Auf den Schwingen des Adlers
einer Geheimoperation.
Gemeinsam mit Rich Gallagher, dem anderen noch in Teheran verbliebenen EDS-Außenposten stellte er eine Liste auf: Boulware, Sculley, Coburn, Davis, Schwebach und Poché waren alle »in Urlaub«.
Und diese sechs hatten einiges gemeinsam.
»Urlaub! Die haben ja wohl den Arsch offen«, sagte Taylor zu Gallagher. »Das ist ein Befreiungskommando ...«
*
Am Morgen des vierten Januar kehrte die Gruppe in das Haus am Lake Grapevine zurück und ging noch einmal den gesamten Plan durch.
Simons kümmerte sich mit unglaublicher Geduld um jede Kleinigkeit, denn er war entschlossen, auf jede nur erdenkliche Schwierigkeit gründlich vorbereitet zu sein. Joe Poché unterstützte ihn dabei durch seine unermüdliche Fragerei, die, obwohl Coburn sie recht ermüdendfand, äußerst kreativ war und zu einer ganzen Reihe Verbesserungen in ihrem Planspiel beitrug.
Zunächst einmal war Simons mit den Plänen für den Flankenschutz unzufrieden. Daß Schwebach und Sculley ruck, ’zuck einfach jeden abknallten, der sich einmischte, war ihm zu brutal. Sinnvoller erschien es ihm, die Polizei oder Armee auf irgendeine Weise abzulenken. Schwebach schlug vor, am einen Ende der Straße vor dem Gefängnis ein Auto in Brand zu stecken. Simons war nicht sicher, ob das ausreichte, er hätte lieber gleich ein ganzes Haus in die Luft gejagt. Für alle Fälle wurde Schwebach erst einmal damit beauftragt, eine Zeitbombe zu basteln.
Um ein oder zwei Sekunden zu gewinnen, würde Simons schon ein ganzes Stück vor dem Gefängnis aussteigen und zu Fuß zum Zaun gehen. War die Luft rein, so sollte er Poché per Handzeichen zu verstehen geben, daß er vorfahren konnte.
Eine weitere Schwachstelle ihres Plans war das ganze Hin und Her um das Aussteigen und Aufs-Dach-Klettern, das wertvolle Sekunden kostete. Und schließlich war unklar, ob Paul und Bill nach wochenlanger Gefangenschaft überhaupt imstande sein würden, die Leiter zu erklimmen und vom Dach des Lieferwagens hinabzuspringen.
Eine ganze Reihe von Verbesserungsvorschlägen wurde vorgebracht: eine zusätzliche Leiter, eine Matratze auf dem Boden, Griffe auf dem Autodach. Dann erst fiel ihnen die einfachste Lösung ein: Sie würden ein Loch ins Dach des Wagens schneiden, durch das sie hinaus- und wieder hereinklettern konnten. Für diejenigen, die durch das Dach springen mußten, dachten sie sich eine zusätzliche Raffinesse aus: eine Matratze auf dem Boden des Lieferwagens, die die Wucht des Aufpralls milderte.
Die Flucht gab ihnen Zeit genug, ihr Aussehen zu verändern. In Teheran wollten sie Jeans und Sportjacketts tragen, und alle hatten bereits damit angefangen, sich Bärte stehen zu lassen, um weniger aufzufallen. ImLieferwagen sollten jedoch Rasierapparate und korrekte Anzüge deponiert werden, so daß sich alle rasieren und umziehen konnten, bevor sie die Fluchtautos wechselten.
Nur Ralph Boulware, der wie immer seinen eigenen Kopf hatte, wollte weder Jeans noch eine Jacke tragen. Gerade in Teheran, wo gute westliche Kleidung einen Mann als Mitglied der herrschenden Klasse auswies, fühlte er sich in Anzug, weißem Hemd und Krawatte sicherer. Simons erhob keine Einwände: Das Wichtigste war, daß sich während der gesamten Mission jeder wohlfühlte und seine Zuversicht bewahrte. Am Luftwaffenstützpunkt Doschen Toppeh, von dem aus sie das Land in einer Maschine der Air Force verlassen wollten, waren sowohl amerikanische als auch iranische Flugzeuge stationiert und Bedienstete beider Nationalitäten beschäftigt. Von den Amerikanern würden sie natürlich erwartet werden – aber was, wenn ihnen die iranischen Wachen am Tor Schwierigkeiten machten? Sie beschlossen, gefälschte Militärausweise mit sich zu führen. Mehrere Ehefrauen von EDS-Führungskräften hatten in Teheran beim Militär gearbeitet und besaßen ihre Ausweise nach wie vor: Merv Stauffer würde sich einen davon als Vorlage für Fälschungen besorgen. Coburn fiel auf, daß Simons die ganze Zeit über sehr zurückhaltend wirkte und ein Zigarillo nach dem anderen rauchte.
»Sie brauchen keine Angst zu haben, erschossen zu werden«, hatte Boulware zu ihm gesagt. »Sie sterben sowieso vorher noch an Krebs!« Ansonsten stellte Simons nur Fragen. Der Plan wurde gemeinsam am runden Tisch diskutiert, und Entscheidungen wurden durch Abstimmung gefällt. Trotzdem stieg Simons mehr und mehr in Coburns Achtung: Dieser Mann war erfahren, intelligent, gewissenhaft und einfallsreich. Und außerdem hatte er
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