Auf den Schwingen des Adlers
ihmInformationen aus der Nase, die er gar nicht bewußt registriert hatte – einfach, indem er ihm die richtigen Fragen stellte.
»Der Lieferwagen und die Leiter – das können wir abschreiben«, sagte Simons. »Ihr wunder Punkt sind jetzt die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen. Wir können zwei Männer mit Gewehren oder Walthers unter den Mänteln als Besucher reinschicken. Unsere Leute sollten den Oberst und den Lauscher ohne Schwierigkeiten überwältigen können – und vor allem ohne viel Krach, damit die Wachen in der Nähe nicht alarmiert werden. Dann ...«
»Ja, was dann?«
»Da liegt der Hund begraben. Die vier müßten das Gebäude verlassen, den Hof überqueren, zum Tor gelangen, es entweder öffnen oder drübersteigen, auf die Straße gelangen, in ein Auto einsteigen ...«
»Das könnte klappen«, sagte Coburn. »Am Tor steht nur eine einzige Wache ...«
»Da sind aber noch ein paar Dinge, die mir Kopfzerbrechen machen«, sagte Simons. »Erstens: die Fenster in dem hohen Gebäude am Ende des Hofs. Solange unsere Männer im Hof sind, kann sie jeder, der gerade zufällig aus dem Fenster schaut, sehen. Zweitens: diese Elitetruppe mit den glänzenden Helmen und den Gewehren. Auch wenn bis dahin alles klappt – spätestens am Tor müssen wir langsam tun. Und wenn nur ein einziger Aufseher mit Gewehr aus einem dieser hochgelegenen Fenster guckt, dann kann er die vier aufs Korn nehmen und wie Vieh abknallen.«
»Wir sind nicht sicher, ob sich in dem Gebäude Wachen aufhalten.«
»Wir sind aber auch nicht sicher, daß sich dort keine aufhalten.«
»Das Risiko scheint mir nicht sehr groß zu sein ...«
»Wir werden überhaupt kein Risiko eingehen, wenn es sich vermeiden läßt. Drittens: Der Verkehr in dieserverdammten Stadt ist die reinste Katastrophe. Einfach in ein Auto springen und davonfahren ist ein Ding der Unmöglichkeit. Fünf Meter weiter könnten wir schon in eine Demonstration geraten. So geht’s nicht. Dieser Überfall muß wie geschmiert laufen. Vor allem müssen wir Zeit haben. Der Oberst, dem das Gefängnis unterstellt ist – was ist denn das für ein Mann?«
»Er war ganz freundlich«, sagte Coburn. »Paul und Bill schienen ihm wirklich leid zu tun.«
»Ich frage mich, ob wir ihn uns nicht kaufen können. Wissen wir irgendwas über ihn?«
»Nein.«
»Dann müssen wir es rausfinden.«
»Darauf setze ich Madjid an.«
»Der Oberst könnte dafür sorgen, daß zur Besuchszeit keine Wachen in der Nähe sind. Wir könnten ihn decken, indem wir ihn fesseln oder sogar k. o. schlagen ... Wenn er wirklich bestechlich ist, könnte es klappen.«
»Ich kümmere mich darum«, sagte Coburn.
*
Am dreizehnten Januar startete Ross Perot von Amman aus in einem Lear Jet der Arab Wings, der Chartergesellschaft der Royal Jordanian Airlines, in Richtung Teheran. In der Gepäckablage befand sich ein Netz mit einem halben Dutzend Profifilmen, wie sie von Fernsehteams benutzt werden – Perots Tarnung.
Auf ihrem Weg nach Osten deutete der britische Pilot hinunter auf den Zusammenfluß von Euphrat und Tigris. Ein paar Minuten später bekamen sie Ärger mit der Hydraulik und mußten umkehren.
Das war nicht das erste Malheur auf dieser Reise.
In London war Perot mit Anwalt John Howell und EDS-Manager Bob Young zusammengetroffen, die schon seit Tagen versuchten, einen Flug nach Teheran zubekommen. Schließlich hatte Young herausgefunden, daß Arab Wings die Stadt anflog, und sie waren zu dritt nach Amman aufgebrochen. Die Ankunft dort, mitten in der Nacht, war ein Erlebnis für sich: Perot kam es vor, als nächtigten sämtliche bösen Buben Jordaniens am Flughafen. Sie trieben ein Taxi auf, das sie in ein Hotel brachte. John Howells Zimmer hatte kein Bad, und die sanitären Einrichtungen waren direkt neben dem Bett angebracht. Perot in seinem Zimmer war gezwungen, seine Füße in die Badewanne zu stellen, wenn er auf dem Lokus saß ...
Die Tarnung mit den Magnetbildbändern hatte sich Bob Young ausgedacht. Arab Wings flog regelmäßig Filme für die NBC-Nachrichten nach Teheran und wieder hinaus. Manchmal schickte NBC einen eigenen Boten, manchmal nahm sie auch der Pilot mit. Heute war Perot der NBC-Kurier. Er trug eine Windjacke, eine Schottenmütze und keine Krawatte. Wer immer daran interessiert sein mochte, Ross Perot zu finden, würde ihn nicht in der Person des regulären NBC-Boten vermuten und den unauffälligen Mann mit dem NBC-Netz keines zweiten Blickes würdigen. Arab Wings spielte mit und
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