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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Humor.
    Coburn erkannte, daß die anderen Simons allmählich ebenfalls richtig einzuschätzen lernten. Wenn einer eine dumme Frage stellte, bekam er von Simons eine scharfeAntwort. Infolgedessen zögerten inzwischen alle, bevor sie überhaupt fragten, und machten sich erst einmal Gedanken darüber, wie der Oberst wohl reagieren würde. Auf diese Weise brachte er sie dazu, so zu denken wie er selbst.
    Einmal bekamen sie an diesem zweiten Tag im Seehaus die ganze Wucht seines Mißmuts zu spüren. Es war, was niemanden verwunderte, der junge Ron Davis, der Simons’ Ärger auf sich zog.
    Sie waren ein fröhlicher Haufen, und Davis hatte von allen den meisten Humor. Coburn war das nur recht: Lachen half, die bei einem derartigen Unternehmen unvermeidliche Spannung zu mildern. Er vermutete, daß Simons ebenso dachte. Aber einmal ging Davis zu weit.
    Simons hatte eine Packung Zigarillos neben seinem Sessel auf dem Boden und fünf weitere Päckchen draußen in der Küche deponiert. Davis, der Simons zunehmend in sein Herz schloß und auch – typisch für ihn – gar keinen Hehl daraus machte, sagte ehrlich besorgt: »Colonel, Sie rauchen zu viele Zigarillos. Das ist gar nicht gut für Ihre Gesundheit.«
    Statt einer Antwort handelte er sich nur den berühmten Simons-Blick ein. Aber er ignorierte die Warnung.
    Wenige Minuten später ging Davis in die Küche und versteckte die fünf Päckchen Zigarillos in der Geschirrspülmaschine.
    Als Simons sein erstes Päckchen aufgeraucht hatte, erhob er sich, um die anderen zu holen, und fand sie natürlich nicht. Ohne Tabak aber konnte er nicht denken. Er befand sich schon auf dem Weg zum Auto, um zu einem Laden zu fahren, als Davis den Geschirrspülautomaten öffnete und ihm nachrief: »Hier habe ich Ihre Zigarillos!«
    »Die können Sie behalten, verflucht noch mal!« knurrte Simons und ging hinaus.
    Als er mit fünf neuen Päckchen wiederkam, sagte er zu Davis: »Die hier gehören mir. Lassen Sie gefälligst Ihre Pfoten davon.«
    Davis fühlte sich wie ein Kind, das in die Ecke gestellt wird. Dies war der erste und gleichzeitig letzte Streich, den er Oberst Simons spielte.
    Jim Schwebach saß während der Diskussion auf dem Boden und versuchte, eine Bombe zu basteln.
    Eine Bombe – oder deren Bestandteile – durch den iranischen Zoll zu schmuggeln, wäre zu gefährlich gewesen. »Das ist ein unnötiges Risiko«, sagte Simons. Schwebach mußte sich also eine Konstruktion einfallen lassen, die aus im Lande erhältlichen Einzelteilen zusammenzubauen war.
    Der Plan, ein Gebäude hochgehen zu lassen, wurde endgültig verworfen: Das war übertrieben und würde Unschuldige das Leben kosten. Ihren Zwecken genügte ein lichterloh brennendes Auto vollauf. Schwebach wußte, wie man aus Benzin, Seifenflocken und etwas Öl »Napalm zum Anrühren« herstellen konnte. Kopfzerbrechen bereiteten ihm nur der Zeitzünder und die Lunte. In den Staaten hätte er einen elektrischen Zeitmesser mit dem Motor einer Spielzeugrakete verbunden; in Teheran würde er sich mit primitiveren Zutaten begnügen müssen.
    Zunächst experimentierte er mit einem altmodischen Küchenwecker, dessen Glocke durch einen Klöppel ausgelöst wurde. Den Klöppel verband er mit einem Phosphorstreichholz, und die Glocke ersetzte er durch ein Stück Sandpapier, an dem sich das Streichholz entzünden und die Lunte in Brand stecken sollte.
    Dieser Mechanismus erwies sich als ziemlich unzuverlässig, und jedesmal, wenn das Streichholz versagte, lachten sich die anderen halbtot.
    Schließlich entschied sich Schwebach für den ältesten aller Zeitmesser, eine Kerze.
    An einer Versuchskerze testete er, wie lange sie brauchte, um zweieinhalb Zentimeter herunterzubrennen. Dann stutzte er eine andere Kerze auf die richtige Länge für eine Viertelstunde Brenndauer zurecht.
    Nun schabte er die Köpfe einiger Phosphorstreichhölzer ab und zermahlte das entzündbare Material zu einem Pulver, das er fest in ein Stück Aluminiumfolie einwikkelte. Dieses Päckchen brachte er am unteren Ende des Kerzenstummels an: War er heruntergebrannt, so erhitzte sich die Folie, und das Streichholzpulver explodierte. Da die Folie an der Unterseite dünner war, richtete sich die Wucht der Explosionswelle nach unten. Die Kerze wurde samt der primitiven, aber zuverlässigen Zündung in den Hals einer kleinen, mit »Instant-Napalm« gefüllten Flasche montiert.
    »Jetzt braucht man nur noch die Kerze anzuzünden und sich aus dem Staub zu machen«, dozierte

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