitgeteilt, daß wir erst starten dürfen, wenn die beiden Herren gefunden sind. Sollte jemand an Bord ihren Aufenthaltsort kennen, bitten wir dringend um Mitteilung.«
Den Teufel werd’ ich tun, dachte Howell.
Bob Young fiel plötzlich wieder der Gepäckanhänger mit der Aufschrift »William D. Gaylord« in seiner Tasche ein. Er ging zum WC und warf ihn in die Toilette.
Die Revolutionäre kamen noch einmal den Gang entlang und verlangten die Pässe. Sie überprüften jeden einzelnen sorgfältig und verglichen die Bilder mit den Gesichtern der Paßinhaber.
John Howell zog ein Taschenbuch heraus, das er aus dem Haus der Dvoranchiks mitgebracht hatte, und versuchte, in dem Bemühen, sich unbeteiligt zu geben, darin zu lesen. Es handelte sich um »Dubai«, einen Thriller von Robin Moore über Machenschaften im Mittleren Osten. Aber es war ihm unmöglich, sich auf einenTaschenbuchthriller zu konzentrieren; schließlich erlebte er gerade selbst einen. Dadgar muß doch bald kapieren, daß Paul und Bill nicht in dieser Maschine sind, dachte er.
Und was wird er dann unternehmen?
Er war verdammt clever. Dafür sprach schon diese perfekte Methode der Paßkontrolle im Flugzeug, nachdem alle Passagiere bereits Platz genommen hatten und sich nicht mehr verstecken konnten.
Er wird diesen verfluchten Flieger noch höchstpersönlich besteigen, den Gang entlanggehen, und sich jeden angucken. Rich, Cathy und Joe kennt er nicht, aber Bob Young wird er erkennen.
Und mich kennt er am besten von allen.
*
In Dallas erhielt T. J. Marquez einen Anruf von Mark Ginsberg, dem Beamten aus dem Weißen Haus, der sich für Paul und Bill eingesetzt hatte.
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