Auf den Schwingen des Adlers
fliegen soll.«
Das Team teilte sich auf: Simons, Coburn, Poché und Boulware flogen nach Zürich und versuchten es dort bei der Swissair; Sculley, Schwebach, Davis und Jackson blieben in Paris.
In Kloten war der Schalter für den Teheran-Flug vonIranern umlagert, und das Team konnte nur ein einziges Ticket bekommen. Sie entschieden sich für Coburn. Er war der Logistiker und wußte am besten Bescheid über das EDS-Inventar in Teheran: einhundertfünfzig leerstehende Häuser und Wohnungen, sechzig zurückgelassene Personenwagen und Jeeps, zweihundert iranische Angestelle, die nicht alle vertrauenswürdig waren, sowie Nahrungsmittelvorräte und Werkzeuge, die die Evakuierten stehengelassen hatten. Wenn Coburn vorab eintraf, konnte er sich schon um Fahrzeuge, Vorräte und Verstecke kümmern.
Er verabschiedete sich von seinen Freunden, bestieg die Maschine und flog mitten hinein in Chaos, Gewalt und Revolution.
*
Am selben Tag nahm Ross Perot, ohne daß Simons und sein Team etwas ahnten, den Flug 172 der British Airways von New York nach London. Auch sein Ziel hieß Teheran.
*
Coburn verging die Zeit auf dem Flug von Zürich nach Teheran viel zu schnell.
Nervös zählte er in Gedanken auf, was er alles zu erledigen hatte. Eine Liste konnte er nicht schreiben: Simons duldete keine schriftlichen Aufzeichnungen.
Zuerst einmal mußte er mit dem präparierten Koffer durch den Zoll. Er hatte keine Waffen bei sich: Würde der Koffer untersucht und das Geheimfach entdeckt, so wollte er sagen, es sei für den Transport einer hochempfindlichen Fotoausrüstung vorgesehen.
Danach mußte er eine Vorauswahl unter den leerstehenden Häusern und Wohnungen treffen, die Simons als Verstecke in Betracht ziehen konnte. Außerdem mußteer Autos auftreiben und für ausreichende Benzinvorräte sorgen.
Keane Taylor, Rich Gallagher und den iranischen Mitarbeitern von EDS gegenüber wollte er behaupten, er arrangiere die Verschiffung der zurückgebliebenen Habseligkeiten in die Vereinigten Staaten. Er hatte Simons vorgeschlagen, Taylor in das Geheimnis einzuweihen, da dieser eine wertvolle Ergänzung für das Team sein könne. Simons hatte sich vorbehalten, die Entscheidung darüber selbst zu treffen, sobald er Taylor persönlich kennengelernt hatte.
In Teheran lief das gesamte Flughafenpersonal in Armeeuniformen herum. Warum der Flughafen trotz des Streiks offen war, wurde Coburn schnell klar: Das Militär hatte das Kommando übernommen.
Er griff sich den Koffer mit doppeltem Boden und ging durch den Zoll. Niemand hielt ihn auf.
Die Ankunftshalle war das reinste Irrenhaus. Die wartende Menge führte sich undisziplinierter denn je auf. Die Armee mochte zwar das Kommando übernommen haben – militärische Ordnung hatte sie jedoch nicht durchgesetzt.
Auf der Fahrt in die Stadt fiel ihm, vor allem in Flughafennähe, ein großes Aufgebot an Armeefahrzeugen und anderem militärischen Gerät ins Auge. Es waren weitaus mehr Panzer zu sehen als zur Zeit seines Abflugs. Sollte das vielleicht heißen, daß der Schah die Lage noch immer unter Kontrolle hatte? Seinen Äußerungen in der Presse zufolge war dem so. Aber Bakhtiar behauptete das gleiche von sich. Und auch Ayatollah tat, als sei ihm die Macht sicher: Soeben hatte er die Bildung eines Islamischen Revolutionsrats ausgerufen, der die Regierungsgewalt übernehmen sollte – gerade so, als säße er nicht in einer Villa am Stadtrand von Paris neben dem Telefon, sondern hätte die Macht in Teheran schon übernommen. Eigentlich wurde das Land von niemandem regiert. Dies mochte auf der einen Seite die Verhandlungen um dieFreilassung der beiden Inhaftierten erschweren, konnte aber andererseits auch dem Rettungsteam zugute kommen.
Das Taxi brachte Coburn ins Bukarest, wo er Keane Taylor antraf. Da Lloyd Briggs zur Zeit in New York war, um die EDS-Anwälte persönlich zu informieren, hatte Taylor die Leitung der iranischen Niederlassung übernommen. In makellosem Anzug samt Weste saß er an Paul Chiapparones Schreibtisch, ganz so, als befände er sich meilenweit entfernt von jeder Unruhe und nicht mitten im Herzen einer Revolution.
Als Coburn eintrat, blickte er erstaunt auf.
»Teufel auch, Jay, seit wann bist du denn hier?«
»Ich bin gerade angekommen.«
»Und was soll der Bart – willst du unbedingt gefeuert werden?«
»Ich dachte, ich sähe damit weniger amerikanisch aus.«
»Hast du schon einmal einen Iraner mit einem rötlichen Bart gesehen?«
»Nein.« Coburn lachte.
»Und
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