Auf den Schwingen des Adlers
Schwebach, als sein Modell fertig war, »und eine Viertelstunde später hat man ein feines Feuerchen.«
Und alle Polizisten, Soldaten, Revolutionäre und Passanten – und, wenn es gut ging, auch mehrere Gefängniswärter – würden durch ein brennendes Auto abgelenkt, während Ron Davis und Jay Coburn über das Gitter in den Hof sprangen. Noch am selben Tag zogen sie aus dem Hilton aus. Coburn nistete sich im Seehaus ein, und die anderen wechselten ins Airport Marina über, das näher am Lake Grapevine lag. Nur Ralph Boulware bestand darauf, abends nach Hause gehen zu können.
In den folgenden vier Tagen trainierten sie, beschafften die Ausrüstung, machten Schießübungen, probten den Überfall auf das Gefängnis und feilten ihren Schlachtplan weiter aus. Gewehre konnten sie in Teheran kaufen, doch die einzige vom Schah genehmigte Munition war feiner Schrot, sogenannter Vogeldunst. Da Simons sich jedoch vortrefflich aufs Umrüsten von Munition verstand, beschlossen sie, ihren eigenen Schrot in den Iran zu schmuggeln.
Die Schwierigkeit bestand darin, daß sie beim Austausch von Rehposten gegen Vogeldunst relativ wenige Schrotkörner in den kleinen Kugeln unterbrachten: DieGeschosse hatten zwar große Durchschlagskraft, aber geringe Streubreite. Sie entschieden sich für Schrot Nr. 2, der breit genug streute, um mehrere Männer auf einmal auszuschalten, gleichzeitig aber auch genügend Durchschlagskraft besaß, um die Windschutzscheibe eines Verfolgerwagens zu zerschmettern.
Für den Extremfall sollte jeder aus dem Team eine Walther PPK im Halfter bei sich tragen. Merv Stauffer beauftragte Bob Snyder, den Werkschutzleiter bei EDS – ein Mann, der wußte, wann man besser keine Fragen stellte –, die Schußwaffen bei Ray Sporting Goods in Dallas zu besorgen. Wie sie in den Iran geschmuggelt werden konnten, sollte Schwebach herausfinden.
Stauffer recherchierte, auf welchen amerikanischen Flughäfen das Fluggepäck nicht durchleuchtet wurde: am Kennedy-Flughafen, zum Beispiel.
Schwebach kaufte zwei Vuitton-Koffer, die besonders tief und deren Ecken und Seitenteile verstärkt waren. Zusammen mit Coburn, Davis und Jackson werkelte er in Perots Hobbykeller in Dallas, wo sie verschiedene Möglichkeiten ausprobierten, die Koffer mit doppelten Böden zu versehen.
Schwebach freute sich schon darauf, zehn Revolver in einem präparierten Koffer an den iranischen Zöllnern vorbeizutragen. »Wenn du weißt, wie die beim Zoll arbeiten, dann halten sie dich auch nicht an«, behauptete er. Seine Zuversicht wurde allerdings von den anderen nicht geteilt. Sollte doch etwas schiefgehen und die Waffen gefunden werden, mußten sie einen Reserveplan parat haben. Er würde vorgeben, daß der Koffer ihm nicht gehörte. Er würde zur Gepäckausgabe zurückkehren und dort natürlich einen zweiten Vuitton-Koffer vorfinden, der sich in nichts von dem ersten unterschied, außer daß er keine Waffen, sondern nur persönliches Gepäck enthielt.
War das Team erst einmal in Teheran, würden sie sich mit Dallas telefonisch verständigen müssen. Coburn warziemlich sicher, daß die Iraner die Telefonleitungen anzapften, und so entwickelten sie einen simplen Code: GR hieß A, GS hieß B, GT hieß C, und so weiter bis GZ, das für I stand; dann kam HA für J, HB für K, HR für Z. Die Ziffern von eins bis neun hießen IA bis II, Null war IJ.
Sie würden das Militäralphabet benutzen, in dem A Alpha genannt wird, B Bravo, C Charlie und so weiter.
Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, sollten nur Schlüsselwörter codiert werden. Der Satz »Er ist bei EDS« würde also lauten: »Er ist bei Golf Victor Golf Uniform Hotel Kilo.«
Von dem Codeschlüssel wurden lediglich drei Kopien gemacht. Eine gab Simons Merv Stauffer, der als Kontaktmann des Teams in Dallas fungieren sollte, die beiden übrigen erhielten Jay Coburn und Pat Sculley, die sich, ohne daß es ausdrücklich gesagt worden wäre, zu Simons »Adjutanten« gemausert hatten.
Der Code würde sie davor bewahren, daß beim Abhören ihres Telefons zufällig etwas durchsickerte. Allerdings konnte ein Experte – das wußten sie als Computerfachleute besser als jeder andere – einen so einfachen Buchstaben- und Zahlencode in Minutenschnelle knacken. Daher erhielten die wichtigsten Wörter vorsichtshalber eine eigene Chiffrierung: Paul wurde zu AG, Bill zu AH, die amerikanische Botschaft zu GC, Teheran zu AU. Perot war der »Große Vorsitzende«, Gewehre hießen »Bänder«, das Gefängnis die
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