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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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eine Schnapsidee von Ross Perot – der Plan nahm langsam Gestalt an.
    *
    Jay Coburn unternahm als einziger den ernsthaften Versuch, seine Frau hinters Licht zu führen.
    Er ging ins Hilton zurück und rief Liz an: »Hallo, Liebling.«
    »Hallo, Jay. Wo steckst du denn?«
    »In Pans ...«
    Auch Joe Poché rief seine Frau aus dem Hilton an.
    »Wo bist du eigentlich?« fragte sie ihn.
    »Ich bin in Dallas.«
    »Und was machst du da?«
    »Ich arbeite bei EDS natürlich.«
    »Joe, EDS in Dallas hat bei mir angerufen und gefragt, wo du dich rumtreibst!«
    Poché begriff, daß irgend jemand, der nicht in das Geheimnis eingeweiht war, ihn gesucht hatte. »Ich arbeite gerade nicht mit denen zusammen, sondern direkt mit Ross. Da hat wohl irgendwer vergessen, Bescheid zu sagen.«
    »Und was für ’ne Arbeit ist das?«
    »Es geht da um ein paar Sachen, die wir für Paul und Bill erledigen müssen.«
    »Ach so ...«
    *
    Als Boulware zum Haus seiner Freunde zurückkehrte, bei denen er mit seiner Familie wohnte, schliefen seine Töchter Stacy Elaine und Kecia Nicole bereits. »Na, wie war’s heute?« fragte seine Frau.
    »Ach, ganz gut«, sagte er.
    Sie sah ihn befremdet an. »Nun, raus mit der Sprache, was hast du gemacht?«
    »Nichts Besonderes.«
    »Für einen, der nichts Besonderes getan hat, warst du aber ganz schön beschäftigt. Ich habe dich zwei- oder dreimal angerufen, und jedesmal warst du nirgends zu finden.«
    »Ich war schon da. Ich glaube, ich könnte jetzt ein Bier vertragen.«
    Mary Boulware war eine warmherzige, aufrichtige Frau, der jegliche Art von Täuschung fernlag. Und sie war keineswegs dumm. Sie wußte allerdings, daß Ralph ein paar unumstößliche Ansichten über die Rollenverteilung in einer Ehe hatte. Sie mochten zwar altmodisch sein, aber Ralph und Mary kamen ganz gut damit zurecht. Wenn er über irgend etwas aus dem Büro nicht reden wollte, dann war sie die letzte, die darüber einen Streit vom Zaun brach.
    »Ein Bier, bitte schön, kommt sofort ...«
    *
    Jim Schwebach machte nicht einmal den Versuch, seine Frau Rachel an der Nase herumzuführen. Sie hatte ihn ohnehin schon durchschaut. Als Schwebach von PatSculley angerufen worden war, hatte sie gefragt: »Wer war das denn?«
    »Pat Sculley aus Dallas. Die wollen, daß ich hinkomme und an einem Projekt in Europa mitarbeite.«
    Rachel kannte Jim nun seit fast zwanzig Jahren und wußte genau, was in seinem Kopf vorging. »Die wollen bestimmt wieder rüber und die zwei aus dem Gefängnis holen«, sagte sie.
    »Rachel, das siehst du nicht richtig, mit so was habe ich nichts mehr am Hut«, antwortete er wenig überzeugend.
    »Dann wird sich das jetzt eben ändern ...«
     
    Pat Sculley konnte nicht einmal seine Kollegen überzeugend hinters Licht führen, bei seiner Frau versuchte er es gar nicht erst.
    Er erzählte Mary alles.
    Und Ross Perot erzählte Margot alles. Ja, selbst Simons verstieß gegen seine eigenen Sicherheitsvorkehrungen und rief seinen Bruder Stanley in New Jersey an ...
    Den Befreiungsplan vor anderen EDS-Führungskräften geheimzuhalten, erwies sich gleichfalls als unmöglich. Der erste, der alles herausbekam, war Keane Taylor, den Perot von Frankfurt aus nach Teheran zurückbeordert hatte.
    Seit jenem Neujahrstag, als Perot zu ihm gesagt hatte: »Ich schicke dich zurück, damit du dort etwas sehr Wichtiges erledigst«, war Taylor der Überzeugung, daß eine geheime Mission geplant wurde, und er brauchte nicht lange, um herauszufinden, wer dahintersteckte.
    Eines Tages hatte er aus Teheran in Dallas angerufen und Ralph Boulware verlangt.
    »Boulware ist nicht hier«, bekam er zur Antwort.
    »Und wann kommt er zurück?«
    »Keine Ahnung.«
    Taylor, den Dummheit zur Raserei bringen konnte, wurde laut: »Also, wo ist er jetzt eigentlich?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was soll das heißen, keine Ahnung?«
    »Er ist in Urlaub.«
    Taylor war seit Jahren eng mit Boulware befreundet. Daß Ralph Urlaub machte, solange Paul und Bill im Gefängnis saßen, konnte er kaum glauben.
    Am darauffolgenden Tag fragte er nach Pat Sculley und bekam die gleichen Ausreden aufgetischt.
    Boulware und Sculley in Urlaub, während Paul und Bill im Kittchen hockten?
    Quatsch.
    Am nächsten Tag fragte er nach Coburn.
    Die gleiche Geschichte.
    Allmählich begann sich ein Schema abzuzeichnen: Coburn war bei Perot gewesen, als der ihn nach Teheran beordert hatte. Und Coburn, Personalchef und Organisator der Evakuierung, wäre genau der richtige Mann zum Austüfteln

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