Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
hatte sogar zugesagt, Perot auf die gleiche Weise wieder auszufliegen.
    Nach Amman zurückgekehrt, bestiegen Perot, Howell, Young und der Pilot eine Ersatzmaschine und machten sich wieder auf den Weg.
    Es hätte Gründe genug für Ross Perot gegeben, auf die Reise nach Teheran zu verzichten. Würde er dem Mob in die Hände fallen, so konnte es ihm passieren, daß man ihn als Symbol des blutsaugerischen amerikanischen Kapitalismus an Ort und Stelle aufknüpfte. Sollte Dadgar von seiner Anwesenheit erfahren, war durchaus vorstellbar, daß er es darauf anlegen würde, auch ihn zu verhaften. Was hinter der Verhaftung von Paul und Bill steckte, war Perot noch immer nicht ganz klar – sicher war jedoch, daß ein Ross Perot hinter Gittern denmysteriösen Absichten des Untersuchungsrichters durchaus entgegenkommen würde.
    Andererseits: Die Verhandlungen um die Freilassung der beiden Inhaftierten hatten einen toten Punkt erreicht, und Perot wollte, bevor Simons und das Team ihr Leben aufs Spiel setzten, noch einen letzten Versuch unternehmen, um zu einer friedlichen Lösung zu gelangen.
    Und so saß er nun im Flugzeug mit dem Gefühl, wenn schon nicht das Klügste, so doch wenigstens das Richtige zu tun.
    Der Lear Jet ließ die Wüste hinter sich und überflog nun das westiranische Gebirge. Im Gegensatz zu Simons, Coburn und Poché war physische Gefahr für Ross Perot etwas Neues. Für den Zweiten Weltkrieg war er zu jung, für Vietnam zu alt gewesen, und der Koreakrieg war just in dem Moment zu Ende gegangen, als der Rekrut Perot sich an Bord des US-Zerstörers Sigourney auf dem Weg dorthin befand. Nur ein einziges Mal war auf ihn geschossen worden – damals, während der Kampagne für die Kriegsgefangenen. Bei der Landung irgendwo in einem laotischen Dschungel hatte er pfeifende Geräusche gehört, aber erst, als die alte DC 3 ausgerollt war, war ihm klargeworden, daß Schüsse sie getroffen hatten. Sein bisher schlimmstes Erlebnis war, als während eines Fluges (ebenfalls über Laos) die direkt rechts neben seinem Sitz befindliche Tür abfiel. Er hatte geschlafen, und als er plötzlich aufwachte, merkte er, daß er mit einem Teil seines Körpers im Freien hing. Zum Glück war er damals angeschnallt gewesen.
    Heute saß er nicht neben einer Tür.
    Perot sah aus dem Fenster und erblickte unter sich in einem Talkessel die Stadt Teheran – ein riesiger, schmutzigbrauner Fleck, den einige weiße Wolkenkratzer sprenkelten. Das Flugzeug setzte zur Landung an.
    Er hatte das Gefühl, unter Hochspannung zu stehen und einen Adrenalinstoß nach dem anderen zu bekommen.
    Die Maschine rollte aus. Ein paar Soldaten mit umgehängten Maschinengewehren schlenderten über das Flugfeld.
    Perot stieg aus. Der Pilot öffnete die Gepäckablage und händigte ihm das Netz mit den Bändern aus.
    Gemeinsam überquerten sie das Rollfeld. Howell und Young folgten mit ihren Koffern.
    Sie betraten die Abfertigungshalle. Perot sagte sich, daß das Militär, das den Flugbetrieb aufrechterhielt, und das Justizministerium, für das Dadgar arbeitete, zwei unterschiedliche Behörden und Bürokratien darstellten. Es wäre ein ziemlich einmaliges Ereignis in der Geschichte staatlicher Institutionen gewesen, wenn hier die eine Behörde gewußt hätte, was die andere tat.
    Er ging zur Paßkontrolle und zeigte seine Papiere. Sie wurden gestempelt und ihm wieder ausgehändigt.
    Er ging weiter. Am Zoll hielt ihn niemand an.
    Der Pilot zeigte ihm, wo er das Netz mit den Bändern zu deponieren hatte. Dann verabschiedeten sie sich voneinander. Er drehte sich um und erblickte einen großen, distinguierten Herrn: Keane Taylor.
    »Hallo, Ross, alles geklappt?« fragte Taylor.
    »Prima«, erwiderte Perot und lächelte. »Keiner hat nach dem häßlichen Amerikaner Ausschau gehalten.«
    Sie verließen den Flughafen. »Na, wie gefallen dir deine wichtigen Verwaltungsaufgaben hier?« fragte Perot.
    »Ausgezeichnet«, gab Taylor zurück.
    Sie stiegen in Taylors Wagen, Howell und Young nahmen im Fond Platz.
    Als sie anfuhren, sagte Taylor: »Wir nehmen nicht den direkten Weg, weil wir sonst mitten in die Straßenkämpfe geraten.«
    Halbfertige Betonbauten mit hochragenden Baukränen säumten die Straße. Jegliche Arbeit daran schien eingestellt worden zu sein. Bei näherem Hinsehen bemerkte Perot, daß in den Rohbauten Menschen lebten – einbezeichnendes Symbol für die Hast, mit der der Schah die Modernisierung des Landes vorangetrieben hatte.
    Perot fielen die langen

Weitere Kostenlose Bücher