Auf den Schwingen des Adlers
Howell hatte zuerst wahrheitsgemäß das Haus der Dvoranchiks angeben wollen, aber die anderen hatten ihn darauf aufmerksam gemacht, daß die Vermieterin dann vielleicht in Schwierigkeiten geriete, Taylors Vermieter hingegen nicht, da er nicht in demselben Haus wie seine Mieter wohnte. Montag und Dienstag hätten sie dort verbracht und seien am Dienstagnachmittag zu Lou Goelz gezogen. Von diesem Zeitpunkt an konnten sie bei der Wahrheit bleiben.
Diese Geschichte würde ihnen herzlich wenig nützen. Howell wußte nur zu gut, daß es Dadgar vollkommen gleichgültig war, ob sich seine Geiseln etwas hatten zuschulden kommen lassen oder nicht.
Um sechs Uhr verkündete der Pilot: » Ladies und Gentlemen, wir dürfen starten.«
Die Türen wurden zugeschlagen, und binnen Sekunden setzte sich die Maschine in Bewegung. Die Stewardessen forderten die Passagiere ohne Sitzplatz auf, sich auf den Boden zu setzen. Während die Maschine beschleunigte, dachte Howell: Jetzt werden wir bestimmt nicht mehr anhalten, selbst wenn der Befehl dazu käme ...
Kurz darauf meldete sich der Flugkapitän wieder: » Ladies and Gentlemen, wir haben soeben den iranischen Luftraum verlassen.«
Von den Passagieren kam müder Beifall.
Wir haben es geschafft, dachte Howell.
Er griff wieder zu seinem Thriller.
Joe Poché verließ seinen Sitz und machte sich auf die Suche nach dem Chefsteward. »Kann der Pilot eine Nachricht in die Staaten übermitteln?« fragte er.
»Ich weiß nicht«, erwiderte der Steward. »Schreiben Sie Ihre Nachricht auf, und ich frage ihn.«
Poché kehrte zu seinem Sitz zurück und griff nach Papier und Kugelschreiber. Er schrieb: To Merv Stauffer, 7171 Forest Lane, Dallas, Texas.
Er überlegte, wie er seine Mitteilung formulieren sollte. Dann fiel ihm die Rekrutierungsparole ein. »Adler kommen nicht in Scharen – man muß sie schon einzeln suchen.«
Also schrieb er:
Die Adler sind ausgeflogen.
*
Ross Perot wollte sich mit dem ›Sauberen Team‹ treffen, bevor er in die Staaten zurückkehrte. Er wollte sie alle beisammen haben, sie sehen und anfassen und sich vergewissern, daß sie gesund und munter waren. Bis Freitag jedoch hatte er nicht in Erfahrung bringen können, wo der Evakuierungsflug aus Teheran mit dem ›Sauberen Team‹ an Bord landen würde.
John Carlen, der Pilot der geleasten Boeing 707, wußte Rat. »Diese Evakuierungsflüge müssen über Istanbul gehen«, sagte er. »Wir brauchen uns bloß auf die Rollbahn zu setzen und zu warten, bis sie uns überfliegen, mit ihnen in Funkverbindung treten und sie fragen.«
Am Ende war das gar nicht nötig: Am Samstagmorgen rief Stauffer an und teilte Perot mit, daß das ›Saubere Team‹ an Bord der Maschine nach Frankfurt sei.
Um die Mittagszeit verließen Perot und die anderen das Sheraton und begaben sich zum Flughafen, wo Boulware und Simons bereits an Bord des Flugzeugs auf sie warteten. Am späten Nachmittag hoben sie ab.
Auf dem Flug rief Perot in Dallas an. Dank des SSB-Funkgeräts war es nicht schwieriger, als von New York aus zu sprechen. Er bekam Merv Stauffer an den Apparat.
»Gibt’s was Neues vom ›Sauberen Team‹?« fragte Perot.
»Ich habe Nachricht von ihnen. Sie kam aus der europäischen Zentrale von PanAm. Da heißt es lediglich: ›Die Adler sind ausgeflogen.‹«
Perot lächelte. Alles klar.
Er verließ das Cockpit und begab sich in die Kabine. Seine Helden sahen ganz schön mitgenommen aus. Im Istanbuler Flughafen hatte er Taylor in den Duty-Free-Shop geschickt, um für alle einen Imbiß, Zigaretten und Schnaps zu besorgen, und Taylor hatte mehr als tausend Dollar ausgegeben. Sie stießen auf die gelungene Flucht des ›Sauberen Teams‹ an, doch niemand war so recht in Stimmung, und zehn Minuten später saßen sie immer noch mit vollen Gläsern auf den Plüschpolstern herum. Einer fing an, Karten für eine Pokerrunde auszugeben, aber auch die wollte nicht so recht in Gang kommen.
Zur Crew der 707 gehörten zwei hübsche Stewardessen. Perot brachte sie dazu, ihre Arme um Taylor zu legen, und knipste das Trio. Sollte Taylor ihm je das Leben schwermachen, drohte er, so wolle er dieses Bild seiner Frau Mary zeigen.
Die meisten von ihnen waren zu müde zum Schlafen, nur Gayden begab sich in das luxuriöse Schlafzimmer und legte sich auf das französische Bett. Perot rümpfte darüber die Nase: Er war der Meinung, daß das Bett Simons, der älter war und total erschöpft wirkte, zustünde.
Aber Simons unterhielt sich mit Anita
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